Monthly Archives: June 2015

„Eine gute Erfahrung“ – Simone über ihr Praktikum bei Maat for Peace, Development and Human Rights (Maat) in Kairo

Die Organisation Maat for Peace, Development and Human Rights (Maat) ist eine ägyptische Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Kairo, welche im Jahre 2005 von Ayman Okeil gegründet wurde. Maat beschäftigt derzeit rund 25 festangestellte Mitarbeiter*Innen und verfügt zudem über ein Netzwerk an Freiwilligen. Seit 2013 ist Maat zudem Head of Network der ägyptischen Sektion der Anna Lindh Foundation. Leitmotiv der Arbeit von Maat ist eine freie und gerechte Gesellschaft, welche sich Menschenrechten, sozialen, wirtschaftlichen sowie politischen Rechten, Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Werten verpflichtet fühlt. Durch verschiedene Projekte, welche in Zusammenarbeit mit internationalen Gebern durchgeführt werden, versucht Maat zur Erreichung dieser Vorstellung beizutragen. Die Arbeit teilt sich dabei in vier Themenbereiche auf: Decentralization and Good Local Governance, Elections and Supporting Democracy, Social Peace and the Development of Marginalized Groups und International Mechanism to protect Human Rights. Das Praktikum Meine Praktikumsbetreuerin war Fatma Othman, die als Projektkoordinatorin für Maat tätig ist und mit der ich mir während des Praktikums auch ein Büro teilte. Des Weiteren saßen noch eine andere Mitarbeiterin, welche als Übersetzerin für Maat tätig ist und zwei weitere deutsche Praktikantinnen in dem Büro. Zu Beginn meines Praktikums wurde ich zudem dem Vorsitzenden von Maat und den anderen Mitarbeitern vorgestellt, allerdings hatte ich zu diesen während meines Praktikums kaum weiteren Kontakt. Dies lag vor allem an der Tatsache, dass abgesehen von meiner Betreuerin und einer anderen Mitarbeiterin keiner der Angestellten Englisch sprechen konnte und ich kein Arabisch spreche. Allerdings hatten auch die beiden anderen Praktikantinnen die Arabisch sprechen konnten, wenn auch nicht auf muttersprachlichem Niveau, keinen engeren Kontakt zu den anderen Arbeitsbereichen von Maat. Meine Tätigkeiten während des Praktikums fielen alle in den Bereich der internationalen Kooperation und hatten keinen direkten Bezug zur inhaltlichen Arbeit von Maat. In der ersten Woche war ich vor allem damit beschäftigt, mögliche internationale Geberorganisationen oder Kooperationspartner zu recherchieren. Dabei variierte entweder der nationale Hintergrund oder der Förderbereich der Organisationen. Auch wenn die Arbeit von entscheidender Bedeutung ist und ohne finanzielle Mittel keine Projekte durchgeführt werden können, empfand ich die Aufgabe auf Dauer etwas unspezifisch und endlos. In der zweiten Woche war ich vor allem damit beschäftigt der NGO die verschiedenen politischen Stiftungen in Deutschland und deren Verbindung zu den Parteien darzustellen. Auf Grundlager dieser Informationen will Maat versuchen Beziehungen mit ausgewählten Stiftungen aufzubauen. Zudem nahm ich an einer von Maat organisierten Konferenz teil, welche sich mit den Wahlen und dem damit zusammenhängendem Terror in Ägypten beschäftigte. In der dritten Woche hatte ich verschiedene kleinere Aufgaben zu erledigen, unter anderem war ich für das internationale Pressemonitoring zuständig, sollte wieder nach Förderpartnern recherchieren und ein kurzes Paper zu Transparency International schreiben. Zudem war ich auf einer Konferenz zur Armutssituation in Ägypten. In der vierten und fünften Woche wurde mir die Aufgabe übertragen selbstständig ein Projekt zu entwickeln, mit welchem sich Maat für eine Mittelausschreibung bewerben will. Das Projekt sollte dabei einen zeitlichen Rahmen von drei Monaten haben und neue Dialogmöglichkeiten schaffen. Diese Aufgabe war von der Anforderung her die anspruchsvollste meines Praktikums und auch die interessanteste. Auch wenn ich die mir übertragene Verantwortung schätze, wäre eine Einweisung