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Grüße aus Bethlehem!
Zwischenbericht von Pauline bei Wi’am aus Bethlehem
Grüße aus Bethlehem! Seit Mitte Dezember verbringe ich hier mein dreimonatiges Praktikum bei „Wi’am - The Palestinian Conflict Transformation Center“. Wi’am ist eine kleine NGO, die vor allem in Bethlehem und Umgebung arbeitet. Ihr Fokus liegt darauf, die Gesellschaft vor Ort zu stärken, indem sie Konflikte lösen, interkulturellen Austausch anbieten und Workshops zu Themen wie politische Teilhabe, Konflikttransformation, Gender und Menschenrechte anbieten. Im Moment bin ich damit beschäftigt, für ein Forschungsprojekt über deutschen Jihadismus zu recherchieren. Außerdem ist gerade Weihnachtszeit, und deshalb nehme ich an vielen Veranstaltungen teil. So bekomme ich einiges von Wi’Ams Arbeit in Bethlehem mit, auch wenn einer der Schwerpunkte - die Mediation - verständlicherweise im Privaten stattfindet. Ansonsten empfangen wir viele internationale Gäste. Studenten nehmen an Diskussionsrunden teil, Kirchengruppen kommen vorbei und Touristen stolpern herein. Wi’am bietet Touren durch das ganze Westjordanland an; neben der Mediation liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Vermittlung von Informationen über die (geo-)politische Situation in Palästina. Diese deutet sich schon in der außergewöhnlichen Lage von Wi’am an. Das Büro liegt direkt zwischen der Mauer (siehe Bild), die seit 2002 errichtet wird, dem Flüchtlingslager Aida, das seit 1948 besteht und sich mittlerweile zu einem Stadtteil Bethlehems verfestigt hat, und der Hebron Road, die in das nur wenige Kilometer entfernte Jerusalem führt. In Touren zu dem benachbarten Weingut Cremisan und nach Hebron fährt man durch sonnige Täler voll von Olivenbäumen, wird aber auch immer wieder mit der Mauer, Checkpoints und Stacheldraht konfrontiert. Die Folgen des Israel/Palästina-Konflikts in der Landschaft zu sehen und aus den Erzählungen der Menschen zu erleben, ist bis jetzt der spannendste Aspekt meines Praktikums.
Marokkos Vielfalt und die Herausforderung, in kurzer Zeit etwas zu bewegen
Praktikumsbericht von Pauline bei Chantiers Sociales Maroc
Diesen Herbst verbrachte ich sechs Wochen in Marokko und absolvierte ein Praktikum über die 14km-Partnerorganisation CSM (Chantiers Sociales Maroc), die ihren Sitz in Rabat hat. Von dort aus werden Freiwillige in Projekte und Gastfamilien der Umgebung vermittelt. In meinem Fall wohnte und arbeitete ich in der Nachbarstadt Salé, die auf der anderen Flussseite, direkt gegenüber der Hauptstadt liegt. Dort wohnte ich bei einer Gastfamilie in dem eher ärmlichen Viertel Sidi Moussa. Meine Gasteltern waren schon sehr “freiwilligenerprobt”, da sie seit über 10 Jahren junge Frauen aus dem deutschsprachigen Ausland aufnehmen und vor allem meine Gastmutter sorgte dafür, dass ich mich dort sehr wohlfühlte. Ich erhielt ein eigenes Zimmer in der kleinen Wohnung, das zuvor meinen nun ausgezogenen Gastbrüdern als Kinderzimmer gedient hatte. Meine Gastmutter setzte mir drei Mal pro Tag leckere marokkanische Speisen vor und ich konnte mich bei Fragen und Unklarheiten immer an beide Gasteltern wenden. Mein Gastvater war gleichzeitig auch der Gründer und Direktor des Frauenzentrums “Nahdat Alhay”, in dem ich offiziell eingesetzt sein würde. Als ich ankam, waren jedoch noch Ferien und das Opferfest - das wichtigste Fest für die Muslime, ähnlich wie bei uns Weihnachten - stand vor der Tür. Meine Arbeit begann also erst zwei Wochen später und ich nutzte die Zeit, meine Umgebung näher zu erkunden. An diesem Punkt wurde eine meiner wenigen Erwartungen nicht erfüllt: Statt direkt arbeiten und die kurze Zeit, die mir blieb, optimal zu nutzen, verzögerte sich mein Arbeitsbeginn, nicht nur