Veranstaltungen
Migration nach Europa
14km Film- und Diskussionsreihe
„14 KILOMETER – Auf der Suche nach dem Glück“ (Spielfilm, Spanien 2008, OmU, 95 min – Vorführung auf 35mm-Zelluloid!) von Gerardo Olivares am Mittwoch, 28. Oktober 2015 um 18:30 Uhr im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin-Moabit 14km e.V. präsentiert den sechsten Filmabend der '14km Film und Diskussionsreihe' 2015: Im semidokumentarischen Film „14 KILOMETER – Auf der Suche nach dem Glück“ (Haussa/Französisch/Tamasheq/Arabisch mit deutschen Untertiteln) erzählt der spanische Regisseur Gerardo Olivares die gemeinsame Fluchtgeschichte dreier Menschen aus Mali und Niger nach Europa. Er macht die Strapazen der Route durch die Wüste bis nach Marokko spürbar. Ziel der drei ist es, dort die letzten 14 Kilometer über das Meer nach Europa zu überqueren, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Im anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Gästen sollen die Motive und Bedingungen von Flucht und Migration aus Nordafrika sowie die Reaktionen und Sichtweisen in Europa diskutiert werden. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Facebook-Event Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der 1. Etage des Hinterhofs der Kulturfabrik in Berlin Moabit: Lehrter Straße 35, 10557 Berlin. Presseheft zum Film Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:
14km e.V. auf dem Afrika Tag Berlin: 17. Oktober 2015
14km e.V. lädt zum Kennenlernen beim Tag der offenen Tür der Afrika-Tage ein. Am Sonnabend, den 17. Oktober 2015 können Sie uns von 14 bis 18 Uhr im Sprengelhaus im Wedding besuchen. Vor Ort und in ganz Berlin gibt es die Möglichkeit weitere Vereine, Initiativen, Institutionen und Unternehmen mit Bezug zu Afrika zu besuchen. Der Eintritt ist frei. Während des gesamten Zeitraums laden wir zum persönlichen Kennenlern-Gespräch mit dem ehrenamtlichen 14km-Team ein. Pressemitteilung Afrika-Tage der Offenen Tür 2015 Programmübersicht Homepage der Afrika-Tage Das 14km-Programm am SA, 17.10.15: 14:00 Uhr Präsentation von 14km e.V. 14:30 Uhr Lesung "Im Taxi" (Khalid Al-Chamissi) 15:30 Uhr Vorstellung des Internationalen Praktikumsprogramms 17:00 Uhr Vorstellung der 14km Film- und Diskussionsreihe (mit Kurzfilm)
„Die Realität ist schlimmer“ – Filmvorführung von „Darfur’s Skeleton“
Die vier Gäste in der Diskussion mit Moderatorin Carolin Bannorth: v.l.n.r. Carolin Bannorth, Hervé Tcheumeleu, Sarah Reinke, Ahmad Hassan Arnau, Abbas Tharwat Der Darfur-Konflikt – erklärt von Menschen vor Ort anhand von Geschichten, die die Menschen vor Ort erleben. Das Thema des vierten Abends unserer 14km Film- und Disskussionsreihe leitete die Dokumentation „Darfur’s Skeleton“ des sudanesischen Regisseurs Hisham Hajj Omar ein. Eine Einführung hatten die meisten der Anwesenden nötig, denn – wie es unser Gast Ahmad Hassan Arnaud, der selbst aus der Region geflüchtet ist, formulierte: „In Darfur brennt alle ein bis zwei Tage ein Dorf. Doch die Medien berichten nicht darüber.“ Der Film aus dem Jahr 2009 behandelt drei Dimensionen des Krieges in Darfur: Umweltzerstörung, die Verfolgung der Zivilbevölkerung und eine mögliche Rolle der Stammesverwaltung in der Lösung des Konflikts. Drei Bäume werden zur Zeit des Filmdrehs täglich im Kondowa-Wald gefällt, eine Rate, die die von Desertifikation bedrohte Region nicht verkraftet. Der Wald ist im Jahr 2009 so gut wie tot. Der Überlebenskampf der Bewohner des benachbarten Otash-Lagers, Zuflucht für mehrere Zehntausende aus ihrer Heimat vertriebene Menschen, hat ihn zunichte gemacht. Denn die Flüchtlinge, die im Film genauso zu Wort kommen wie die Waldpfleger, verkaufen das rare Holz des Waldes, um sich den Lebensunterhalt zu sichern. „Wir haben keine Wahl“, sagen sie. Der Kondowa-Wald