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Kinder im Krieg und auf der Flucht: “Schildkröten können fliegen”

14km Film- und Diskussionsabend

"Schildkröten können fliegen" (Spielfilm, Iran/Irak/Frankreich, 2005, OmU, 98 min) von Bahman Ghobadi am Mittwoch, 22. Juli 2015 um 18:30 im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den zweiten Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2015. Wie Kinder Krieg und Flucht erleben, ist Thema unseres kommenden Film- und Diskussionsabends. Wir zeigen den unter anderem mit der Goldenen Muschel (San Sebastian Film Festival 2004) und dem Friedensfilmpreis (Berlinale 2005) prämierten Film "Schildkröten können fliegen" von Bahman Ghobadi auf Kurdisch mit deutschen Untertiteln und in der 35mm-Zelluloid-Fassung. Der Film erzählt die Geschichte des 13-jährigen Satellit, der als Anführer einer Kindergruppe im nordirakischen Grenzland Minen sucht, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, und der vom Krieg traumatisierten Agrin. Kurz vor dem Einmarsch der US-amerikanischen Armee in den Irak begegnen sich die beiden in einem Flüchtlingslager. In dem anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Impulsgebern soll das Gefühlschaos von Kindern während Krieg und Flucht sowie die aktuelle Lage im Nordirak diskutiert werden.   Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Hintergrundinfos zum Film: Filmheft "Schildkröten können fliegen" der BpB Informationen zur politischen Bildung "Naher Osten" Produktionsgesellschaft "Schildkröten können fliegen" Verleihkatalog kurdischer Filme in Deutschland Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:                


„Eine gute Erfahrung“ – Simone über ihr Praktikum bei Maat for Peace, Development and Human Rights (Maat) in Kairo