hinsichtlich der Ausarbeitung eines solchen Antrags wünschenswert gewesen. Da jedoch keiner Zeit hatte mich einzuweisen, wurde ich mehr oder weniger ins „kalte Wasser“ geworfen. Da die Deadline für Projektanträge mit dem Ende meines Praktikums zusammenfiel konnte ich während meines Praktikums leider nicht mehr erfahren, ob das von mir entwickelte Projekt die Fördergelder erhalten hat. Insgesamt kann ich sagen, dass die Aufgaben mit fortschreitendem Praktikum durchaus zugenommen haben an Anspruch und Bedeutung. Allerdings bedauere ich, dass ich keine Möglichkeit hatte die anderen Bereiche von Maat kennenzulernen. Auf Grund der fehlenden Sprachkenntnisse auf beiden Seiten war dies leider unmöglich. Allerdings hatten auch die beiden anderen Praktikantinnen, die Arabisch sprechen können, keine Möglichkeit bekommen, die inhaltliche Arbeit von Maat besser kennenzulernen, weshalb es fraglich ist, ob sich die Arbeit bei Wegfall der Sprachbarrieren überhaupt verändert hätte. Auch wenn sich meine Betreuerin sehr intensiv um mich gekümmert hat, waren Rückmeldungen zu meinen Arbeiten doch eher sporadisch, was mit dem hohen Zeitdruck begründet wurde, der auf den Angestellten lasten würde. Leben in Ägypten In der Zeit meines Praktikums lebte ich in einer Dreier-WG in Downtown, nur ein paar Minuten vom berühmten Tahrir-Platz entfernt. In direkter Umgebung gab es mehrere Restaurants sowie kleinere Einkaufsmöglichkeiten. Essen gehen ist in Ägypten sehr billig, abwechslungsreich und auf Wunsch international möglich. Vor allem das Essen an den Straßenständen ist gesundheitlich jedoch ein "rotes Tuch"! Wer sich vegan ernähren will: es ist möglich, aber von der Vielfalt her durchaus eingeschränkt. Fortbewegungsmöglichkeiten sind in Kairo reichlich vorhanden und sehr billig. Neben Metro und Bussen sind auch Taxis als tägliches Transportmittel selbstverständlich, allerdings hab ich diese kaum benutzt da man vor allem mit der Metro billiger und auch schneller (Verkehrschaos!) ans Ziel kommt. Was die Sicherheit angeht habe ich mich in Kairo sicherer gefühlt als gedacht. Natürlich war man durchgehend Kommentaren von Männern auf der Straße ausgesetzt, jedoch hatte ich mich nie in einer Situation befunden in der ich mich durch diese Kommentare bedroht gefühlt habe. Man muss einfach versuchen, die Kommentare so gut wie möglich zu ignorieren. In der ersten Woche habe ich zudem einen Bombenalarm miterlebt, als außerhalb eines Parks, wo ich mich befand, eine Bombe gefunden wurde. Die Ägypter reagieren jedoch total entspannt, weshalb auch bei einem selbst keine wirkliche Panik aufkommt. Während meiner Zeit in Kairo hatte ich die Möglichkeit, die Stadt selbst sowie die nähere Umgebung besser kennenzulernen und habe zudem noch zwei Ausflüge unternommen. Im Nachhinein hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, um noch ein wenig mehr vom Land zu sehen, da Ägypten sehr viele interessante und unterschiedliche Dinge bietet. Ich hatte mich vor Beginn meines Praktikums jedoch dagegen entschieden zum Reisen länger in Ägypten zu bleiben, da ich mir über die Sicherheitsbedingungen für Frauen unsicher war. Dies hat sich zwar als besser herausgestellt als erwartet, dennoch ist Ägypten nun kein Land, wo ich als Frau ohne Bedenken herumreisen würde, weswegen man zum Teil auf Touren angewiesen wäre, welche wiederrum teurer sind. Fazit Ägypten ist ein sehr interessantes, lebendiges und abwechslungsreiches Land, jedoch fällt es mir schwer Attribute wie „gut“ oder „schlecht“ zu benutzen, wenn ich meine Erfahrung hier beschreiben soll. Die Tatsache, dass ich wiederkommen würde, sollte als Aussage jedoch ausreichend sein. Bezüglich des Praktikums war es durchaus eine gute Erfahrung, jedoch würde ich ohne entsprechende Sprachkenntnisse kein derartiges Praktikum mehr machen, da mir vor allem Einblicke in die inhaltliche Arbeit gefehlt haben.   Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.


