Ägypten @en
Jasmin Feldmann’s report about her internship at NHASD in Cairo (in German)
Die Organisation New Horizon Association for Social Development (NHASD) ist eine eingetragene Nichtregierungsorganisation (NRO) mit Sitz in Alt-Kairo, die 2003 von Nady Kamel und sechs weiteren Experten in der Entwicklungshilfe gegründet wurde. Ziel der Organisation ist es, sich für soziale und ökonomisch ausgegrenzte Gruppen einzusetzen. Mit einem Jahresbudget von ungefähr 500.000 Euro (nach eigenen Angaben) ist NHASD eine mittelgroße Organisation. Die Zielgruppe umfasst Straßenkinder, Frauen, Jugendliche, Flüchtlinge und Bauern. Die Organisation agiert dabei in einem Netzwerk aus ca. 19 weiteren NROs innerhalb Ägyptens. Konkret versuchen die rund 50 Angestellten und Freiwilligen der Organisation marginalisierten Gruppen mithilfe von Trainingsprogrammen und Mikrokrediten die Teilhabe am sozialen und ökonomischen Leben zu ermöglichen. Frauen sollen Lesen und Schreiben beigebracht und über ihre Rechte aufgeklärt werden. Manchen soll ein Mikrokredit gewährleistet werden, mit welchem sie sich einen eigenen kleinen Laden einrichten und somit ein Stück weit selbstbestimmtes Leben leben können. Laut Direktor der Organisation Nady Kamel, legen er und sein Team besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit ihrer Projekte. In einem dieser Projekte bemühe sich das Team von NHASD in Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium und fünf weiteren NROs um den Ausbau ökologischer Landwirtschaft im Wadi al-Ğadida (das Neue Tal) 550 km südwestlich von Kairo. Kairo Kairo ist die mit rund 20 Millionen Einwohnern die größte Stadt der arabischen Welt und die zweitgrößte Afrikas. Die Angaben der Einwohnerzahlen schwanken zwischen 17 und 24 Millionen, da es in Ägypten keine Meldepflicht gibt und die Angaben lediglich ungenaue Hochrechnungen darstellen. Tatsächlich wachsen die Metropolen Kairo und Alexandria dramatisch. Die Landbevölkerung Ägyptens leidet unter Armut und Arbeitslosigkeit. 89 % der Bevölkerung ist zwischen 15 und 24, die Arbeitslosenrate liegt zwischen 13 und 14% (Statista 2014/ Index Mundi 2014). Junge Menschen sehen keine Lebensperspektive auf dem Land und ziehen in die Städte um dort ihr Glück zu versuchen. Jedoch sind die Arbeitsplätze nach der Revolution 2011 stetig zurückgegangen, vor allem der Tourismus leidet unter einer starken Rezession. Kairo steht vor einem großen Problem: Immer mehr Menschen drängen auf immer weniger Arbeitsplätze und Raum. Darüber hinaus ist ein öffentliches Verkehrssystem nahezu inexistent und die Straßen überquellt. Investitionen gehen allerdings nur in Luxusbauten und Siedlungen in den neuen Distrikten außerhalb Kairos. Kilometerlang sind die Straßen von informellen Bauten gesäumt. Meine Aufgaben Ich absolvierte mein Praktikum in der Hauptelle von NHASD in der Abteilung “Fundraising and Communication”. Dort arbeitete ich in einem Büro mit zwei Arbeitskolleginnen, Nourhan Elganzory und Sara Kamel, die beide als Fundraising and Communication Officer für die Organisation tätig sind. Deren Aufgabenbereich bestand darin, Kontakte mit anderen Organisationen aufzubauen und zu pflegen, Konzepte für Projekte zu entwerfen und Anträge für die Förderung solcher Projekte (Proposals) zu schreiben. Die ersten Tage war ich damit beschäftigt Unterlagen zu Projekten durchzulesen. Ich las Konzepte, Proposals, Budgetpläne und Emailkorrespondenzen. Somit verschaffte ich mir nicht nur einen genauen Eindruck von der Arbeit eines Fundraising and Communication Officers, sondern erfuhr auch mehr über die diversen Projekte, die NHASD in den letzten Jahren unternahm. Darunter