symbolisiert einen Teufelskreis, der den Krieg in Darfur anheizt: Aufgrund des Klimas verknappt sich das landwirtschaftlich nutzbare Land in der Region, was zu lokalen Konflikten zwischen benachbarten Stämmen sowie nomadisierenden und sesshaften Bevölkerungsgruppen führt. Die Kriegshandlungen wiederum zerstören Dörfer und zwingen viele Menschen zur Flucht, was die bestehenden Ressourcen – wie im Kondowa-Wald – weiter angreift. Die Opfer erhalten ein Gesicht Die zahllosen Menschen auf der Flucht, die in den Nachrichten bei uns nur als abstrakt verschlüsselte Zahlen vorkommen, erhalten in der Dokumentation Namen, Gesichter und Stimmen. Aysha ist bei einem Angriff auf den Stamm der Guz angeschossen und ausgeraubt worden. Bis sie von Verwandten gerettet werden konnte, lag sie hilflos und alleine mit ihrer Tochter im leergefegten Dorf. Im Otash-Flüchtlingslager wurde ihr dann ein Bein abgenommen und sie somit zum Nichtstun verurteilt. Doch ihre Geschichte erzählt Aysha halb-lächelnd. „Woher sollen wir denn die Kraft zum Weinen nehmen?“, fragt sie. Der Lehrer Mohamed Adam hat sich dagegen seine positive Energie bewahrt. Auch er selbst musste aus seinem Heimatort fliehen und ist über mehrere unsichere Wegstationen ins Otash-Camp gelangt. Er ist jedoch entschlossen, sein Wissen an die Kinder weiterzugeben und ihnen so neue Wege zu eröffnen. Neben den direkten Opfern des Krieges kommen Bürger Darfurs zu Wort, die Kriegsursachen analysieren und die zerfahrene Lage aus ihrer persönlichen Perspektive schildern. Sie sprechen die Verantwortung der Zentralregierung in Khartoum an, die mit ihrer Strategie des „Teilens und Herrschens“ die bestehenden Konfliktlinien zwischen den Stämmen erst aktiviert habe und insbesondere durch die Befeuerung der „Janjaweed“-Miliz die Feindschaft zwischen den arabischen und schwarzafrikanischen Bevölkerungsgruppen schüre. Viele Stammesvertreter kommen zu Wort und zeigen sich zuversichtlich, dass nach einem Friedensschluss der Regierung mit den Rebellen die Konflikte zwischen den einzelnen Stämmen lösbar seien. Hierfür sehen sie die Stammesverwaltungen als Schlüsselmechanismus, der jedoch von der Regierung nicht finanziert werde. Die politischen Beobachter machen eine weitere große Aufgabe aus, ohne deren Bewältigung es keinen Frieden geben kann: Es müssen Gerichtsverfahren stattfinden und die Opfer entschädigt werden – nur so kann der Kreislauf des Hasses gestoppt werden und Frieden eine Chance erhalten. Verantwortliche und Täter zur Rechenschaft ziehen Die 14km-Mitarbeiter Carolin Bannorth und Andreas Fricke Die fehlende juristische Aufarbeitung sprach auch Sarah Reinke von der Gesellschaft für bedrohte Völker in der Publikumsdiskussion im Anschluss an die Filmvorführung an. Gerade auf lokaler Ebene müssten Gerichtshöfe eingerichtet und dauerhafte Mechanismen zur Strafverfolgung gefunden werden. Aber auch auf internationaler Ebene ist der Versuch, Präsident Omar Al-Bashir vor dem Internationalen Strafgerichtshof zur Rechenschaft zu ziehen bislang trotz einer Anklage aufgrund von Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen gescheitert. Der internationalen Gemeinschaft gelingt es nicht, zu einer Lösung zum Konflikt beizutragen. Den Friedensprozess in Doha unterstützten die internationalen Kräfte nicht, betonte Sarah Reinke – zudem blockierten Russland und China Entscheidungen im UN-Sicherheitsrat. Hervé Tcheumeleu, Geschäftsführer des Afrika Medien Zentrums, erwähnte die wirtschaftlichen Interessen nicht nur von großen Rüstungsfirmen, sondern auch von Ländern wie China, Russland und Großbritannien. Die Untätigkeit der Afrikanischen Union erklärte er mit deren Besetzung: „Viele Präsidenten in der AU stützen Al-Bashir, da sie vom gleichen Kaliber sind wie er.