Die Organisation Maat for Peace, Development and Human Rights (Maat) ist eine ägyptische Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Kairo, welche im Jahre 2005 von Ayman Okeil gegründet wurde. Maat beschäftigt derzeit rund 25 festangestellte Mitarbeiter*Innen und verfügt zudem über ein Netzwerk an Freiwilligen. Seit 2013 ist Maat zudem Head of Network der ägyptischen Sektion der Anna Lindh Foundation. Leitmotiv der Arbeit von Maat ist eine freie und gerechte Gesellschaft, welche sich Menschenrechten, sozialen, wirtschaftlichen sowie politischen Rechten, Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Werten verpflichtet fühlt. Durch verschiedene Projekte, welche in Zusammenarbeit mit internationalen Gebern durchgeführt werden, versucht Maat zur Erreichung dieser Vorstellung beizutragen. Die Arbeit teilt sich dabei in vier Themenbereiche auf: Decentralization and Good Local Governance, Elections and Supporting Democracy, Social Peace and the Development of Marginalized Groups und International Mechanism to protect Human Rights. Das Praktikum Meine Praktikumsbetreuerin war Fatma Othman, die als Projektkoordinatorin für Maat tätig ist und mit der ich mir während des Praktikums auch ein Büro teilte. Des Weiteren saßen noch eine andere Mitarbeiterin, welche als Übersetzerin für Maat tätig ist und zwei weitere deutsche Praktikantinnen in dem Büro. Zu Beginn meines Praktikums wurde ich zudem dem Vorsitzenden von Maat und den anderen Mitarbeitern vorgestellt, allerdings hatte ich zu diesen während meines Praktikums kaum weiteren Kontakt. Dies lag vor allem an der Tatsache, dass abgesehen von meiner Betreuerin und einer anderen Mitarbeiterin keiner der Angestellten Englisch sprechen konnte und ich kein Arabisch spreche. Allerdings hatten auch die beiden anderen Praktikantinnen die Arabisch sprechen konnten, wenn auch nicht auf muttersprachlichem Niveau, keinen engeren Kontakt zu den anderen Arbeitsbereichen von Maat. Meine Tätigkeiten während des Praktikums fielen alle in den Bereich der internationalen Kooperation und hatten keinen direkten Bezug zur inhaltlichen Arbeit von Maat. In der ersten Woche war ich vor allem damit beschäftigt, mögliche internationale Geberorganisationen oder Kooperationspartner zu recherchieren. Dabei variierte entweder der nationale Hintergrund oder der Förderbereich der Organisationen. Auch wenn die Arbeit von entscheidender Bedeutung ist und ohne finanzielle Mittel keine Projekte durchgeführt werden können, empfand ich die Aufgabe auf Dauer etwas unspezifisch und endlos. In der zweiten Woche war ich vor allem damit beschäftigt der NGO die verschiedenen politischen Stiftungen in Deutschland und deren Verbindung zu den Parteien darzustellen. Auf Grundlager dieser Informationen will Maat versuchen Beziehungen mit ausgewählten Stiftungen aufzubauen. Zudem nahm ich an einer von Maat organisierten Konferenz teil, welche sich mit den Wahlen und dem damit zusammenhängendem Terror in Ägypten beschäftigte. In der dritten Woche hatte ich verschiedene kleinere Aufgaben zu erledigen, unter anderem war ich für das internationale Pressemonitoring zuständig, sollte wieder nach Förderpartnern recherchieren und ein kurzes Paper zu Transparency International schreiben. Zudem war ich auf einer Konferenz zur Armutssituation in Ägypten. In der vierten und fünften Woche wurde mir die Aufgabe übertragen selbstständig ein Projekt zu entwickeln, mit welchem sich Maat für eine Mittelausschreibung bewerben will. Das Projekt sollte dabei einen zeitlichen Rahmen von drei Monaten haben und neue Dialogmöglichkeiten schaffen. Diese Aufgabe war von der Anforderung her die anspruchsvollste meines Praktikums und auch die interessanteste. Auch wenn ich die mir übertragene Verantwortung schätze, wäre eine Einweisung hinsichtlich der Ausarbeitung eines solchen Antrags wünschenswert