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3. de:kolonial Film-und Diskussionsabend

Film: H.O.P.E. Was Here "White Saviours" in Aktion? Ein kritischer Blick auf internationale Freiwilligendienste Ort und Zeit: 11. September 2019, 18 Uhr, Filmrauschpalast Moabit, Lehrter Strasse 35, 10557 Berlin Der dritte Film- und Diskussionsabend behandelt das Thema "Internationale Freiwilligendienste - “White Saviors” in Aktion?" und soll einen kritischen, aber konstruktiven Blick auf internationale Freiwilligendienste mit speziellem Fokus auf die MENA-Region werfen. Dabei soll durchaus auch Selbstkritik geübt und konstruktiv herausgearbeitet werden. Viele Europäische Studierende und Jugendliche leisten Freiwilligenarbeit in Ländern des Globalen Südens inkl. der MENA-Region und lassen sich von Vermittlungsorganisationen eine Einsatzstelle vermitteln. Seit einiger Zeit werden auch Aufenthalte für junge Menschen aus Ländern des Globalen Südens angeboten. Aber in wie fern können diese schädlich sein? Der Film H.O.P.E Was Here:Wohlhabende College-Studenten aus Boston begeben sich in dieser Geschichte über das Phänomen der Freiwilligendienste - auch als "FSJ" oder Dienstreisen bekannt -, auf eine einwöchige Reise. Für den guten Willen reisen die Studenten in die Slums von Lima, Peru. Jene Reise bildet einen Punkt der Kontroverse für sozialbewusste Millenials. Bei ihren Versuchen Englisch zu lehren und mit behinderten Kindern zu arbeiten, müssen sich die Schüler mit der Realität ihrer Arbeit auseinandersetzen und ob diese positive Veränderungen herbeiführt. Eine neue Interpretation eines klassischen moralischen Dilemmas. H.O.P.E. Was Here befasst sich mit der Schnittstelle von Privilegien und Armut durch die Frage, was es wirklich bedeutet, Menschen zu helfen. Auf dem Podium diskutieren Expert*innen zum Themenfeld: Annette Chammas, BMZ, Leiterin des Referats "Bürgerschaftliches Engagement, weltwärts und Engagement Global" Camila Ardila Oviedo, Studentin des Masters Sozial- und Kulturanthropologie an der Freien Universität Berlin und Aktivistin bei der Kolumbienkampagne Berlin. Wohnt seit 10 Jahren in Deutschland und versucht sich nicht andeutschen zu lassen. Zudem war sie für einen Forschungsaufenthalt in Brasilien im Zuge des ASA Programs (Freiwilligendienst) in 2013 und 2017. Ihre Schwerpunkte sind Entwicklungshilfe Kritik, Menschenrechte, Gender und Umwelt Anthropologie. Caroline Bunge ist die Stellvertretende Vorstandsvorsitzende von 14,4km e.V. und seit 2014 Teil des Teams, unter anderem als Koordinatorin für das Praktikumsprogramm in Marokko. Sie absolvierte ihr Studium der Süd- und Zentralasienwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Jahre 2014 war sie fuer mehrere Monate als Volontärin bei einer Frauenorganisation in Agadir Lehna bei Tata/ Südmarokko tätig. Seit 2017 ist sie auch Teamassistentin in der Suchdienst-Leitstelle im DRK-Generalsekretariat. Khaoula Behi arbeitet seit 2012 mit der tunesischen Zivilgesellschaft zusammen, um spezifisches Wissen über die Modellierung der Zivilgesellschaft und soziales Unternehmertum zu entwickeln. Als Innovationsexpertin und Forscherin arbeitet sie an verschiedenen Projekten mit verschiedenen gemeinnützigen Organisationen und Initiativen aus der MENA-Region. Ihre Arbeit zur Implementierung von Innovationssystemen konzentriert sich auf Co-Creation und Bottom-Up-Innovation zur Ermöglichung sozialer Transformation, mit Schwerpunkt auf Stärkung lokaler Gemeinschaften und Nachhaltigkeit. Sie ist außerdem Mitbegründerin von El Space, dem Hub für soziale Innovation in Tunesien, und Innovationsmanagerin von coinsence.org, einer digitalen Plattform, die Unternehmern und der Zivilgesellschaft Service und Geldwechsel ermöglicht. Der Film läuft im OMU mit deutschen Untertiteln. Die Moderation wird von Maissa Lihedheb (Projektkoordinatorin für 14,4 km e.V., Initiatorin von Classic Minority und Drehbuchautorin) durchgeführt. Der Eintritt ist frei, wir bitten um einen Solibeitrag auf Spendenbasis. Facebook Veranstaltung Mit der Unterstützung von:


„Um dem Leben einen Sinn zu geben, braucht man das Recht sich frei bewegen zu dürfen!“ –

Beim zweiten de:kolonial Film- und Diskussionsabend am 14. August ging es um Migration und Flucht zwischen der EU und Nordafrika sowie dem Mittleren Osten. Ausgehend von Leïla Saadnas Film "Hinter dem Meer" diskutierten Dr. Olaf Tietje, Mariana Karkoutly sowie die Regisseurin selbst über Gründe für ein Verlassen der Heimat und für eine Rückkehr. Die Podiumsteilnehmer*innen in der Diskussion, von links nach rechts: Regisseurin Leïla Saadna, Moderatorin Julia Baumann, Soziologe Dr. Olaf Tietje und Mariana Karkoutly vom Kollektiv Polylog; Foto: Susanne Kappe. Ich hoffe darauf ein Vogel zu werden, um über die Häuser zu fliegen… Oh, liebste Mutter, das Exil betrübt mich! Ich hoffe darauf ein Mond zu werden, um über den Wolken zu fliegen… Seine Liebsten sehen, sie ihren Schmerz vergessen lassen. Oh, liebste Mutter! Das Exil tötet mich“, singt Nadia Ammour auf Tamaziɣt, der Sprache der Berber in „Hinter dem Meer (Originaltitel مور البحر (Mor Lebhar), 2017). Sie singt vom Schmerz der Sehnsucht und der Einsamkeit, vom Vermissen und von der Liebe zu den Zurückgelassenen. Enttäuschte Träume Leïla Saadna erforscht in ihrem Film genau diese Gefühle weiter und erzählt die Geschichten von vier Protagonist*innen, von ihrem Weg nach Europa, ihrer Suche nach Freiheit und Würde, ihren Erfahrungen, von Enttäuschung und Not angesichts der erbarmungslosen Einwanderungsgesetze. „Menschen, die migrieren haben meist zunächst ein sehr idealistisches Bild von Europa, als einen Platz des Friedens, an dem sie arbeiten können und gut leben können – ich fand es sehr interessant, auch einmal diese Seite zu zeigen: Von Menschen zu erzählen, die sich mit diesem Bild bereits selbst auseinandergesetzt haben und enttäuscht wurden“, so Saadna über ihr Werk. Knackpunkt sei, so die Regisseurin udn bildenen Künstlerin aus Algier, dass Algerien, das Herkunftsland aller Protagonist*innen nur ein sehr entbehrungsreiches Leben bieten könne: „Menschen wollen Unabhängigkeit“, erklärt sie angelehnt an das Motto der algerischen Proteste der letzten Monate weiter „und, um dem Leben einen Sinn zu geben, braucht man das Recht, sich frei bewegen zu dürfen!“ Die Motivation überhaupt nach Europa zu migrieren, stellt auch Dr. Olaf Tietje fest, liege selten ausschließlich in wirtschaftlichen Gründen oder an sogenannten „push-“ und „pull-“ Faktoren. Es gehe doch mehr um ein „Leben in Würde und Respekt“ und die Erfüllung von Zukunftswünschen und Träumen, so der Soziologe und wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität Kassel. Die Bezeichnung „Wirtschaftsmigrant*innen“, die eine rein wirtschaftliche Verbesserung der Lebensumstände suchten, sei deshalb - so waren sich alle Podiumsteilnehmer*innen einig - wesentlich zu kurz gedacht. Ganz im Gegenteil stellt Tietje fest, würden Menschen nach der Migration häufig noch viel schlechtere Verhältnisse als in ihrem Heimatland vorfinden: „Die Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, haben auch in Spanien, also in Europa, nicht dieses respektvolle, menschenwürdige Leben gefunden, von dem sie einst träumten. Gerade in Südspanien vor dem Hintergrund der Entwicklungen nach der Finanzkrise 2008 und den Folgejahren etwa werden Migrant*innen wesentlich schlechter bezahlt als in ihren Heimatländern. Wir sprechen hier von etwa vier Euro in der Stunde bei einer sieben Tage Woche und einem 12-Stunden-Tag. Viele arbeiten in staatlich verordneter Illegalität, viele haben keine Chance auf Papiere. Diese Situation führt natürlich dazu, dass die Menschen auf der Suche nach einem echten Leben weiterwandern, etwa nach Deutschland. Die meisten jedoch, mit denen ich gesprochen habe, wollten wieder zurück“. Das sexualisierte migrantische Selbst im Spiegel einer politischen Doppelmoral In ihrer politischen Analyse kritisiert Regisseurin Saadna dann vor allem eine starke Doppelmoral im Auftreten der deutschen Bundesregierung in Nordafrika: „Wir wissen doch, dass sie Interesse an unserem Gas und unserem Öl und im Waffenhandel dort haben!