Monthly Archives: November 2014
Stadtjugendring Stuttgart diskutiert Studie über Jugendmigration in Europa
Die innereuropäische und euro-mediterrane Jugendmigration nimmt seit Jahren zu, was Städte und Kommunen vor neuartige Herausforderungen stellt. Eine internationale Expertenkommission des Stadtjugendrings Stuttgart identifizierte in einer Studie Probleme und Lösungsansätze zur Migration von Jugendlichen in Europa, die vom 14. bis 16. November beim Abschlusstreffen des Jugendmigrationsrats in Stuttgart diskutiert wurde. Stuttgart gilt bei der Integration von Migrant/innen bundesweit als Vorbild. Der Stadtjugendring Stuttgart trägt mit dem Projekt Jugendmigrationsrat dazu bei, indem er Empfehlungen zur Migration von Jugendlichen für Akteure der internationalen Begegnung ausarbeitet. Als Diskussionsgrundlage wurde eine repräsentative Studie in vier Ländern durchgeführt, die eine Momentaufnahme der Jugendmigration in Europa darstellt. In fünfzig Interviews – 25 in Stuttgart, acht in Straßburg, acht in Ferrara, neun in ganz Spanien – mit Vertretern von Behörden, NGOs und Wohlfahrtsverbänden wurden anzugehende Probleme identifiziert. Die Ergebnisse der Studie wurden beim Abschlusstreffen des Projekts, an dem auch ein Vertreter von 14km teilnahm, diskutiert. Zwei Tage lang setzten sich die Expert/innen mit Fragestellungen, wie gegen die soziale Isolation von jungen Migrant/innen vorgegangen und wie der Zugang zu einer geregelten Arbeit erleichtert werden könne, auseinander. In der Studie wurde bewusst nicht zwischen Flüchtlingen und Nicht-Flüchtlingen unterschieden. Deshalb wurde der rapide Anstieg von Flüchtlingen¹ und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen² in Stuttgart als ein Hauptproblem identifiziert.³ Es biete sich jedoch die Chance, die Diskrepanz zwischen den nordafrikanischen Staaten, in denen hochqualifizierte Jugendliche keine Arbeitsmöglichkeiten finden, und den europäischen Staaten, denen aus demographischen Gründen zukünftig ein Fachkräftemangel droht, als win-win-Situation zu nutzen – damit wäre das Thema Migration in ein positives gesellschaftliches Narrativ eingebettet. Insgesamt waren die Expert/innen sich einig, dass die in allen untersuchten Ländern festgestellte restriktive Asylpolitik, die unzureichende finanzielle Ausstattung der Akteure und die hohen bürokratischen Hürden in der Arbeit mit Migrant/innen überwunden werden sollten. Migrant/innen sollten die Möglichkeit auf eine geregelte Arbeit und Zugang zu genügend Informationen über das Aufnahmeland haben sowie mit Dolmetscherdiensten und Deutschunterricht sprachlich besser integriert werden. Diskutiert wurde die Wohnproblematik im Zusammenhang von Gentrifizierung, Migration und Stadtpolitik. Besonders umstritten war die Weiterverwendung des Begriffs einer zu schaffenden „Willkommenskultur“. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, den bisher nicht verwendeten Begriff „Menschenwürde“ in die Endfassung der Studie einfließen zu lassen, da sie nicht von allen Akteuren der Jugendmigration in Europa respektiert werde. Die in der Studie nachgewiesenen europaweiten Kriminalisierungstendenzen von Migration wurden kritisiert. Als erfreuliche Erkenntnis erwies sich hingegen der hohe Vernetzungsgrad der Einrichtungen zur Jugendmigration. Zur Untermauerung der Studienergebnisse und für die Formulierung der konkreten Handlungsempfehlungen sollen in den verbleibenden Wochen best practices zu den einzelnen Empfehlungen gesammelt werden. Am letzten