waren die Einrichtung von Kindergärten für Kinder syrischer Flüchtlinge, diverse Weiterbildungskurse für Frauen und die Förderung ökologischer Landwirtschaft in New Valley. Kaum hatte ich alle Unterlagen studiert durfte ich auch schon einen Antrag auf Förderung für eines dieser Projekte verfassen. Es handelte sich um einen Antrag auf Förderung bei einer US-amerikanischen NRO, “One-Days-Wages”. Diese hatten bereits an einem ihnen zugesandten Konzepts Interesse gezeigt und forderten nun die detaillierte Beschreibung dieses Projekts. Die meisten Informationen fand ich in den Unterlagen, die mir bereits vorlagen, und wenn ich etwas nicht wusste, interviewte ich meine Kollegen und Kolleginnen. Es handelte sich um das Projekt “Employee Some to Feed Many” in welchem das Team von NHASD den Ausbau ökologischer Landwirtschaft in New Valley vorantreiben wollte. Ich beschrieb in diesem Antrag die Organisation, die Gegend in der das Projekt verwirklicht werden sollte, die Notwendigkeit und Nutzen des Projekts und die erwarteten Risiken sowie Ergebnisse (Anhang). Mit dieser Aufgabe war ich mehrere Tage beschäftigt, nicht zuletzt weil ich meist Kollegen und Kolleginnen aus verschiedenen Abteilungen aufsuchen musste um Informationen zu erhalten. Mein Bericht enthielt selbstverständlich Lücken, die am Ende von meiner Arbeitskollegin Sara Kamel gefüllt wurden. Meine nächste Aufgabe bestand darin ein Konzept für ein neues Projekt zu verfassen. Der Direktor der Organisation Nady Kamel, erzählte mir von seiner Idee die syrischen Flüchtlinge in Kairo mit mobiler sozialer sowie psychologischer Unterstützung zu versorgen. Dieses Projekt sollte in Zusammenarbeit mit UNICEF entstehen und ich sollte nun ein Konzept verfassen, welches schließlich UNICEF vorgelegt werden sollte. Ein Konzept unterscheidet sich von einem Proposal insofern, dass es kurz gefasst ist und die Idee überzeugend präsentiert wird. Die überzeugenden Argumente sind auch hier die ökonomischen: Kostenverminderung und Effizienz. So sollte ich in diesem Konzept die Partner von UNICEF überzeugen, dass es günstiger und effizienter sei, die Flüchtlinge mit mobilen Einheiten zu unterstützen, statt feste Hilfestellen in den jeweiligen Gebieten einzurichten. In der ersten Version meines Konzepts beschrieb ich die Lage der syrischen Flüchtlinge, welche zunehmend Anfeindungen und Diskriminierung ausgeliefert sind. Dabei erwähnte ich auch die Militärregierung Ägyptens und deren verschärften Visaregulierungen. Ich legte dem Direktor mein Konzept vor und dieser bat mich politische Aussagen zu entfernen. Diese würden zwar zutreffen, aber als NRO müsse man vorsichtig sein. In Ägypten überlebt eine NRO mit politischen Hintergründen nur schwer. Also strich ich, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, alle Passagen mit konkreten Aussagen über die momentane Regierung. Der Direktor zeigte sich schließlich zufrieden mit der finalen Version meines Konzept und sendete es zu meiner Überraschung direkt an seine Kontaktperson von UNICEF weiter. Mit soviel Verantwortung hatte ich als Praktikantin nicht gerechnet. Anschließend arbeitete ich zusammen mit meiner Kollegin Sara Kamel an einem ausführlichen Antrag an „Brot für die Welt“. Hier bestand meine Aufgabe vor allem darin, Hintergrundrecherche zu betreiben, den Antrag Korrektur zu lesen und wenn nötig umzuformulieren. Bei dieser Arbeit erfuhr ich viel über Ägyptens Zahlen zu Bevölkerung, Wirtschaft, Wasserressourcen und Landwirtschaft. Die Statistiken unterscheiden sich allen Bereichen erheblich, und da Erhebungen in Ägypten unter strenger Kontrolle der Regierung stehen, halte ich die