gewesen. Da jedoch keiner Zeit hatte mich einzuweisen, wurde ich mehr oder weniger ins „kalte Wasser“ geworfen. Da die Deadline für Projektanträge mit dem Ende meines Praktikums zusammenfiel konnte ich während meines Praktikums leider nicht mehr erfahren, ob das von mir entwickelte Projekt die Fördergelder erhalten hat. Insgesamt kann ich sagen, dass die Aufgaben mit fortschreitendem Praktikum durchaus zugenommen haben an Anspruch und Bedeutung. Allerdings bedauere ich, dass ich keine Möglichkeit hatte die anderen Bereiche von Maat kennenzulernen. Auf Grund der fehlenden Sprachkenntnisse auf beiden Seiten war dies leider unmöglich. Allerdings hatten auch die beiden anderen Praktikantinnen, die Arabisch sprechen können, keine Möglichkeit bekommen, die inhaltliche Arbeit von Maat besser kennenzulernen, weshalb es fraglich ist, ob sich die Arbeit bei Wegfall der Sprachbarrieren überhaupt verändert hätte. Auch wenn sich meine Betreuerin sehr intensiv um mich gekümmert hat, waren Rückmeldungen zu meinen Arbeiten doch eher sporadisch, was mit dem hohen Zeitdruck begründet wurde, der auf den Angestellten lasten würde. Leben in Ägypten In der Zeit meines Praktikums lebte ich in einer Dreier-WG in Downtown, nur ein paar Minuten vom berühmten Tahrir-Platz entfernt. In direkter Umgebung gab es mehrere Restaurants sowie kleinere Einkaufsmöglichkeiten. Essen gehen ist in Ägypten sehr billig, abwechslungsreich und auf Wunsch international möglich. Vor allem das Essen an den Straßenständen ist gesundheitlich jedoch ein "rotes Tuch"! Wer sich vegan ernähren will: es ist möglich, aber von der Vielfalt her durchaus eingeschränkt. Fortbewegungsmöglichkeiten sind in Kairo reichlich vorhanden und sehr billig. Neben Metro und Bussen sind auch Taxis als tägliches Transportmittel selbstverständlich, allerdings hab ich diese kaum benutzt da man vor allem mit der Metro billiger und auch schneller (Verkehrschaos!) ans Ziel kommt. Was die Sicherheit angeht habe ich mich in Kairo sicherer gefühlt als gedacht. Natürlich war man durchgehend Kommentaren von Männern auf der Straße ausgesetzt, jedoch hatte ich mich nie in einer Situation befunden in der ich mich durch diese Kommentare bedroht gefühlt habe. Man muss einfach versuchen, die Kommentare so gut wie möglich zu ignorieren. In der ersten Woche habe ich zudem einen Bombenalarm miterlebt, als außerhalb eines Parks, wo ich mich befand, eine Bombe gefunden wurde. Die Ägypter reagieren jedoch total entspannt, weshalb auch bei einem selbst keine wirkliche Panik aufkommt. Während meiner Zeit in Kairo hatte ich die Möglichkeit, die Stadt selbst sowie die nähere Umgebung besser kennenzulernen und habe zudem noch zwei Ausflüge unternommen. Im Nachhinein hätte ich gerne mehr Zeit gehabt, um noch ein wenig mehr vom Land zu sehen, da Ägypten sehr viele interessante und unterschiedliche Dinge bietet. Ich hatte mich vor Beginn meines Praktikums jedoch dagegen entschieden zum Reisen länger in Ägypten zu bleiben, da ich mir über die Sicherheitsbedingungen für Frauen unsicher war. Dies hat sich zwar als besser herausgestellt als erwartet, dennoch ist Ägypten nun kein Land, wo ich als Frau ohne Bedenken herumreisen würde, weswegen man zum Teil auf Touren angewiesen wäre, welche wiederrum teurer sind. Fazit Ägypten ist ein sehr interessantes, lebendiges und abwechslungsreiches Land, jedoch fällt es mir schwer Attribute wie „gut“ oder „schlecht“ zu benutzen, wenn ich meine Erfahrung hier beschreiben soll. Die Tatsache, dass ich wiederkommen würde, sollte als Aussage jedoch ausreichend sein. Bezüglich des Praktikums war es durchaus eine gute Erfahrung, jedoch würde ich ohne entsprechende Sprachkenntnisse kein derartiges Praktikum mehr machen, da mir vor allem Einblicke in die inhaltliche Arbeit gefehlt haben.   Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.