Tag des Treffens präsentierte zunächst das Internationale Jugendforum Beispiele für gelungene Projekte zur Integration von Migrant/innen, wie z.B. das Pilotprojekt get 2gether, das Migrant/innen in (Sport-)Vereine eingliedert, oder die marokkanische Association Moultaka des jeunes pour le Développement, die Migrant/innen in die arabische Sprache, den marokkanischen Dialekt sowie die Sitten und Bräuche Marokkos einführt. Im Anschluss wurde die strategische Kommunikation des Jugendmigrationsrats von den Expert/innen konzipiert. Bis April 2015 sollen die Studie und die Handlungsempfehlungen veröffentlicht werden. Projektskizze Bereits 2011 nahm sich der Stadtjugendring Stuttgart in weiser Voraussicht des Themas Jugendmigration an – als es weder in der öffentlichen Debatte noch in Politik oder Verwaltung eine große Rolle spielte. Gegen anfängliche Widerstände wurde das Projekt Jugendmigrationsrat ins Leben gerufen, das bis April 2015 Empfehlungen zum Umgang mit Jugendmigration für Akteure der internationalen Begegnung kreieren soll. Als Diskussionsgrundlage dienen das Expertenwissen im Jugendmigrationsrat, Dokumentationen, Medieninformationen, Erkenntnisse aus dem Jugendforum und die beim Abschlusstreffen besprochene Studie. Das Projekt wird von der Bundesagentur für Migration und Flüchtlinge und dem Europäischen Integrationsfond gefördert. --- ¹ Zahl der Flüchtlinge in Stuttgart: 9/2012 - 871 Flüchtlinge; 12/2013 - 1.584 Flüchtlinge; 12/2014 vorauss. - 2.800 Flüchtlinge; 2015 vorauss. - 4.000 Flüchtlinge. ² Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF): 2012 - 90 UMF; 2013 - 111 UMF; 2014 - 248 UMF. ³ Quelle zu Flüchtlingszahlen: 34. Stuttgarter Flüchtlingsbericht Die Teilnehmer des Abschlusstreffens des Jugendmigrationsrats in Stuttgart
Barbara Schenkel about her internship at MARCH in Lebanon (in German)
Zwei Monate lang war ich Praktikantin bei MARCH Lebanon, einer NGO in Beirut, die gegen willkürliche staatliche Zensur kämpft und sich ebenso für den Aufbau einer Zivilgesellschaft durch ein friedliches Miteinander der verschiedenen Religions- und Bevölkerungsgruppen einsetzt. Diese Verbindung zwischen Kultur- und politischer Bildungsarbeit war für mich als Studentin der Arabistik und Politikwissenschaften sehr spannend, und die Vermittlung des Praktikumsplatzes durch 14km e.V. empfand ich darum als durchweg gelungen. Der Libanon war mir schon durch mein Auslandssemester, das ich vor zwei Jahren in Beirut absolviert hatte, vertraut. Dementsprechend wusste ich bereits einiges über die Geschichte des Landes, das nach zwanzig Jahren immer noch unter konfessionellen Spaltungen und den wirtschaftlichen sowie sozialen Folgen des Bürgerkriegs leidet. Genauso war es aber keine Überraschung für mich, dass Beirut mit seinen vielen Cafés und Bars, der facettenreichen Kunstszene und internationalen Atmosphäre ein sehr spannendes, aber auch forderndes Umfeld ist. Die große Verkehrsbelastung, fehlende öffentliche Plätze und die mangelhafte Wasser- und Stromversorgung beinträchtigen das alltägliche Leben in der Stadt. Viele Ausflüge an der Küste Richtung Norden (Byblos, Batroun) und Süden (Saida, Sour) und in die Berge waren jedoch perfekt, um die dichte Großstadt Beirut am Wochenende gegen frische Luft, wunderbare Landschaften und einen entspannteren Lebensrhythmus einzutauschen. Generell war ich begeistert davon, dass die Freizeit für Libanes_innen selbstverständlich dazu da ist, das Leben zu genießen – sei es am Strand, bei gutem Essen