Berbers in North Africa: Adaptation and Rebellion – “Azul” Movie Screening

Last Wednesday we launched our annual 14km Film and Discussion Series at Filmrauschpalast in Moabit. As opening movie we screened “Azul” of Tunisian film maker Wassim Korbi who himself belongs to the indigenous group of Imazighen (sg. Amazigh, often called “Berbers”) in Tunisia. Following the screening, Abderrahmane Ammar, Berber-Expert, sociologist at Humboldt University Berlin, and freelance journalist, shared his insights into the Amazigh culture as well as into the political and social situation of the indigenous population in North Africa today. The film accompanies the director’s journey to his father’s ancestral village in search for his cultural roots. “Azul” is the greeting in Tamazight, the language of the Berbers, and language is one of the main topics that move the Berbers who are portrayed in the film. They proudly present themselves in front of their culture’s centuries-old ruins of historical buildings, or otherwise, in the deserted streets of run-down villages. They want to be recognized as indigenous population with their own history, culture, and language, and they grasp the opportunity after the opening-up of the political space after the 2011 Tunisian revolution to speak out about this wish for recognition. The history of the Berbers today living in Morocco, Tunisia, Algeria, Libya, and Egypt, is marked by domination of foreign people in their home countries – first by Romans, then Arabs, and later by the French and Italian. “Adaptation and rebellion” – these were the only options open for the Berbers under foreign rule, explained sociologist and himself a Moroccan Berber, Abderrahmane Ammar, who was invited as speaker for the ensuing discussion. They, as “free men”, how the term “Imazighen” can be translated into English, mostly opted for non-adaptation and retreated into the mountain regions to practice their culture in their families and escape prosecution by foreign rulers. Tattoos were one means of rebellion. The signs and ornaments decorating the back of men’s hands tell about tribal belonging and religion – and they were forbidden under Muslim rule. Today, the youth chooses other means to express their identity and to combat discrimination. In the movie, young men use rap to gain attention both in their own community and in the society as a whole. There is still reason to rebel. In Tunisia, under the governments of Bourguiba and Ben Ali, a strict nationalist policy put Arabs and Arabic into focus, as the Berbers portrayed in the movie complain. Berber culture, by contrast, was used as a folkloristic decoration to attract tourists and earn money. Representatives of this Arab nationalistic stance are among today’s political decision makers, as well as agents of political Islam who sometimes decry Berbers as atheists or rant against the role of women in Berber culture. A young Tunisian woman in the film accordingly paints the picture of the “Mère Amazigh”, the Amazigh mother, who with her status as free woman who has her own history and tradition acts as a symbol for the political opposition. In fact, women have a strong standing in some Berber tribes, as Mr. Ammar clarified in the debate. The Tuareg people for example favor women in the law of succession and women are free to choose their husband without parental intrusion. The debate with the guests, among whom there were some Tunisians, centered on the socio-political situation today and perspectives for the different North African countries. Mr. Ammar stressed that especially in some countries population statistics tend to be manipulated to understate the share of Berbers amongst the populace and to force them into a minority role. In fact, Mr. Ammar said, Berbers form the majority in Morocco, whereas they represent about half the populace in Tunisia and Libya, and there are 10.000 Berbers living in Egypt. The legal situation is best in Morocco, where they obtained political recognition in 2011. Tamazight is now an official language in Morocco. In Algeria, on the other hand, legal recognition took place early, but economic discrimination lingers. Therefore, an independency movement has grown in the Kabyle. After suffering from discrimination under Gaddafi, Berbers in Libya now fight for recognition. In Egypt, this struggle is fought mainly in intellectual debate. In Tunisia, the young generation looks at its origin and cultural identity with freshly gained pride. Only with higher education and international experience is it that today’s youth is able to overcome their parents’ feeling of shame who did not oppose against the reigning opinion of the stupid “barbarians”. Although they have not yet found a structure for their political lobbying, one of the best examples for the recent rise in self confidence is exactly this movie by Wassim Korbi – “Azul”: Hello, here we are! Many thanks to Abderrahmane Ammar for the interesting insights and to all guests for joining the screening and the vivid debate! In charge of the event and presentation: Andreas Fricke Text: Susanne Kappe Photos: Silvia Liminiana Organisation: the volunteer 14km Film Team Please find further movies and films about Amazigh (Berber) in the 14km Film Database. The webpage Tlaxcala documents the Amazigh language. Thanks to our guests Hamid Behetschi for this tip. International Amazigh webpage. The 14km Film and Discussion Series 2015 gets sponsorship by budgetary funds of the Federal State of Berlin – Office for Development Cooperation. Subject of the upcomming event are CHILDREN in (civil) war and as refugees. 14km presents the feature and winner of numerous awards "Schildkröten können fliegen" ('Turtles Can Fly'') by Bahman Ghobadi (Iran/Iraq, 2005) in the original (Kurdish) with German subtitles. Date: Wednesday, 22nd of July, starting at 6.30 pm (18:30) at Filmrauschpalast Berlin Moabit. Further events are scheduled as followed: 26 August / 16 September / 07 October / 28 October / 18 November / 9 December We express thanks for the support:    


