Das war unser Arabischer Film- und Diskussionsabend zu Libyen
Auch unser sechster Arabischer Film- und Diskussionsabend war sehr gut besucht – am 2.4.2014 um 18:30 Uhr hatten rund 80 Gäste jeden Winkel des Filmrauschpalasts in der Moabiter Kulturfabrik belegt, um sich den Film „Libyen, die Revolution und ich“ anzusehen und anschließend mit unseren Gästen über den Film, die libysche Revolution im Jahr 2011 und die aktuelle politische und soziale Lage des Landes zu sprechen.
Der Film nähert sich der Revolution aus Sicht der Filmemacherin Nicole Nagel, die beruflich nach Libyen kommt und dort beginnt, die Rebellen und deren Kampf gegen Gaddafi zu porträtieren. Sie vermittelt ihre sehr persönlichen Eindrücke, zeigt Familien, Frauen und Kinder im Umfeld der Rebellen und schafft so ein emotionales Bild der Situation rund um die Revolutionäre. Mit der Zeit nähert sich die Filmende einer Gruppe der Aufständischen immer mehr an, begleitet sie bis in Frontnähe. Schließlich kehrt sie nach dem Sturz Gaddafis zurück und trifft ihre alten Begleiter wieder. Trotz aller Sieges-Euphorie beendet einer der jungen Kämpfer den Film nachdenklich: der eigentliche Kampf für ein freies Libyen beginne nun erst, denn eine neue tragfähige Verfassung gebe es noch nicht.
Die Neuordnung der libyschen Gesellschaft war anschließend Kernthema der Diskussion. In einem lebhaftem Gespräch mit dem Publikum, vermittelten die Filmemacherin Nicole Nagel, die Medienwissenschaftlerin und Libyen-Expertin Dr. Carola Richter (FU Berlin), sowie der Vorsitzende der Libyschen Gemeinde in Deutschland Same Ghati viele interessante Informationen und unterschiedliche Sichtweisen zu verschiedenen Fragestellungen.
Ergänzt durch persönliche Schilderungen eines jungen Libyers im Publikum entstand ein vielseitiges Bild aktueller Entwicklungen und Hintergründe. Gesprochen wurde beispielsweise über die Finanzierung der Rebellen 2011 und der Milizen heute, über die schwer zu etablierende Demokratie, über die Sicherheitslage und instabilen Machtstrukturen im Land, über Meinungsfreiheit und libysche Kinokultur, über den im Vergleich hohen Standard an Wohlstand und Bildung, und über den Einfluss der Europäer in Libyen vor und nach der Revolution.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Fricke (14km e.V.). Bei der Organisation halfen Mai Micklisch (Praktikantin bei 14km e.V.), Johanna Kramer (14km e.V.) sowie das Filmrauschpalast-Team. Fotografie durch Helena Burgrova. Wir bedanken uns bei allen Gästen für ihr Kommen!
In regelmäßigen Abständen zeigen wir Filme, die sich mit verschiedenen arabischen Ländern beschäftigen und diskutieren anschließend mit Gästen aus Moabit sowie mit Länder-Expert/innen über die Filme und die aktuelle soziale und politische Situation im jeweiligen Land.
Die nächste Veranstaltung findet am Dienstag, den 13. Mai, im Zille-Haus in Moabit statt.
Das Projekt wird im Rahmen des Quartiersmanagements Moabit Ost aus Mitteln des Programms Soziale Stadt (EU, Bund und Land Berlin) gefördert.
Ein Bericht des Tagesspiegel über Herrn Same Ghati und die Libysche Gemeinde in Berlin während der Revolution gegen Gaddafi (02.03.2011 “Libyer in Berlin: Im Widerstand zusammenwachsen” von Karin Christmann)
Frau Dr. Carola Richter engagiert sich bei eurient e.V. für internationalen Austausch und “eine wissenschaftlich fundierte Betrachtung der Themengebiete Islam und arabische Welt.”