oder einfach nur dabei, Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch der Hauptgrund des Aufenthalts sollte ja mein Praktikum bei MARCH sein: Im Laufe meiner Zeit dort beschäftigten mich vor allem zwei große Aufgaben: verschiedene Projektanträge sowie das Aktualisieren der 'Virtual Museum of Censorship' Website. Letztere dokumentiert alle Bücher, Filme, Musik- und Theaterstücke, Websites, Veranstaltungen usw., die nach dem Wissen von MARCH der staatlichen Zensur zum Opfer gefallen sind und/oder immer noch zensiert sind. Zunächst brachte ich die Informationen über den juristischen Hintergrund staatlicher Zensur im Libanon auf den neuesten Stand. Dabei wurde schnell klar wurde, dass diese teilweise ohne rechtlichen Rahmen stattfindet, bzw. die Kriterien für Zensur so unklar formuliert sind, dass sie viel Raum für eine individuelle Interpretation von Zensurgründen wie „Verletzung religiöser Gefühle” (wie z.B. beim Film 'Noah'), „Unsittlichkeit” (z.B. Homosexualität) oder „Aufwiegelung konfessioneller Spannungen” lassen. Auch der staatliche Boykott israelischer Produkte wird in der Praxis oft auf eine Zensur jüdischer oder israelfreundlicher Künstler_innen ausgedehnt. Von der Theorie ging es zur Praxis, ich recherchierte, ob die Musikstücke, die im Museum aufgelistet waren, immer noch nicht zum Verkauf zugelassen waren. Da das Zensurbüro keine offiziellen Informationen hierzu veröffentlicht, arbeitet MARCH mit Importeuren zusammen, die anonym Informationen liefern, welche CDs und DVDs ins Land gebracht werden dürfen und welche verboten sind. Meine zweite große Aufgabe waren mehrere Projektanträge, die ich mitentwarf. Dabei soll z.B. ein Theaterprojekt Jugendlichen verschiedener Religionsgemeinschaften dabei helfen, über konfessionelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten und sich frei von Vorurteilen kennenzulernen. Auch plant die NGO, mit einem Theaterstück über Zensur durch das Land zu touren, um die Bevölkerung für die willkürlichen Zensurmechanismen, denen die Kunst- und Kulturszene ausgesetzt ist, zu sensibilisieren. Öffentlichkeitsarbeit ist ein extrem wichtiger Bestandteil der Arbeit von MARCH, da keine offiziellen Daten zur Zensur vorliegen und die Menschen somit oft gar nicht wissen, welche Werke aus welchen Gründen zensiert werden. Insgesamt habe ich meine Zeit bei MARCH als große Bereicherung erlebt. Ich habe viele über die Arbeitsweise einer kleinen NGO gelernt, was auch bedeutet, dass der Arbeitsaufwand sehr unterschiedlich ausfallen kann, je nachdem, ob Deadlines oder eine Veranstaltung anstehen. Die Arbeitsatmosphäre in dem kleinen Team war aber sehr entspannt und freundlich, Ideen wurden stets zur Diskussion gestellt und meine Arbeit immer wertgeschätzt. Auf jeden Fall habe ich bei MARCH die Einblicke erhalten, auf die ich vor Beginn meines Praktikums gehofft hatte: ich wollte erfahren, wie NGOs unter widrigen Umständen arbeiten und für Werte kämpfen, die uns in Deutschland vielleicht selbstverständlich erscheinen. Im Fall von MARCH wurde mir klar, dass mehr Öffentlichkeitsarbeit mehr Empörung und somit mehr Druck auf Entscheidungsträger bedeutet, sich für mehr Meinungs- und Kunstfreiheit einzusetzen. Auf jeden Fall kann ich aus diesen zwei Monaten mitnehmen, dass es selbst in einem als liberal geltenden Land keine Selbstverständlichkeit ist, politisch relevante/kritische Musik, Kunst oder Theater machen zu können – aber auch, welche kreativen Möglichkeiten es gibt, für diese Freiheit zu kämpfen.