Berber in Nordafrika: Anpassung und Rebellion – Filmvorführung „Azul“

Vergangenen Mittwoch fiel der Startschuss zu unserer diesjährigen 14km Film- und Diskussionsreihe im Filmrauschpalast Moabit. Den Anfang der Reihe machte der Film „Azul“ des tunesischen Regisseurs Wassim Korbi, der selbst zur indigenen Bevölkerungsgruppe der Imazighen (Sg. Amazigh, gewöhnlich „Berber“ genannt) gehört. Im Anschluss gab Abderrahmane Ammar, Berber-Experte, Soziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin und freier Journalist, Einblicke in die Amazigh-Kultur und die politische und soziale Situation der indigenen Bevölkerung in Nordafrika. Der Film begleitet die Reise des Regisseurs in das Heimatdorf seines Vaters, in das er sich auf der Suche nach seinen kulturellen Wurzeln begibt. „Azul“ ist die Begrüßungsformel in Tamazight, der Berbersprache, und Sprache ist ein zentrales Thema, das die Berber, die im Film zu Wort kommen, bewegt. Stolz präsentieren sie sich vor den jahrhundertealten Ruinen historischer Bauwerke ihrer Kultur oder aber – im Kontrast dazu – in den verlassenen Straßen heruntergekommener Dörfer. Sie wünschen sich Anerkennung als indigene Bevölkerungsgruppe mit eigener Geschichte, Kultur und Sprache und nutzen die Öffnung des politischen Raums infolge der Revolution 2011, um erstmals diesen Wunsch nach Anerkennung zu artikulieren. Die Geschichte der Berber, die heute in Marokko, Tunesien, Algerien, Libyen und Ägypten leben, ist geprägt von der Vorherrschaft anderer Völker in ihrer Heimat – zunächst der Römer, dann der Araber und später der Franzosen und Italiener. „Anpassung und Rebellion“ seien daher die einzigen Optionen gewesen, die den Berbern unter der Fremdherrschaft offenstanden, erklärte der Soziologe und marokkanische Berber Abderrahmane Ammar, der als Gesprächspartner für die an den Film anschließende Diskussion eingeladen war. Als „freie Menschen“ – so lässt sich der Begriff „Imazighen“ ins Deutsche übersetzen – hätten sie sich jedoch zumeist für die Nicht-Anpassung und den Rückzug in die Gebirgsregionen entschieden, um im Kreis der Familie ihre Kultur zu pflegen und der Unterdrückung durch die Fremdherrscher zu entgehen. Tätowierungen waren eine Form der Rebellion: Die Zeichen und Ornamente, die häufig die Handrücken der Männer schmücken, geben Auskunft über Stammeszugehörigkeit und Religion und galten unter muslimischer Herrschaft als verboten. Heute wählt die Jugend andere Mittel, um ihre Identifikation auszudrücken und sich gegen Diskriminierung zu wehren. Im Film werden junge Männer gezeigt, die sich mit Rapmusik Gehör bei der eigenen Community und der breiten Gesellschaft verschaffen. Grund zur Rebellion gibt es noch immer: In Tunesien wurde unter den Regierungen Bourguibas und Ben Alis eine strikt nationalistische politische Linie verfolgt, die Araber und die arabische Sprache in den Fokus rückte, wie die im Film porträtierten Berber beklagen. Die Berberkultur diente dagegen lediglich als folkloristischer Putz, mit dem sich im Tourismus gut Geld verdienen ließ. Vertreter dieser national-arabischen Einstellung sind heute wieder unter den politischen Entscheidungsträgern ebenso wie Repräsentanten des politischen Islam, die den Berbern teilweise Atheismus vorwerfen oder mit der Rolle der Frau in der Berberkultur nicht einverstanden sind. So beschwört eine junge Tunesierin im Film auch das Bild der „Mère Amazigh“ (die Amazigh-Mutter), in der sie aufgrund ihres Status als freier Frau mit Geschichte und Tradition eine Symbolfigur der politischen Opposition sieht. Tatsächlich klärte Abderrahmane Ammar im anschließenden Gespräch über die starke Stellung der Frau in einigen Berberstämmen auf. Bei den Tuareg beispielsweise werde die Frau im Erbrecht bevorteilt und es sei üblich, dass die Frau ihren Ehemann selbst wählt. In der Diskussion mit den Gästen, unter denen sich auch einige TunesierInnen befanden, ging es im Anschluss hauptsächlich um die aktuelle sozio-politische Lage und die Perspektive in den verschiedenen nordafrikanischen Ländern. Abderrahmane Ammar verdeutlichte, dass gerade in einigen Ländern Bevölkerungsstatistiken tendenziell gefälscht würden, um den wahren Anteil der Berber an der Bevölkerung zu vertuschen und ihnen einen Minderheitenstatus aufzudrücken. Tatsächlich seien die Berber in Marokko jedoch in der Mehrheit, während sie in Tunesien und Libyen etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten und in Ägypten etwa 10.000 von ihnen lebten. Rechtlich seien die Berber in Marokko am besten gestellt – dort sind sie seit 2011 politisch anerkannt und ihre Sprache ist Pflichtfach an der Schule. In Algerien sei zwar die politische Anerkennung schon früh erfolgt, jedoch seien die Berber aufgrund von Diskriminierung wirtschaftlich so abgehängt, dass sich in der Kabylei eine Unabhängigkeitsbewegung gebildet habe. Nach der Diskriminierung unter Gaddafi kämpften die Berber in Libyen nun ebenfalls um Anerkennung; in Ägypten werde dieser Kampf hauptsächlich in intellektueller Auseinandersetzung geführt. In Tunesien regt sich nun in der jungen Generation neuer Stolz für die Herkunft und kulturelle Identität. Erst mit einem hohen Bildungsstand und internationaler Erfahrung konnte die Jugend die Scham der Elterngeneration überwinden, die sich der herrschenden Meinung von den dummen „Barbaren“ nicht widersetzte. Wenn auch noch keine Struktur für eine politische Interessenvertretung gefunden wurde, so ist eines der besten Beispiele für das erstarkte Selbstbewusstsein genau dieser Film von Wassim Korbi – „Azul“: Hallo, hier sind wir! Vielen Dank an Abderrahmane Ammar für die interessanten Einblicke und an alle Gäste für ihr Kommen und die anregende Diskussion! Veranstaltungsleitung und Moderation: Andreas Fricke Text: Susanne Kappe Fotos: Silvia Liminiana Organisation: das ehrenamtliche 14km Film Team In der 14km-Filmdatenbank finden Sie weitere Filme zum Thema Amazigh (Berber). Die Internetseite Tlaxcala dokumentiert die Amazigh-Sprache. Vielen Dank an unseren Gast Hamid Behetschi für den Hinweis. Die Gesellschaft für bedrohte Völker führt die Sprachen der Amazigh (Berber, Masiren) in ihrem Geschäftsbericht Nr. 63 (März 2010) auf, Seite 14ff. Deutschsprachiges Amazigh-Forum. Internationales Amazigh-Forum.   Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit – gefördert. Thema der kommenden Veranstaltung sind KINDER des Nahen Ostens im (Bürger-) Krieg und auf der Flucht. 14km präsentiert dazu den mehrfach prämierten Spielfilm "Schildkröten können fliegen" von Bahman Ghobadi (Iran/Irak 2005) im Original (Kurdisch) mit deutschen Untertiteln. Termin: Mittwoch, 22. Juli 2015 ab 18:30 Uhr im Filmrauschpalast Berlin Moabit. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Wir bedanken uns für die Unterstützung:    