durch die zeitlichen Umstände, sondern zusätzlich durch eine Art Projektwechsel. Erst nach meiner Ankunft erfuhr ich, dass es für mich im Frauenzentrum zu diesem Zeitpunkt nur wenig zu tun gäbe und so beschränkte sich mein Engagement dort auf eine Stunde Deutschunterricht pro Tag. Ansonsten verbrachte ich meine Arbeitszeit bei AMDEL, einer Bürgerinitiative, die sich für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung einsetzt. Doch wie bei meinem ursprünglichen Projekt gab es auch hier - bedingt durch den erst langsam anlaufenden Betrieb nach den großen Ferien - nicht allzu viel zu tun. So entschied ich mich, im Anbetracht der anstehenden Parlamentswahlen mehr über das politische System Marokkos herauszufinden. Unsere Kollegen bei AMDEL standen uns mit ihrem Wissen zur Seite und erklärten uns die Situation und die - nach ihrer Sicht - akuten Probleme. Darauf eingehend überlegten mein Mitfreiwilliger vom weltwärts-Programm und ich, einen Informationsfilm zu entwickeln, der den etwas komplizierten Wahlgang und seine einzelnen Etappen schlüssig aufbereitet. Wie viele Leute wir letztendlich damit erreichten und wie zielführend unsere Arbeit war, finde ich schwer einzuschätzen. Interessant war das Konzept von AMDEL: Neben Sensibilisierungsprojekten für Umweltbelange in Form von Filmen und Arbeitseinheiten bzw. Aufklärungsprojekten verstehen sie sich als Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen des Viertels. Mit Unterstützung des Personals können sie z.B. Radiosendungen entwickeln und umsetzen und ich hatte den Eindruck, dass ihre Ideen ernst genommen werden und bei den Erwachsenen Gehör finden. Trotz dem Engagement der Angestellten und Freiwilligen, gestalteten sich die Kommunikation und Absprachen mit den Zuständigen tendenziell schwierig. Informationen mussten mehrmals erfragt werden, um annährend präzise Anhaltspunkte zu bieten, was für mich in Anbetracht meiner kurzen Zeit dort und dem Ehrgeiz, trotzdem etwas - sei es noch so klein - erreichen zu können, eine tägliche Herausforderung war. Doch gleichzeitig war es eine gute Übung und meine Ehrlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit wurden allgemein positiv aufgenommen. Höhepunkt meiner Arbeit war die Teilnahme am “pré-COP”, einer regionalen Umweltkonferenz, die einerseits darauf abzielt, dass sich die unterschiedlichen Initiativen und NGOs vernetzen und ihre Arbeit vorstellen; anderseits aber auch dazu dient, die Bevölkerung für den im November anstehenden Weltklimagipfel in Marrakesch zu sensibilisieren. Gemeinsam mit drei Mitarbeitern und drei weiteren deutschen Freiwilligen betreute ich den Stand und gab Interessierten über die Arbeit von AMDEL Auskunft. Außerdem hatten wir ein kleines Gewinnspiel vorbereitet: Wir stellten die Verschwendung von Wasser exemplarisch dar, indem wir einen tropfenden Wasserhahn am Stand installierten und das Wasser darunter in einem großen Behälter auffingen. Die Leute sollten raten, wieviel Liter Wasser in 24 Stunden verschwendet werden würden. (Für alle Neugierigen: Bei regelmäßigem, nicht zu schnellen Tropfen kann es sich um 6 bis 7 Liter handeln.) Abgerundet wurde das Programm des pré- COP durch Diskussionsrunden und leckeren Buffets, bestehend aus den typisch kunstvollen, marokkanischen Keksen und Fruchtsaft. An den Wochenenden erkundete ich den Norden Marokkos und besuchte die Städte Tanger, Kénitra, Ifrane, Fès, Meknès und Chefchaouen. Ich bewunderte die Vielfalt des Landes, von der ich durch mein zeitliches Limit im Vergleich so wenig und doch so viel sah: Die breiten Strände von Tanger und Kénitra, die verwinkelten Gassen der großen Médina von Fès, der kleine, aber wunderschön verzierte Palazzo in Meknès oder die schroffen Berge im Rif- Gebirge sind nur