“ Die „Afrika-Reise” der Bundeskanzlerin 2018, in der sie auch Algerien besuchte, sieht sie kritisch. Auf der einen Seite hätte man viele nordafrikanische Länder als sogenannte „sichere Herkunftsstaaten“ deklariert, auf der anderen Seite würden Menschenrechtsverletzungen angemahnt. „Wir hatten zwanzig Jahre Diktatur – immer mit der Unterstützung von Europa“, prangert sie an. Gleichzeitig würden Deals mit korrupten und diktatorischen Regierungen geschlossen, die die migrierenden Algerier*innen an der Ausreise nach Europa hindern sollten. Mit Blick auf die deutsche Gesellschaft merkt die Regisseurin an, dass nordafrikanische Migrant*innen stilisiert würden zu “Nafri-Kriminellen”, "Machos mit dem Potenzial zur andauernden sexuellen Belästigung der weißen Frau". Dies sei aber nichts Neues und etwa auch schon in den 1990er Jahren in Deutschland abzulesen gewesen, so die Künstlerin. Der größte Teil der „Willkommenskultur“ in Deutschland bestehe auch heute aus Ehrenamtlichen, stimmt der Soziologe Tietje zu: „Wir sprechen hier nicht vom Staat und auch nicht von der ganzen deutschen Gesellschaft!“ Im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten habe sich damit nicht viel getan, das sehe man etwa auch an Wortwahl und den vorherrschenden Diskursformen. Gerade im Bezug zu Gender profitiere man hier meist von einer vorurteilsbelasteten Grenzziehung einer normativen Dualität: „Wir sprechen über sie und nicht über uns. Ich denke aber, die deutsche Gesellschaft ist genauso sexistisch wie jede andere Gesellschaft. Migrantische Frauen werden jedoch häufig generell als „Opfer“ viktimisiert und migrantische Männer generell als Täter deklariert – dies ist auch nur ein anderer Versuch, migrantische Praxen zu regeln und einzuschränken“. Gleichzeitig jedoch betont die Aktivistin Mariana Karkoutly vom Kollektiv Poylog und Adopt a Revolution, die selbst aus Syrien nach Deutschland kam, unter Zustimmung des Podiums, gebe es durchaus Erfahrungen zwischen Flucht und Ankommen, die explizit „weiblich“ oder „männlich“ seien. Die Regisseurin Saadna fügt an, dass Migration an sich in einer Gesellschaft mit einer hochgradig genderabhängigen Rollenverteilung, wie etwa in Algerien, oft Männer-Sache bliebe: „Es ist das, was ich „die andere Seite des Exils“ genannt habe und was oft im Verborgenen bleibt“, sagt sie. Ganz im Sinne Tietjes betont sie weiter, sehe man etwa sehr gut am Beispiel der „Kölner Silvesternacht 2015“, wie solche Ereignisse politisch genutzt würden, um restriktive und migrationseinschränkende Maßnahmen zu legitimieren. Sehr spannend sei, fügt sie an, dass „der männliche Migrant“ in Europa oft in Verbindung mit einer extremen Sexualisierung abwertend betrachtet würde. Von Ankommen und Bleiben in einer Gesellschaft der Verurteilung Karkoutly, Teil des Kollektiv Polylog, sieht gerade deshalb im Umgang mit den Migrant*innen eines der größtes Probleme. In den Heimen, so erzählt sie, lebten nicht nur Menschen mit sehr unterschiedlichen Motivationen und Hintergründen zusammen, sondern die deutsche Migrationspolitik und die sehr unterschiedliche Privilegien- und Statusverteilung führe automatisch zu einer Hierarchisierung von Geflüchteten innerhalb der eigenen Gruppe. Dadurch werde das Bild des „guten“ und des „schlechten“ Flüchtlings erst kreiert. Selbst wenn man eine Chance zu bleiben und einen Aufenthaltstitel erhalte, die Sprache erlernt und eine Arbeit gefunden habe, sei dies immer zeitlich begrenzt auf ein paar Jahre: Die Angst zurückgehen zu müssen, abgeschoben