Amazigh (Berber) in Tunesien: AZUL

14km Film- und Diskussionsabend

 "AZUL" (Dokumentarfilm, Tunesien, 2013, OmeU, 43 min) von Wassim Korbi am Mittwoch, 24. Juni 2015 um 18:30 im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den ersten Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2015. Thema des Abends ist die indigene Kultur der Amazigh (Berber) in Tunesien sowie deren Stellung als Minderheit in der tunesischen Gesellschaft. 14km zeigt den tunesischen Dokumentarfilm "AZUL" von Wassim Korbi im Original (arabisch, französisch, tamazigh) mit englischen Untertiteln. Der Regisseur beschreibt seinen persönlichen Weg in das Heimatdorf seines Vaters, in dessen Umgebung die Kultur der Amazigh noch sichtbar und lebendig ist. Korbi ermöglicht einen Einblick in die Kultur und in die Lage der Amazigh in Tunesien bis Juni 2013. Im Anschluss folgt ein offenes Publikumsgespräch, um Eindrücke und Informationen zur Kultur der Amazigh (Berber) und deren politisch-sozialer Lage im heutigen Tunesien zu vertiefen. Dazu sind eingeladen: Khouloud Madhaoui (Amazigh, Filmemacherin) und Abderrahmane Ammar (Berber-Experte, Soziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin; freier Journalist). Das Gespräch findet voraussichtlich überwiegend auf Englisch statt. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). Die Diskussion endet spätestens um 21:30 Uhr. Facebook-Event Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 22. Juli / 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:    


“Ich werde bestimmt bald wiederkommen!” – Anna-Lena Erhard über ihr Praktikum beim Al-Thoria Studies Center in Amman