wenige Beispiele für den natürlichen und kulturellen Reichtum Marokkos. Noch bereichernder als meine touristischen Aktivitäten waren meine Begegnungen mit den Einheimischen. Marokkaner sind im Allgemeinen ein sehr nettes und gastfreundliches Völkchen; und so erhielt ich häufiger Einladungen zum Essen von Bekannten und konnte sogar einmal einer kleinen Hochzeitsfeier beiwohnen. Mit Freunden ging ich ins Hammam - das arabische öffentliche Bad - und erkundete den Basar. Umgekehrt berichtete ich von meinem Leben in Deutschland, tauschte mich mit Freunden über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aus und versuchte an einem Kochabend marokkanischen Jugendlichen die deutsche Küche näher zu bringen. Während Kartoffelpuffer mit Apfelmus ganz gut ankamen, erfreute sich der Gurkensalat keiner großen Beliebtheit, schließlich wurde er mit ungesüßtem Joghurt zubereitet, was in Marokko scheinbar wenig Akzeptanz findet. Dazu passt auch das typisch marokkanische Nationalgetränk: der - für uns Deutsche maximal gesüßte - Minztee, der zu jedem Anlass und jeder Tages- und Nachtzeit getrunken wird. Eine wichtige Erfahrung war für mich außerdem der Kontakt mit einem Islam des Alltags, der in so friedlichem Kontrast zu der undifferenzierten westlichen Berichterstattung steht. Seien es die unterschiedlichen Arten des Kopftuchs, die Koranrezitationen im Radio oder die Rufe der Muezzin zu den fünf Gebetszeiten am Tag. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass es eine gute Erfahrung für mich war; trotz mancher Hürden und der viel zu kurzen Zeit habe ich viel gelernt und erlebt. Ein Praktikum und das Leben in einer Gastfamilie sind eine gute Möglichkeit, eine fremde Kultur näher kennen zu lernen. Falls Euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr einige Erlebnisse auf meinem Blog www.paulinebenin.wordpress.com nachlesen. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Der algerische Bürgerkrieg
14km Film- und Diskussionsabend
Yema (Algerien/Frankreich, 2012, OmeU, 90 min) von Djamila Sahraoui am Mittwoch, 16.11.2016, 18:30 Uhr (Filmstart 19:00 Uhr), im Filmrauschpalast in der Kulturfabrik Moabit, Lehrter Str. 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den fünften Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2016. Ein entlegenes kleines Haus in den Bergen Algeriens. Dieverzweifelte Ouardia, gespielt von der Regisseurin Djamila Sahraoui, begräbt ihren Sohn Tarik, der Soldat in der algerischen Armee war. Sie macht dessen Bruder Ali, den Anführer einer islamistischen Gruppierung, für Tariks Tod verantwortlich. Ali hat einen seiner Männer geschickt, um Ouardia zu bewachen. Diese pflegt hingebungsvoll ihren Garten, um diesen erblühen zu lassen. Der Film zeigt, welches Leid, welche Risse und Traumata der Bürgerkrieg in vielen algerischen Familien hinterlassen hat. Über Algerien hört man nur wenig in der deutschen Medienberichterstattung. Zuletzt geriet Algerien nach den Ereignissen der Silvesternacht in Köln in den Fokus der deutschen Aufmerksamkeit - unter den Stichwörtern "kriminelle junger Männer", "sicheres Herkunftsland" und "Abschiebungen". Dieser stereotypen Betrachtung möchten wir eine differenzierte Auseinandersetzung entgegensetzen. Deshalb nehmen wir mit dem Film "Yema" den algerischen Bürgerkrieg in den Fokus und stellen Fragen nach der historischen und aktuellen Entwicklung des Landes. Was passierte in Algerien während des Arabischen Frühlings? Wie ist die politische und soziale Lage heute? Was treibt die Menschen auf dem gefährlichen Weg übers Mittelmeer nach Europa? Im Anschluss an den Film wird es eine moderierte Publikumsdiskussion mit Expert*innen zu diesen Themen geben. Der Eintritt ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin).