zu werden aber bleibt. Man müsse bei der Diskussion bedenken, wie solche Strukturen, wie etwa die Festung Europa entstünden, pflichtet Tietje bei. Flüchtlingslager in Deutschland seien etwa oft weit ab in der Peripherie und an Stadträndern gelegen. In den Lagern selbst gäbe es große Unterschiede. Viele Menschen dort könnten die Heime etwa aufgrund von mangelnder Infrastruktur nicht verlassen, manche hätten nicht einmal Zugang zu einer adäquaten Rechtsberatung. Man müsse sich bewusstwerden, dass diese Zustände inmitten von Europa, inmitten von Deutschland existierten. Welche Auswirkung dieser Zustand auf Geflüchtete und ihren Alltag haben kann, zeigte etwa auch die Foto-Ausstellung „Gefangene einer verlorenen Zeit“, die ebenfalls während des Abends zu sehen war. Die von Geflüchteten selbst aufgenommenen Bilder zeigten deutlich die Lebensumstände und Herausforderungen, denen sie sich gerade auch im ländlichen Raum abseits gesellschaftlicher Teilhabe zu stellen haben: Etwa dem Leben im Heim auf dem Land mit schlechter Anbindung, in engen Mehrbettzimmern ohne Internet oder Funkempfang, den oftmals langen Wartezeiten in einem unübersichtlichen und häufig unfairen Asylverfahren sowie dem stark fremdbestimmend strukturierten Alltag in den Unterkünften. Diesen Zustand des ewigen Wartens in einer Zwischenwelt beschrieben viele der Geflüchteten der Initiatorin Julia Baumann als „gefangen sein in einer verlorenen Zeit“. Ein „Ankommen“ werde durch diese Politik fast unmöglich gemacht so Karkoutly; ein Sprachkurs oder eine Arbeitsstelle reiche dafür auf keinen Fall aus – wesentlich wichtiger sei es jedoch in einem Land Zukunftsperspektiven zu haben. Vor allem der Begriff der Integration sei hier kritisch zu beleuchten, ist sich das Podium auf Nachfrage aus dem Publikum einig: Hinter dem Konzept stecke doch, so Karkoutly, die Idee, dass alle Menschen in Deutschland gleich seien und nun eine Gruppe neuankommende Andersartige integriert werden müssten. „Aber so ist es natürlich nicht – die Menschen, die hier leben und die Menschen die kommen sind alle sehr unterschiedliche auf einem individuellen Level“, so die Aktivistin. Für sie sei Integration deshalb ein „verfluchtes Wort“ so führt Saadna weiter aus: „Es ist die Aufgabe des Staates nicht der Menschen, das zu machen. Ich würde es gerne durch Partizipation ersetzen.“ „Die meiste Zeit sprechen wir in Deutschland nicht über Integration, sondern über Assimilation“, so pflichtet auch Tietje seinen Vorrednerinnen bei. Hier entschieden viele Menschen über das Schicksal anderer, die kaum Möglichkeiten zur Partizipation in der Gesellschaft hätten. Gerade das Recht zu wählen sei hier essenziell, so die einstimmige Meinung im Podium. Diese sehr frustrierende Situation sei jedoch keinesfalls auf Ewigkeiten festgeschrieben betont Karkoutly die Handlungsmacht des Einzelnen: „Wenn wir gemeinsam aufstehen und Nein zu dem sagen, was hier gerade passiert, können wir etwas bewirken – aber wir müssen es zusammen tun!“ Es diskutierten am 14. August 2019 im Aquarium am Südblock: Leïla Saadna, Regisseurin und Video-Künstlerin aus Algier; Dr. Olaf Tietje, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Verbundprojekt „Willkommenskultur und Demokratie in Deutschland“ der Universität Kassel; Mariana Karkoutly, Mitglied des Kollektiv Polylogs und Projektkoordinatorin bei „Adopt a Revolution“ unter der Moderation von Julia Baumann. Diskussion unter Einbeziehung des zahlreichen Publikums im Aquarium am Südblock während des 2. 14km de:kolonial Film- und Diskussionsabends; Foto: Susanne Kappe. Alle hier vorliegenden direkten und indirekten Zitate wurden von der Autorin vom Englischen ins Deutsche übersetzt und sinngemäß gekürzt. Der Film- und Diskussionsabend der Reihe 14km de:kolonial wurde gefördert von:


2. de:kolonial Film- und Diskussionsabend

Machtungleichheit und Widerstand in der Migrations- und Sicherheitspolitik Ort und Zeit: 14. August 2019, 19 Uhr, Aquarium am Südblock (U Kottbusser Tor, Skalitzer Str. 6, 10999 Berlin) zum Facebook-Event Filmvorführung "Hinter dem Meer" (2017) von Leïla Saadna (OmU Arabisch mit deutschen Untertiteln)Ausstellung "Gefangene einer verlorenen Zeit" - Photo-Voice Projekt mit Deutschen und Geflüchteten in Berlin und BrandenburgPodiumsdiskussion und anschließende Publikumsbeteiligung mit Leïla Saadna, Dr. Olaf Tietje und Mariana Karkoutly (an english translation will be provided) Am zweiten Film- und Diskussionsabend unserer Reihe 14,4km de:kolonial wollen wir der Fragestellung nachgehen: Wie wirkt sich europäische Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik in den Ländern der MENA-Region sowie auf die hier lebenden Migrant*innen aus, und wie gehen diese damit um? Vor dem Hintergrund europäischer Migrations- und Sicherheitspolitik gegenüber der MENA-Region, Rückführungsabkommen, Remittances sowie der Definition sicherer Herkunftsstaaten soll in der Diskussion über die Situation von Migrant*innen in Europa gesprochen werden. Wie schlagen sich neo-koloniale Machtverhältnisse zwischen Europa und Ländern der MENA-Region in der europäischen Migrations- und Sicherheitspolitik nieder? Welche Konsequenzen hat dies für Migrant*innen, und wie gehen sie damit um? Welche Formen des Widerstands, welche alternativen Perspektiven und Politikansätze gibt es? Der Film "Hinter dem Meer" porträtiert vier Algerier*innen, die nach Aufenthalten in ihre Heimat zurückgekehrt sind oder abgeschoben wurden, und thematisiert sowohl das Leben von Migrant*innen in Deutschland und Frankreich als auch die Gründe für das Verlassen des Landes. Die Foto-Ausstellung "Gefangene einer verlorenen Zeit" spürt Gemeinsamkeiten und Unterschieden im alltäglichen Erleben von Geflüchteten und Neuankommenden sowie Alteingesessenen fotografisch nach. In der Podiumsdiskussion diskutieren Expert*innen zum Themenfeld: Leïla Saadna, Regisseurin und Video-Künstlerin aus Algier; Studium der Bildenden Künste in Paris; Dokumentarfilmprojekte weltweitDr. Olaf Tietje (Uni Kassel), Wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Verbundprojekt "Willkommenskultur und Demokratie in Deutschland" - Fachgebiet Soziologie der Diversität Mariana Karkoutly (Kollektiv Polylog/Adopt a Revolution), Mitautorin des Buches "Das ist meine Geschichte" (Unrast Verlag 2019), Mitarbeit bei ECCHR (European centre for constitutional and human rights) und Projektkoordinatorin bei "Adopt a Revolution".Moderation: Julia Baumann (Projektkoordinatorin für 14,4 km e.V., Sozial- und Kulturanthropologin und Initiatorin von "Gefangene einer verlorenen Zeit") Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt (an english translation can be provided). Die Veranstaltung ist frei, wir bitten um einen Solibeitrag auf Spendenbasis. Mit der Unterstützung von:      


Was ist eigentlich gefährlicher Rassismus?