Ich habe sechs Wochen lang Einblicke in die Arbeit des Al-Thoria Center for Studies, Training and Consultation bekommen und dabei viele Eindrücke gewonnen. Al-Thoria ist eine Organisation mit vier festen Mitarbeitern und einem kleinen Büro in Amman, aber einem sehr grossen Wirkungsbereich. Die Organisation setzt Projekte in ganz Jordanien um. Ihre Hauptziele sind es, ein demokratisches Wertebild zu vertreten und die politische Partizipation, speziell von jungen Erwachsenen, zu fördern. Das zweite große Feld, in dem das Center arbeitet, betrifft das Frauenbild in Jordanien. Al-Thoria setzt sich in verschiedenen Projekten für die Partizipation von Frauen im politischen und gesellschaftlichen Leben und für Chancengleichheit und Gleichberechtigung in verschiedenen Aspekten wie Bildung, Kultur und öffentlicher Teilnahme an verschiedensten Aktivitäten ein. Obwohl die Möglichkeiten für Frauen, Bildungsmöglichkeiten wahrzunehmen und sich zu engagieren, vom Gesetz her grösstenteils gut verankert sind, stehen oft konservative Traditionen und Wertebilder der Umsetzung im Weg. Al-Thoria setzt daher vorallem auf Workshops, Seminare und Treffen sowohl für Lokalpolitikern als auch für Bürger im allgemeinen. Außerdem führt die Organisation immer wieder Befragungen und Studien zum Wertebild und der Partizipation in der Bevölkerung durch; diese Berichte werden dann mit Empfehlungen für Massnahmen Politikern oder dem jordanischen Parlament vorgelegt. Der große Vorteil für mich war, dass ich in alle Arbeitsbereiche einer NGO Einblick bekommen habe. Wir waren für ein Gespräch über Projektfinanzierungen in der britischen Botschaft, ich habe die Mitarbeiter zu Workshops und Treffen mit Lokalpolitikern begleitet und für zukünftige Projekte recherchiert. Ich habe Berichte und Einleitungen über Projekte und Studien der Organisation geschrieben und Finanzierungsanträge überprüft. Für eine Studie habe ich die Ergebnisse graphisch veranschaulicht und Zusammenfassungen über andere Projekte für die Website von Al-Thoria geschrieben. Für ein aktuelles Projekt haben wir zusammen mit einer Filmemacherin an einer Dokumentation über die Arbeit in den Gemeinden gedreht und dafür Lokalpolitiker interviewt. Außerdem habe ich mich am Design für einen neuen Flyer versucht. An manchen Tagen gab es auch administrative Aufgaben für mich, etwa Kontaktdaten in ein neues Computerprogramm übertragen oder Anwesendheitslisten digitalisieren. Auch das sind Aufgaben, die in einer NGO anfallen. Der Höhepunkt meiner Arbeit war auf jeden Fall, dass ich mir das Konzept für ein zukünftiges Projekt ausdenken durfte. Das Ziel des Projekts ist, die Partizipation von jungen Erwachsenen zu fördern, und die Idee ist, in Planspielen die Arbeitsweise der Gemeinden in Jordanien zu simulieren und so Lösungen für reale Probleme der dortigen Bevölkerung zu finden. Neben diesem Kernseminaren soll es noch weitere Treffen und Aktivitäten geben. Mit einer Mitarbeiterin habe ich das Konzept ausformuliert und bei Ausschreibungen Fördergelder eingeworben. Al-Thoria hat mir die Möglichkeit gegeben, mich mit meinen Ideen einzubringen und diese gemeinsam versuchen umzusetzen. Als ich dort angefangen habe, konnte ich nur ein kleines bisschen Arabisch, meine Mitarbeiter haben auch fast nur Englisch mit mir geredet. Mein Arabisch ist zwar nicht viel flüssiger geworden, ich verstehe aber viel mehr, da ja auch alle Treffen und Seminare, bei denen ich dabei war, auf Arabisch waren. Die zwei Monate waren mein erster längerer Aufenthalt in der MENA-Region, und Amman macht den Einstieg leicht. Gefühlt jede Woche findet ein anderes Filmfestival statt (besonders palästinensische Kurzfilme und Filme zu Frauenrechten sind beliebt) und es gibt viele kleine Galerien und Cafés. Die vielen steilen Hügel haben ein besonderes Flair, und ich hatte das Glück, die Stadt sowohl schneebedeckt (gleich in der ersten Woche gab es schneefrei) als auch warme Sommerabende zu erleben. Meine WG habe ich innerhalb von zwei Tagen vor Ort gefunden, es lohnt sich auf Internetforen oder an schwarzen Brettern zu suchen. Ich habe mit einer Französin, einer Italienerin und einem Jordanier (was schon ungewöhnlich ist in der Region) zusammengewohnt. So konnte ich meine Arabischkenntnisse verbessern. Ich war aber auch manchmal froh, andere Expats um mich zu haben. Was mir nicht so leicht gefallen ist, war, damit umzugehen, wie man manchmal als Frau behandelt wird. Es kommt immer wieder vor, dass man auf der Strasse unangenehm gemustert wird oder anzügliche Kommentare fallen. Das war ich nicht gewohnt, und es hat mir widerstrebt, nur mit gesenkem Blick durch die Straßen zu laufen. Nach zwei Wochen habe ich dann allerdings Strategien gefunden, damit umzugehen. Da hat es schon gut getan, sich mit anderen Ausländerinnen in Jordanien austauschen zu können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Durch das konservative Wertebild, das in Teilen der Gesellschaft noch verbreitet ist, und der Tatsache, dass junge Frauen und Männer in der Regel kaum miteinander befreundet sind, halten sich in bei einigen Stereotype zum Frauenbild, auch bezüglich europäischen Frauen. Diese vereinzelten Erlebnisse haben mir gezeigt, wie wichtig der Austausch und die Arbeit von Organisationen wie 14 km e.V. und Al-Thoria ist. Durch Kontakt und Begegnungen können Klischees und Vorurteile - auf beiden Seiten! - effektiv abgebaut werden. Ich glaube, für mich hat der Aufenthalt neue Denkansätze und mehr Verständnis für Menschen und besonders der Wichtigkeit von Chancengleichheit und individueller Freiheit gebracht. Insgesamt war ich besonders beeindruckt von der umwerfenden Gastfreundschaft der vielen Menschen, denen ich begegnet bin. In den letzten beiden Wochen meines Aufenthalts bin ich durchs Land gereist und habe viele unterschiedliche und unvergessliche Landschaften gesehen. Das Tal in Dana, die Felsenstadt Petra, die Landschaft in Wadi Rum, das tote Meer, Ruinen in Jerash, Ajloun und Kerak, das Rote Meer und noch viel mehr – in Jordanien gibt es viel zu entdecken und geniessen! Die Region ist wunderschön und hat so viele Facetten an Kultur und Geschichte zu bieten. Ich werde bestimmt bald wiederkommen!  


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