“Eine sehr faszinierende und prägende Erfahrung”
Praktikumsbericht von David bei himaya in Beirut
Der Grund, warum ich für mein zweimonatiges Pflichtpraktikum in den Libanon gehen wollte, war für mich von Anfang an die Faszination, welche von diesem kleinen von Schwierigkeiten übersäten und doch recht stabilen Land ausging. Der gesamte zweimonatige Aufenthalt im Libanon war eine sehr faszinierende und auch prägende Erfahrung für mich. Die politische Situation im Libanon ist sehr schwierig - vordergründig durch die Krise in Syrien, wegen der über eine Million geflüchtete Syrer im Libanon Schutz gesucht haben. Jedoch auch innenpolitisch ist die Situation nicht leicht. Das Parlament hat es seit über zwei Jahren nicht mehr geschafft einen geeigneten Präsidenten zu finden, da einfach keine Einigkeit zwischen den Parteien hergestellt werden kann. Und diese festgefahrenen Strukturen, die auch oft von Korruption durchlaufen sind, kann man im Alltag deutlich spüren. Dies fängt an mit der unzureichenden Stromversorgung und reicht bis hin zum Müll, der oft auf den Straßen liegen bleibt ohne abgeholt zu werden. Dazu kommen die in nicht allzu ferner Vergangenheit liegenden Konflikte. Der 1991 zu Ende gegangene Bürgerkrieg sowie die bis ins Jahr 2000 anhaltende Besetzung durch Israel und genauso der Israel-Libanon Krieg 2006 sind in den Gemütern der Menschen noch deutlich spürbar präsent. Innerhalb dieses Kontextes zu arbeiten ist alleine schon eine sehr prägende Erfahrung gewesen. Die NGO namens himaya in der ich mein Praktikum absolviert habe ist eine recht große Organisation, die sich mit dem Thema Kindesmissbrauch innerhalb des Landes beschäftigt. Himaya wurde 2009 gegründet und konnte durch große Geldgeber wie UNICEF und die Europäische Union so schnell wachsen, dass es mittlerweile Zweigstellen der Organisation im ganzen Land gibt. Die zwei Schwerpunkte in der eigentlichen Arbeit sind Präventionsprojekte, bei denen in öffentlichen Räumen auch mit Lehrern und Eltern über bestimmte Themen gesprochen wird. Es geht vor allem darum, Fälle von Missbrauch zu vermeiden, jedoch auch sie zu erkennen und einen bestmöglichen Umgang damit zu finden. Außerdem interveniert himaya auch bei Fällen von Missbrauch. Es gibt eine Hotline für Notfälle sowie Psychologen, Mediziner und Sozialarbeiter, welche zur Verfügung stehen um nicht nur den Opfern, sondern auch den Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Zudem betreibt die Organisation auch eine eigene Unterkunft, in der rund 30 Jugendliche aus problematischen Umständen Schutz gefunden haben. Seit Beginn der schwierigen Situation in Syrien wurde auch die Arbeit in Geflüchtetenlagern zum festen Bestand von himaya. Ich war angestellt im Bereich Projektmanagement in Beirut. Empfangen genommen wurde ich wirklich wunderbar und ich habe mich auch gleich sehr wohl gefühlt in dem wirklich netten Team. Jeder im Team spricht gutes Englisch, oft wird zusammen zu Mittag gegessen und es gibt auch immer andere Praktikanten/-innen mit denen man sich zusammentun kann. Ich habe zwei wirklich gute Freundinnen während meiner Zeit dort gefunden, mit denen ich dann auch viel außerhalb der Arbeit unternommen habe. Das Praktikum selbst bereue ich auf gar keinen Fall. Ich