Mind your privilege


Das Verhältnis zwischen Nordafrika / Naher Osten und Europa ist bis heute geprägt von den Abhängigkeitsverhältnissen, die sich im Kolonialismus etabliert haben. Kolonial geprägte Denkweisen und politische Systeme haben bis heute bestand. Nach Aufgabe der Kolonien wurden die Länder Nordafrikas / des Nahen Ostens zwar politisch frei, jedoch besteht bis heute ein deutlicher Einfluss der westlichen Welt. Neben einer enormen wirtschaftlichen Dominanz hat der Kolonialismus bis heute auch deutlichen Einfluss im kulturellen Bereich.

Die westliche Welt ist bis heute geprägt von Eurozentrismus. Europa versteht sich als Vorreiter der globalen Entwicklung und vergisst dabei, dass viele Errungenschaften nur durch die Ausbeutung der ehemaligen Kolonien erreicht werden konnten und noch immer können.

In Deutschland zeigen sich die postkolonialen Auswirkungen u.a.

• in rassistischen und orientalistischen Denkmustern
Rassismus und Orientalistik sind künstliche Konstrukte, die geschaffen worden sind, um die westliche Zivilisation über Andere zu stellen. Der aufgeklärte Westen wurde z.B. dem mysteriösen Orient gegenübergestellt. Der Globale Norden hat dabei die Definitionsmacht, wodurch exotische, kulturalistische und rassistische Bilder geschaffen werden, die als Legitimation der Kolonialisierung dienten und dienen. Die dadurch gebildeten Denkmuster und Sichtweisen wirken bis in die heutige Zeit.

• im öffentlichen Raum, z.B. in Straßennamen, die nach einstigen Kolonialhelden benannt worden sind
Durch die Präsenz von Kolonialhelden und Symbolen der Ausbeutung und Gewalt im öffentlichen Raum werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit bis heute gewürdigt. Darin zeigt sich sowohl der allgegenwärtige Rassismus in Deutschland als auch, dass Deutschland keine Verantwortung für seine koloniale Vergangenheit übernimmt.

• im künstlerischen Bereich
In der Unterhaltungskultur werden immer noch altehrwürdige Bilder verwendet, ohne zu hinterfragen, ob diese nicht durch ein koloniales Selbstverständnis entstanden sind. Musik, Filme, Medien und Literatur haben eine enorme Reichweite und prägen damit die Sichtweisen der Zivilgesellschaft. Oft werden Bilder und Worte dazu genutzt, um “die Anderen” (“Othering”) auszuschließen. Es wird ein Unterschied zwischen den Menschen des Globalen Nordens und des Globalen Südens gezeichnet und beschrieben. So werden u.a. arabische und rassistische Stereotype gebildet und verbreitet. Diese Bilder prägen bis heute die Vorstellung der Menschen des Globalen Nordens.

Auch findet eine Aufarbeitung des deutschen oder aber auch europäischen Kolonialismus im Schulunterricht kaum statt. So werden stigmatisierte Denkmuster an die nächste Generation weitergegeben. Wenn Kolonial-geschichte nicht aufgearbeitet wird, bleiben rassistische Strukturen bestehen.

Im Hinblick auf die Migration aus ehemaligen europäischen Kolonien nach Europa ist eine Auseinandersetzung mit dem oben genannten Abhängigkeitsverhältnis sowie den dadurch entstandenen Denkweisen unerlässlich. Es ist wichtig, sich mit den Hintergründen zu beschäftigen sowie ein kritisches Überdenken unseres Umgangs mit den Herkunftsländern sowie ihren Bewohnerinnen anzustreben. Auf Grundlage der Orientalistik entsteht ein othering- Prozess, der dazu führt, dass bis heute Vorurteile und Stereotype aufbaut und Jahrhunderte alte Muster immer wieder aufkocht. Er vermischt Stereotype und Vorurteile des Orients mit denen des Islams bzw. Muslimen.

Der anhaltende Orientalismus in Medien und Gesellschaft ermöglicht es u.a. Geflüchteten das Recht auf Asyl abzusprechen, arabische Männer pauschal als frauenfeindlich abzuurteilen und Muslimen die Ausübung ihres Glaubens in der Öffentlichkeit zu verwehren.
In den letzten Jahren wurde vor allem durch die Arbeit von entwicklungs-politischen Organisationen das Thema Postkolonialismus mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Im Hinblick auf die Region Nordafrika / Naher Osten stellt sich die Herausforderung, dass bisher wenig Hintergrundinformationen und Material zum Thema Postkolonialismus zur Verfügung steht bzw. öffentlich diskutiert wird. Der öffentliche Diskurs ist jedoch essenziell für die Aufklärung und die Stärkung von kolonialismus-kritischen Perspektiven mit dem Ziel, koloniale Sicht- und Handlungsweisen im Globalen Norden aufzubrechen.

Mit der Informations- und Veranstaltungsreihe „Mind your privilege“ hat 14,4km e.V. das Verhältnis zwischen Nordafrika / Naher Osten und Europa aus einer postkolonialistischen Perspektive beleuchtet und Interessierte zur eigenen Reflektion angeregt und sie dazu ermutigt, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen. Durch die Auseinandersetzung mit postkolonialen Themen sollten rassistische Denkstrukturen abgebaut werden.

Hierzu wurden die vier kulturellen Aspekte

– Film und Serie
– Öffentlicher Raum
– Musik und Tanz
– Literatur

kritisch beleuchtet und problematisiert, und den Nachwirkungen und dem Fortbestand kolonialistischer Strukturen und Denkweisen in diesen Beziehungen nachgespürt.

„Mind your privilege“ war eine hybride Informations- und Veranstaltungreihe, die sowohl online als auch mit einer Vor-Ort-Veranstaltung durchgeführt wurde. Größenteils finden die Aktionen auf dem Instagram-Kanal des Vereins 14,4km e.V. statt. Dazu wurde bei Instagram sowohl die Story-Funktion als auch Beiträge, Reels und Videos genutzt. Die Informationen wurden deskribiert und sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache zur Verfügung gestellt. Die Nachrichten-Funktion diente als Plattform des Austausches zwischen den Teilnehmenden und den Expert*innen.

Über den gesamten Zeitraum diente der 14,4km e.V. Instagram-Kanal als Plattform für Austausch für alle Interessierten. Des Weiteren findet ihr hier auf der Website Berichte zu jedem Themenkomplex:

Film

Öffentlicher Raum

Musik und Tanz

Literatur

Die Ergebnisse des Projektes sind außerdem in einer Broschüre zusammengefasst, die ihr euch hier digital anschauen und herunterladen könnt: Broschüre „Mind your privilege“

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