meisten Statistiken für unbrauchbar. Die Überarbeitung des Textes bedurfte viel Zeit und Geduld. Vor allem deshalb, da weder ich noch meine Kollegin Englisch als Muttersprache lernten. Es folgte eine ruhige Woche, in welcher ich kleine Hintergrundrecherchen zu möglichen Fördergeldern und Organisationen machte. Zum Beispiel welche Organisationen zusammenarbeiten, welche Schwerpunkte diese haben und wie hoch deren Fördergelder sind. In der letzten Woche durfte ich schließlich meine Kollegin Nourhan Elganzory bei einer „Field Visit“ begleiten. Wir besuchten das informelle Viertel „Batn al-Baraq“ (der Kuhmagen). Es ist eines der vielen informellen Vierteln in Kairo, welches mit rund 12.000 Einwohnern eher klein ist. Die meisten großen informellen Siedlungen bestehen aus roten mehrstöckigen Backsteinhäusern, die für den bloßen Betrachter genauso gut formelle Häuser sein könnten. Batn al-Baraq dagegen ist eine Siedlung, die aus Lehm, Wellblech und Stein erbaut wurde. Somit eine der ärmeren informellen Siedlungen, die eher den üblichen Vorstellung eines Armenviertels gleichen. Wasser und Strom ist vorhanden, aber die Häuser sind klein, meist nur an die zwei Zimmer für eine vierköpfige Familie. Die Menschen, die hier leben, arbeiten entweder als inoffizielle Recyceler¹ und Töpfer. Den meisten Bewohnern mangelt es allerdings an Arbeit und Einkommen. NHASD hat deswegen an Einzelpersonen dieses Viertels, vorwiegend Frauen, Mirkrokredite vergeben. Mit diesen Mirkrokrediten, nicht mehr als 50 bis 100 Euro, waren diese dann in der Lage einen kleinen Laden einzurichten, Ziegen zu kaufen, oder ein kleines Nähgeschäft zu eröffnen. Somit ist wenigstens der „minimale Lebensstandard“, Nahrung und Unterkunft, gesichert. Dies stellt allerdings keine Möglichkeit dar, der Armut zu entkommen. Die Kinder können nicht zur Schule geschickt werden, es gibt weder Krankenversicherung noch sonstige soziale Absicherungen. Rückblick In meinem Praktikum habe ich weitgehende Einblicke in die Arbeit einer NRO bekommen. Ich konnte nicht nur erfahren wie Organisationen aufgebaut und finanziert werden, sondern habe auch eine genaue Vorstellung von der alltäglichen Arbeit bekommen. Mir war zwar bewusst, dass auch NROs einen beträchtlichen Aufwand an administrativer Arbeit betreiben müssen, über das genaue Ausmaß war ich allerdings erstaunt. Mir erschien der administrative Aufwand und somit auch die Kosten, die dieser Bereich verschlang, immens. Um eine genaue Beurteilung abzugeben fehlt mir allerdings der Vergleich mit anderen NROs. Nach Angaben von NHASD gehen 12% des Jahresbudget in die Administration, tatsächlich verschlingt jede einzelne Projekt aber wiederum eigene administrative Kosten. Meine Arbeit selbst war anspruchsvoller als ich erwartet hatte. Ich hatte nicht damit gerechnet eigene Proposals zu verfassen und Einblicke in die Finanzen und andere Unterlagen zu erhalten. Das Verfassen englischer Texte fiel mir anfangs nicht leicht und das selbstständige Einarbeiten in die Projekte anhand von Unterlagen, Beschreibungen, Projektplänen und Budgetaufstellungen verlangte Geduld und Konzentration. Falls ich wieder einmal in einer NRO oder Ähnlichem arbeiten würde, dann jedoch lieber direkt „im Feld“, diese Arbeit liegt mir näher. Dennoch möchte ich die Erfahrungen, die ich gemacht habe und die Dinge, die ich gelernt habe um keinen Preis missen. ¹Die Müllsammler Kairos, die Zabalin, sind Kopten, die den Müll auf Kairos Straßen einsammeln und anschließend in ihren Vierteln trennen und anschließend Rohstoffe wie Plastik und Aluminium weiter verkaufen. Dieses System ist informell und funktioniert bemerkenswert gut.