habe wirklich viele sehr Interessante Einblicke in die Arbeit einer NGO erhalten. Außer den Erfahrungen in der Administration bin ich noch auf Festivals mitgefahren, an denen wir Menschen auf die NGO aufmerksam machen wollten, habe einmal in der Woche einen Tag mit den Kindern in der Dauerunterkunft verbracht, Nationalentreffen mit UNICEF beigewohnt und Feldbesuche gemacht in den Geflüchtetenlagern im Osten sowie in einer Zweigstelle im Norden des Libanon. Nur meine Aufgaben während der Zeit die ich im Büro verbracht habe, empfand ich nicht als allzu sinnvoll. Oft hatte ich auch einfach Phasen, in denen ich nichts zu tun hatte. So kam es schon öfter vor, dass ich angefangen habe private Aufgaben für mein Studium zu erledigen und manchmal bin ich auch einfach früher nach Hause gegangen. In einem Evaluationsgespräch am Ende des Praktikums wurde mir auch nochmal gesagt, wie schwierig es für die Mitarbeiter ist, für zwei Monate einen Praktikanten einzuarbeiten, und im Endeffekt waren diese Leerlaufzeiten auch gar nicht so schlimm. Ich würde dieses Praktikum auf jeden Fall weiterempfehlen mit dem kleinen Tipp nebenbei einen Arabischkurs zu besuchen. Auch wenn man generell gut mit Englisch auskommt, grundlegende Arabische Kenntnisse würden einem helfen mehr im tatsächlichen Feld zu arbeiten. Und das ist das wirklich Interessante an der Arbeit von himaya. Mein Alltagsleben in Beirut war wunderbar und es wird auf jeden Fall einen Grund für mich geben, um eines Tages wieder in den Libanon zu kommen. Ich habe wahnsinnig nette Menschen getroffen und auch wirklich gute Freundschaften geschlossen. Schon auf meinem Hinflug habe ich einen Medizinstudenten getroffen, mit dem ich gleich Nummern ausgetauscht habe. Im Laufe meines Aufenthalts hat er mir viel von der Stadt gezeigt und zusammen haben wir auch Wochenendtrips über das ganze Land gemacht, was bei den kurzen Distanzen überall hin auch wirklich richtig gut geht. Unter der Woche habe ich meistens nachmittags noch etwas mit meinen Kolleginnen aus der Arbeit gemacht oder mit meiner Mitbewohnerin. Untergekommen bin ich in einer 3er WG nahe an meiner Arbeitsstelle. Am Anfang habe ich noch in einem Haus voller Syrer gewohnt, die mich auch wirklich sehr freundlich willkommen geheißen haben, um von dort aus eine geeignete Unterkunft zu suchen. Dies hat auch wirklich gut geklappt. Es gab zwar nicht immer warmes Wasser und die Stromversorgung war wie fast überall in Beirut nicht die beste. Es gab aber einen wunderbaren Balkon, von dem man am Abend mit einer Tasse Tee die südlichen Dörfer auf den Bergen hinter Beirut beobachten konnte. Von meinen Erfahrungen her würde ich den Libanon als weitgehend sicher bezeichnen. Ich bin nie in eine Situation gekommen, in der ich mir ernsthaft Sorgen machen musste. Es ist anfangs vor allem eher anstrengend. Der Verkehr ist wahnsinnig überfüllt und laut. So ist es - bis man sich einigermaßen auskennt - immer wieder ein Kraftakt, sich mit Taxen von Stadtteil zu Stadtteil vorzuarbeiten, bis man seinen Zielort erreicht. Trotzdem würde ich nicht blindlinks alleine durch die Gegend reisen. Wie eigentlich überall auf der Welt ist es sinnvoll mit Freunden zusammen zu reisen, oder sich einer Gruppe anzuschließen. Das lohnt sich