“ „Alle ein bis zwei Tage brennt ein Dorf" Hajooj Kuka by Toyin Ajao (CC) Ahmad Hassan Arnaud, ein junger Sudanese aus Darfur, der seit drei Jahren in Berlin lebt, hat den Krieg selbst miterlebt. „Die Realität ist noch deutlich schlimmer als sie in dem Film gezeigt wird“, ließ er die Gäste wissen. „Alle ein bis zwei Tage brennt ein Dorf. Aber die Medien berichten nicht darüber.“ Sarah Reinke pflichtete ihm bei: „Nach zwölf Jahren Genozid ist die Lage sehr düster.“ Ein positiver Ausblick fiel am Ende der Diskussion schwer. Doch zumindest der Film endete mit einem hoffnungsvollen Sprichwort: Darfur hat ein starkes Skelett – und wenn das Skelett noch intakt ist, wird sich das Fleisch wieder daran ansetzen. Der Regisseur, der aktuell unter dem Namen Hajooj Kuka arbeitet, räumt mit seiner zweiten Doku „The beats of the Antonov“ gerade Festivalpreise von Toronto bis Luxor ab. Dieser Film stellt die Musikszene seiner Heimat ins Zentrum und bringt zum Ausdruck, was in „Darfur’s Skeleton“ aufgrund der Thematisierung des direkten Leids nur anklingen kann: Gegen eine Identität, die von der Regierung aufgedrückt wird und Konflikte entfacht, hilft es nur, sich mit Enthusiasmus seine eigene kulturelle Identität bewusst zu machen. Nach dem ersten Film wussten wir: Darfurs Skelett ist noch nicht gebrochen. Nach dem zweiten Film werden wir wissen: Musik erweckt Darfurs Skelett zum Leben. Wir bedanken uns bei unseren Gästen Ahmad Hassan Arnaud, Sarah Reinke, Hervé Tcheumeleu sowie Abbas Tharwat dafür, dass sie uns das schwierige Thema durch ihre persönlichen Perspektiven ein Stück näher gebracht haben. Links zum Film: Webseite des Films Porträt des Regisseurs Veranstaltungsleitung und Moderation: Carolin Bannorth Koordination der Filmreihe: Andreas Fricke Text: Susanne Kappe Fotos: Silvia Limiñana, Caroline Bunge Organisation: das ehrenamtliche 14km Film Team Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit – gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Wir bedanken uns für die Unterstützung:
West-Sahara
14km Film- und Diskussionsreihe
„LIFE IS WAITING – Referendum and Resistance in Western Sahara“ (Dokumentarfilm, USA /West-Sahara 2015, OmeU, 59 min) von Iara Lee am Mittwoch, 07. Oktober 2015 um 18:45 Uhr im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin-Moabit 14km e.V. präsentiert den fünften Filmabend der '14km Film und Diskussionsreihe' 2015: In ihrem Film „LIFE IS WAITING – Referendum and Resistance in Western Sahara“ (Arabisch/Spanisch/Englisch/Französisch mit englischen Untertiteln) dokumentiert die Regisseurin Iara Lee wie die Sahrawis, die Menschen in West-Sahara, der letzten Kolonie Afrikas, für ihre Unabhängigkeit von Marokko kämpfen, obwohl ihnen diese bereits vor vierzig Jahren von der ehemaligen Kolonialmacht Spanien versprochen wurde. Im anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Gästen soll das Unabhängigkeitsbestreben und die aktuelle Situation in West-Sahara diskutiert werden. Das Gespräch findet auf Englisch statt. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der 1. Etage des Hinterhofs der Kulturfabrik in Berlin Moabit: Lehrter Straße 35, 10557 Berlin. Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Informationen zum Film Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Von der Schwierigkeit, dem Jemen in einer Dokumentation gerecht zu werden
Filmvorführung „Expedition Yemen - 126 Degrees in the Shade"