Amazigh (Berber) in Tunisia: AZUL

14km Film and Discussion Event

 "AZUL" (Documentary, Tunisia, 2013, in the original with subtitles, 43 mins) by Wassim Korbi on Wednesday, 24 June 2015 at 18:30 (6:30 pm) at Filmrauschpalast cinema, Lehrter Strasse 35, 10557 Berlin Moabit 14km.org presents the first event of the 14km Film and Discussion Series 2015. The event's subject is the indigenous Amazigh (Berber) culture in Tunisia, including their role as a minority in the Tunisian society. 14km screens the Tunisian documentary "AZUL" by Wassim Korbi in the original (Arabic, French, Tamazigh) with English subtitles. The director gives an insight into his personal journey to his father's village, situated in an area where the culture of the Amazigh is still visible and alive. Korbi provides a perspective on the Amazigh culture and their situation in Tunisia until June 2013. The film will be followed by an open conversation and audience discussion, in order to deepen insights and information about the Amazigh (Berber) and their current political and social situation in Tunisia. Invited are: Khouloud Madhaoui (Amazigh, film maker) and Abderrahmane Ammar (Berber expert and sciologist at Humboldt University Berlin; freelance journalist). Attendance is free, donations are welcome. The event takes place at Filmrauschpalast cinema at the Kulturfabrik in Berlin Moabit (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). The discussion ends around 21:30 (9:30 pm) at the latest. Facebook event The 14km Film and Discussion Series 2015 gets sponsorship by budgetary funds of the Federal State of Berlin – Office for Development Cooperation. Further events are scheduled as followed: 22 July / 26 August / 16 September / 07 October / 28 October / 18 November / 9 December The events are dedicatet to a single country or specific topic, in order to give an artistic-documentary impression . The ensuing audience discussion aims to include further informations by an affected person living in Berlin and by an scientific expert, always aiming to make links to North-South relationships.   We express thanks for the support:    


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