dann aber auch wirklich, denn vor allem die Berge und Täler im Libanon sind ein wahnsinnig faszinierender Anblick. Genauso wie all die historischen Städte, die teilweise zu den ältesten der Welt zählen. Zusammengefasst würde ich das Praktikum allen empfehlen die allgemein Lust haben sich mit einer komplizierten politischen Lage und all der kulturellen Vielfalt im Land auseinandersetzen zu wollen. Gesprächen über Armut im Land, Differenzen zwischen verschiedenen Gruppen und über die nach wie vor große Spannung mit Israel kann man kaum aus dem Weg gehen. Man sollte vor allem in Beirut nichts gegen ein massives Großstadtgefühl haben und die Möglichkeit zu schätzen wissen ein wahnsinniges Bergpanorama vor sich zu haben. Zudem - wie schon erwähnt - kommt man zwar mit Englisch wirklich gut aus, ich persönlich bereue aber, dass ich nicht mehr Arabisch gelernt habe. Ich bin 14km sehr dankbar für die Vermittlung zu himaya. Es war eine wunderbare Zeit und ich hoffe, dass in Zukunft mehr Menschen die Möglichkeit bekommen Erfahrungen in diesem faszinierenden Land zu sammeln. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Kairos Chaos-Verkehr und Ägyptens Revolution
14km Film- und Diskussionsabend
"Cairo Drive" (Dokumentarfilm, Ägypten, 2013, 79 min, OmeU) von Sherief Elkatsha am Mittwoch, 12. Oktober 2016 um 18:30 Uhr (Filmstart 19.00 Uhr) im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den vierten Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2016. Thema des Abends ist nicht nur Kairos Verkehr, sondern auch die politischen und sozialen Entwicklungen der letzten Jahre seit der ägyptischen Revolution 2011. 14km zeigt den Dokumentarfilm "Cairo Drive" des Regisseurs Sherief Elkatsha im Original (arabisch, englisch) mit englischen Untertiteln. Der Film porträtiert Menschen in Kairos chaotischem Großstadtverkehr und zeichnet damit ein größeres Bild vom vielfältigen Leben in der Metropole, von Herausforderungen und Glücksmomenten. Da Verkehr alle betrifft, kommen Menschen aus den unterschiedlichen sozialen Schichten zu Wort. Und eines haben sie alle gemeinsam: Humor. Im Anschluss folgt ein offenes Publikumsgespräch, um die Eindrücke aus dem Film zu besprechen, die Darstellung und Herangehensweise des Regisseurs zu diskutieren und über die politische und sozio-ökonomische Entwicklung Ägyptens zu sprechen. Dazu sind Gesprächspartner mit Expertise in diesem Bereich eingeladen. Das Gespräch findet voraussichtlich auf Englisch statt. Regisseur Sherif Elkatsha Sherief Elkatsha ist ein einfühlsames und originelles Portrait eines Landes im Umbruch gelungen, erzählt durch die Metapher des ägyptischen Hauptstadtverkehrs. Der Dokumentarfilm schildert Ereignisse vor, während und nach der Ägyptischen Revolution 2011. Vom Beifahrersitz unterschiedlichster Charaktere aus, illustriert der Film wie die Menschen täglich durch hektischen Verkehr, unausgesprochene Regeln und das Wirrwarr von mehr als 14 Millionen Fahrzeugen navigieren und erlaubt einen einfühlsamen Blick auf die unterschiedlichen Perspektiven, Stimmungen und Probleme, auf die Frage nach der kollektiven Identität des Landes und die Sehnsucht der Menschen voranzukommen. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). Facebook-Event