Zwei Schweden, ein Kamel und die weite jemenitische Wüste – da ist das Abenteuer vorprogrammiert. Am dritten Abend unserer 14km Film- und Disskussionsreihe trafen Gegensätze nicht nur im Film aufeinander, sondern auch die Dokumentation selbst polarisierte die Gäste, die sich im bis zum letzten Platz gefüllten Filmrauschpalast drängten. Amal Nasser, jemenitische Aktivistin und Mitbegründerin von ArabHub Berlin, und Mohamed al-Thawr von „Die Jugendinitiative für einen neuen Jemen“ diskutierten anschließend über Stereotype, herausfordernde Vielfalt sowie Frauenrechte im Jemen. Der schwedische Regisseur Mikael Strandberg ist ein leidenschaftlicher und erfahrener Forschungsreisender. „Es ist sehr schwer, im Jemen zu sein und sich nicht in das Land zu verlieben“, ist die Botschaft, die er uns an diesem Abend durch einen Freund überbringen lässt. Doch darüber, ob es auch seinem Film gelingt, diese Botschaft zu vermitteln und der Vielfältigkeit des Landes und der Menschen gerecht zu werden, finden sich in der anschließenden Diskussion unterschiedliche Meinungen. Eine abenteuerliche Perspektive Es ist die Perspektive eines Abenteurers, die die Kamera, vom Regisseur und seiner Begleiterin selbst gehalten, einfängt. Schon das Intro des Films bereitet den Zuschauer auf die Expedition vor, die er in den folgenden 60 Minuten vom Kinosessel aus miterlebt: Mitten in der Wüste hindert ein Stammesvertreter die beiden erschöpften Fußreisenden mit ihrem Lastkamel am Weitergehen. Es scheint keinen Weg vorwärts zu geben. Danach wird zurückgeblendet an den Ausgangspunkt der Reise, in die Hauptstadt Sanaa. Mikael Strandberg und die Journalistin Tanya Holm brennen darauf, die jemenitische Gesellschaft kennenzulernen und lassen sich von einem Sheikh zur Verhandlung eines Mordfalls mitnehmen. Regisseur Mikael ist begeistert von der guten Stimmung unter den Hunderten anwesenden Stammesmitgliedern und davon, wie sie ohne Aggressionen und ohne staatliche Institution als Mittler einen Kompromiss finden. Von den allgegenwärtigen Waffen lässt er sich dagegen ebenso wenig beeindrucken wie von der Gefahr eines möglichen Terroranschlags. Nach dieser Episode begleitet der Zuschauer Mikael und Tanya auf ihrem kräftezehrenden Fußmarsch durch die Wüste in der Region al-Mahra, wo sie stets großzügige Gastfreundschaft bei den in einfachen Verhältnissen lebenden Dorfbewohnern finden. Die beiden sind zu Fuß losgezogen, um den Menschen möglichst nahe zu kommen und sie zu zeigen, wie sie ihnen begegnen: mit großer Wärme und noch größerer Neugier für die merkwürdige Reise. Terroristen und Rebellenkämpfer kommen in dem Film genauso wenig vor wie Anschläge, Entführungen oder Hasspredigten. Denn sie begegneten den beiden auf ihrer Reise, die sie im Jahr 2012 unternahmen, schlicht nicht. Und genau darum geht es dem Regisseur: der negativen Berichterstattung über den Jemen in den westlichen Medien ein positives Bild entgegenzusetzen, in dem es endlich einmal nicht um Gewalt, sondern um ein unaufgeregtes Porträt der Menschen geht. Vielfalt versus Stereotype Amal Nasser, die als Expertin für die anschließende Diskussion geladen war, überzeugt Mikael Strandberg mit diesem Jemen-Porträt jedoch nicht. Es sind Szenen wie die Zusammenkunft der vielen bewaffneten Männer zu Beginn oder eine Szene im Beduinenzelt, in der Strandberg seinen Gastgebern ein GPS-Gerät erklärt, die sie als Reproduktion unerträglicher Stereotype über Jemeniten empfindet. Der Film zeige nicht die Realität von 9-to-5-Berufstätigen oder Café-Besuchen unter Freunden, wie sie von jemenitischen Regisseuren eingefangen werden könnten. Mohamed al-Thawr teilt diese Auffassung nicht. Für ihn ist es klar, dass ein Abenteurer nach spannenden Momentaufnahmen sucht, wie er sie auf einer gefährlichen Wüstenreise findet. Natürlich gebe es einen anderen Alltag im Jemen – dieser sei jedoch einfach nicht zeigenswert. Der Vielfalt des Jemen hat er, der sein gesamtes Leben im Wechsel zwischen dem Jemen und Deutschland verbracht hat, eine persönliche Expedition gewidmet. Um jemenitische Juden, die bis in die 60er-Jahre noch etwa 25 Prozent der Bevölkerung bildeten, kennenzulernen, stellte