ReliXchange Last Day
The last day: “Don’t cry because it is over, smile because it happened”, Dr.Seuss After a fun warm up, we had an introduction to our next task which comprised a public space tour. We were divided into four groups each invited to reflect and document their impressions about one of the following aspects in public space: gender, religion, art and appropriation of space. Back from the free roaming tour, we first presented the photo essay from Berlin’s public space tour (and though this was not directly discussed, this provided us with an opportunity to juxtapose in our minds Berlin and Cairo’s public spaces). Then, each group shared their impressions and adventures about their morning tours in Cairo. Later, we proceeded to our last formal session of the program which was a mix of emotional and intellectual reflection. This is since, through a variety of tools and activities, members had the chance to express their thoughts and emotions about the experience not only from a general perspective but also a personal one. All along the activities, we could assume that significant ties have been developed within the group transcending the cultural and religious differences. At the end of the day, we all proceeded for special surprise outing offered and arranged by NHASD which revealed to be a Nile dinner cruise and show. Only few hours were left before the German group would fly back to Berlin. Most of the participants opted to ditch sleep to catch a last chat or laugh with other fellow participants/“friends”. Many accepted the hospitable invitation of “Islam”, one of the Egyptian teamers, to spend a rooftop after-party at his place. Later, back at the hostel there was a scene of packing, chatting, catching some sleep and playing cards/ fun games. Finally, arrived the most emotionally challenging and charged scene: the farewell. After two intense life-changing weeks of discovery and interaction, words fall short to express it, but there were hugs, tears, friendship, intensity, sadness and hope… A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ
ReliXchange Day 9
Early to bed and early to rise, makes a (wo)man healthy, wealthy and wise. (Benjamin Franklin) A few participants of our group met at 5.30 am in the morning and went on a spontaneous trip to the Al-Alzhar mosque, which was unfortunately closed. Instead they walked around the area and were invited to see the making of a Misbaḥa - which is a string of prayer beads for Muslims to memorize the 99 names of Allah. Afterwards they by metro to the al-Qurba quarter of Cairo - a quarter with a lot of buildings with French architecture. After a refreshing and awakening breakfast the official program of the day started. A documentary about Jews in Egypt was shown and passionately discussed afterwards. Since Judaism is not represented by a group member everyone showed genuine interest in the topic. After lunch we started to discuss and develop our own ideas about how to share our exchange experience and how to promote interfaith dialogue in society. These ideas were further evolved and discussed through concrete project ideas and they also received helpful feedback from the teamers and the other participants. Since we were not able to see the Pyramids on Tuesday we postponed it to Friday. A light show at the pyramids told us about the sight's history and its treasures. Some people split up and went to a concert of the Egyptian band Maktoub. A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ
ReliXchange Day 8
Today started with a very creative exercise . After a quick introduction to the definition of interreligious relationships we shared our personal experiences about this topic. In groups we came up with drawings, a photo story and theaters to present our ideas. The results were very interesting because we heard about problems with interreligious marriage but also about harmony and cooperation between religious communities. In the afternoon we explored Christianity in Egypt. We did so by visiting a Coptic Church, a Greek Orthodox Church and also the Ben Ezra Synagogue in Coptic Cairo. Afterwards we had a discussion with a Coptic Priest about the role of Christianity in the Egyptian state and it's status as a minority. Our day ended with a traditional Egyptian dinner on a Faluka on the River Nile. We were joined by Ramesh de Silva, the cultural attachè of the German embassy in Cairo. Authors: Adrian, Carol, Diva and Svenja A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ
ReliXchange Day 7
Discovering Cairo’s religious treasures… Our second day in Egypt included plenty of activities, encounters and impressions. In the morning, we took a look at some contemporary religious music from Egypt. We tried to analyze how it pictures women in religion. After our group discussion scholar Omaima Abou-Bakr provided us with some more information about the position of women in Islam – also pointing out controversies among Muslim scholars in nowadays society. Later in the day we visited the NHASD headquarter where we got to know more about the two most important institutions for Islamic faith in Egypt – the al Azhar and the Ministery of Endowment. Apart from all these discussions and encounters, we got to see some of the city today. Namely, the Citadel and the 18th century Muhammed Ali Ottoman mosque, which’s architecture has been considerably inspired by the Hagia Sofia in Turkey. From the Mokattom Hill we had a beautiful view over the ancient quarters of Cairo. Just like in Berlin, where we met up with some Bahaii people, in Cairo we also learned about a religious minority: the Sufi communities in Egypt. We visited a Sufi dance and music performance. Afterwards, most of us took a stroll over the nearby market. A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