Bericht zum 1. de:kolonial Film-und Diskussionsabend

Am 10. Juli fand unser erster de:kolonial Film- und Diskussionsabend zum Thema "White Supremacy" und strukturellem Rassismus in Deutschland statt. Der Abend bot eine lehrreiche und unterhaltsame Diskussion und die Gelegenheit, das eigene Bewusstsein für Machtungleichheit, Privilegien und versteckten Rassismen zu schärfen. Zu Gast waren die Expert*innen Musa Okwanga (Autor, Journalist und Musiker), Mo Maureen (Veranstalterin, Musik Consultant und Gruenderin von Songversation) und Tahir Della (Vorstand der ISD und Aktivist). Zum Einstieg zeigten wir den Film Afro.Deutschland (2017) der Regisseurinnen Jana Parageis, Susanne Lenz-Gleißner und Adama Ulrich. Der Film thematisiert den Rassismus, den Schwarze Menschen in Deutschland erleben – Schwarze Deutsche sprechen von ihren Lebensrealitäten mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Die Referent*innen teilten eigene Erfahrungen, die sie mit Rassismus gemacht haben, mit dem Publikum und gingen auf Unterschiede zwischen England und Deutschland in diesem Bereich ein. Vor allem wurde es unterhaltsam, als sich die Referent*innen darüber austauschten, wie sie persönlich mit rassistischen Vorfällen umgehen. Of course he wouldn’t dare to say it’s because I’m black, so I asked him why we dont ask other people for drugs together Musa Okwanga "Several times I randomly got asked if I had drugs", erzählte Musa Okwanga. "This one time I asked the guy why he would think I had drugs. Of course he wouldn’t dare to say it’s because I’m black, so I asked him why we dont ask other people for drugs together . So I shouted 'Hey anyone here got drugs for this person?'”. Das Podium mit Referent*innen Musa Okwanga, Mo Maureen, Tahir Della und Moderatorin Maissa Lihedheb (2. v. li.) Der Schlüsselsatz des Abends war: Der gefährliche Rassismus - das sind nicht nur die Menschen, die rassistische Äußerungen von sich geben. Das sind auch die, die nichts Rassistisches sagen, aber rassistisch handeln. So kritisierte Tahir Della etwa das Humboldt Forum, das Millionen für die Renovierung zahle, um “Schätze” aus der deutschen Kolonialzeit zu präsentieren, anstatt das Geld bei denjenigen zu investieren, denen diese gestohlenen sogenannten “Schätze” in Wirklichkeit gehörten. Der Abend war der erste in unserer de:kolonial Film- und Diskussionsreihe, in deren Rahmen noch bis November monatlich Veranstaltungen stattfinden (einen Überblick über alle Termine gibt es hier). Die weiteren Abende beschäftigen sich mit den Beziehungen zwischen Europa und der Region des Mittleren Ostens und Nordafrika und behandeln Machtungleichheit und Widerstand in Migrations- und Sicherheitspolitik, White Saviourism sowie Neokolonialismus in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen . Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch:


Einladung zum Auftakt der 14km de:kolonial Film-und Diskussionsreihe

Abend 1: Themenkomplex Rassismus in Deutschland Mittwoch, 10. Juli 2019, 18:30 Uhr Filmrauschpalast Moabit, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Am ersten Abend unserer neuen Film- und Diskussionsreihe 14km de:kolonial beschäftigen wir uns mit Deutschland als Einwanderungsland mit Kolonialisierungsgeschichte und der Frage, wie Gesellschaft postkolonial gestaltet werden kann. Zum Einstieg zeigen wir den Film Afro.Deutschland (2017) von Jana Pareigis, Journalistin und TV-Moderatorin. Der Film thematisiert den Rassismus, den schwarze Menschen in Deutschland erleben - schwarze Deutsche sprechen von ihren Lebensrealitäten mit Ausgrenzung und Diskriminierung. In der anschließenden Film- und Podiumsdiskussion wollen wir mit den Referent*innen Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V., glokal e.V.), Anna Dushime (Journalistin, Podcast Hart Unfair) undMusa Okwanga (Journalist u.a. für The Guardian) über ihre eigenen Erfahrungen sprechen und unser Publikum herzlich zur Beteiligung einladen. Mögliche weitere Diskussionsthemen sind strukturelle Formen von Rassismus in Deutschland und ihr Zusammenhang mit einer langen Geschichte des Glaubens an eine "White Supremacy", intersektionelle Diskriminierungen, der aktuelle (anti)rassistische Diskurs in Deutschland und die Frage, wie wir selbst gegen Rassismus und Diskriminierung eintreten können oder sollten. Die Diskussion wird auf Deutsch und Englisch stattfinden. Hier geht's zum Facebook-Event, wo wir ggf. aktuelle Infos zum Abend posten. Das Programm zu unserer gesamten Film- und Diskussionsreihe 2019 finden Sie hier.


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