Tilmann Schneider’s report about his internship at Center for Arab West Understanding in Cairo
I had the chance to do a six-week internship with the Center for Arab West Understanding (CAWU). The NGO mainly translates Arab news into English and viceversa. With this huge database they try to summarise all the information concerning relations between the Muslim world and the Western influences. Mainly, they focus on the relation between Muslims and the Christian Copts in Egypt. This database can be used for research and scientific work. However, the NGO does not only do translations. The other part of their work is research. When you apply for an internship at the CAWU, they will discuss with you what topic you want to research and what your specific task will be. My research focus was: ‘How have certain Western news channels reported on Egypt in the time period between summer 2013 and 2014?’ I enjoyed my stay in Cairo a lot, mainly because of the city and its citizens. It was easy for me to get in contact with really nice people. They showed me around and we had a good time together. The internship gave me a normal routine in my daily life. I enjoyed working together with a young team and great people. But I have to say that the period of six weeks was too short. To undertake more complete research takes longer than just six weeks. In my case, I had only five full weeks of work due to the weeklong break during the end of Ramadan. These five weeks were too short to work as constructively as I planned. My Egyptian colleague invited me and another colleague to visit his hometown (2 hours south of Cairo) and join the family for his sister's wedding. That was one of two trips related to my engagement with CAWU. The other trip was even further south to a small Christian community, which celebrated a local festival. I had a good time during both of my trips. It was a great chance to venture out of Cairo, see the rest of Egypt and gain a better understanding of the country as a whole. To sum up my experience, I will definitely go to Egypt again. Maybe as an intern or just for holidays. I recommend anyone who is interested in the Middle East to visit Cairo.
ReliXchange Day 5
"Hip is the knowledge. Hop is the movement. Hip and Hop is the intelligent Movement" (KRS-ONE and Marley Marl) A new sunny and warm day started, which we took as a good sign for what's ahead on our final day in Berlin. We started with a quick reflection on the past days, before our special guest Amin Saleh, a German-Egyptian Rapper, was introduced. Because he has been through a lot of discrimination, as he was born to Egyptian parents, he now uses his art to promote respect and tolerance. He was our trainer for the Rap4Respect workshop, in which we recorded our own Rap-Song to express the experiences and insights we gained throughout the whole week. This was a perfect end for a perfect week. In the evening we had a farewell party to say goodbye, take pictures and exchange expectations for the week in Cairo. It was an emotional time of hugs and tears. Now we are all looking forward to seeing each other again for another interesting week, when we meet in Cairo in only 15 days. Adrian, Sarah, Joscha and Mina A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ
ReliXchange Day 4
The missing piece: Introducing Islam Jewish minority, Christian majority: How is the relation between these two groups in Germany? Our fifth day started out with a reflection about the experiences we made so far concerning these two religions. Two of our insights: While Christianity is taking a strong influence on the state level (e.g. church tax, churches as responsible bodies of kinder-gardens, homes for senior citizens etc.), Judaism takes on a passive role, rather being the object of politics than shaping them itself. Also, we figured that the way we are perceiving public sphere and religious symbols present in it is deeply influenced by our cultural background. Having already been able to gain lots of insights into Christianity and Judaism, we also got to know Islam a little bit by visiting the Sehitlik mosque today. An interesting side fact to all of us: This mosque belongs to the biggest Muslim community in Germany. Further elaborating on our morning discussion concerning the treatment of religious minority groups in Germany, we talked about the five pillars of Islam as well as about the history and current situation of Muslims in Germany. We appreciated a lot that although the focus of our project lies clearly on Christianity, Judaism and Islam, today we met some people of another religion, some Bahá'í people, as well. Only a few of us - both on the German and the Egyptian side - had heard about this religion before. A project as part of the German-Egyptian Transformation Partnership The ReliXchange project receives financial support by the German-Egyptian Transformation Partnership through the German Foreign Office, by funds of the Ecclesiastical Development Services through Bread for the World - Protestant Church Development Service and by the “International Youth Work” Programme of the German Federal Child and Youth Plan through BKJ