er über das Krankenhaus seines Vaters einen Kontakt her, reiste in deren Dorf und lud sie im Anschluss auch zu sich nach Sanaa ein. „Nachdem die Masken abgelegt wurden, sieht man tausend Gemeinsamkeiten“, schildert Mohamed al-Thawr die eindrucksvolle Erfahrung. Frauen im Jemen: emanzipiert oder rechtlos? Zur gelebten Vielfalt der Gesellschaft gehört für Amal Nasser auch, dass Frauen sich selbstverständlich im öffentlichen Raum bewegen können. Leider sei dies im Jemen aktuell ebenso wenig verwirklicht wie die Repräsentation von Frauen in politischen Ämtern. Zwar gebe es jemenitische Politikerinnen, diese gehörten jedoch im Allgemeinen dem korrupten System an und verfolgten keine eigenen politischen Programme. Junge Aktivistinnen setzten sich dagegen engagiert für gesellschaftliche Ziele ein. Über die Rolle der Frauen bei den großen Demonstrationen im Jahr 2011 entspann sich eine Kontroverse. Dr. Yahya Al-Thawr, der Vater Mohameds al-Thawr, ist überzeugt, dass die jemenitischen Frauen „sehr emanzipiert“ sind und hob ihre Rolle in den Demonstrationen hervor, wie sie auch im Nobelpreis für Tawakkol Karman deutlich werde. Amal Nasser hält dagegen, dass jemenitische Frauen als Personen und nicht in einer Frauenrolle protestiert hätten. Für sie steht es fest, dass leider fast alle Frauen im Jemen unterdrückt würden von Vätern, Brüdern und anderen Autoritätspersonen, die ihnen keine freien Entscheidungen zugestünden. Deshalb steht für sie auch der Kampf für die eigenen Rechte an erster Stelle für die Frauen – die Einspannung in die Revolution sei da nur ein nachrangiges Interesse. Aus dem Publikum pflichtet ihr ein jemenitischer Mann bei: „Wir Männer reden uns das schön, dass Frauen angeblich gleichberechtigt seien im Jemen.“ Der Jemen aktuell In der aktuellen Lage ist nichts mehr von der hoffnungsvollen Stimmung übrig, die mit den Ereignissen von 2011 und der Entmachtung von Ali Abdullah Saleh das Land ergriffen hatte. „Der Krieg ist eine Katastrophe“, fasst es Mohamed Al-Thawr zusammen. Eine Liebeserklärung, wie sie Regisseur Mikael Strandberg mit seinem Film über den Jemen abgibt, ist da zumindest ein kleines positives Signal in dem Meer von Schreckensnachrichten. Vielen Dank an Amal Nasser und Mohamed Al-Thawr für die Mitwirkung an der spannenden Diskussion und die interessanten Einblicke in die soziale und politische Situation im Jemen. Links zum Film: Webseite des Films Informationen des Verleihs Gedanken des Regisseurs Veranstaltungsleitung und Moderation: Hussein Ben Amor Koordination vor Ort: Andreas Fricke Text: Susanne Kappe Fotos: Jana Vietze Programm: das ehrenamtliche 14km Film Team Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit – gefördert. Die 14km Film-Datenbank bietet ergänzend eine Sammlung an Filmen über den Jemen. Sie beinhaltet Filme aus und über den Jemen sowie Kurz- Spielfilme. Das Medium Video nutzt das Medienkollektiv "# Support Yemen", beispielsweise mit dem Kurzfilm "The Melody of our Alienation". Als TV-Video-Dokumentation gibt es dort mehrere Interviews jemenitischer Frauen zum Thema Revolution. Thema des nächsten Film- und Diskussionsabends am 16. September wird das Land Sudan sein. Infos zum Termin und gezeigten Film "Darfur's Skeleton" gibt es hier. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Sudan: Bürgerkrieg in Darfur
14km Film- und Diskussionsreihe
„Darfur's Skeleton“ (Dokumentarfilm, USA 2009, OmeU, 52 min) von Hisham Haj Omar am Mittwoch, 16. September 2015 um 18:45 Uhr im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin-Moabit 14km e.V. präsentiert den vierten Filmabend der '14km Film und Diskussionsreihe' 2015: Im Film "Darfur's Skeleton" (arabisch mit englischen Untertiteln) lässt der sudanesische Regisseur Hisham Haj Omar (alias Hajooj Kuka) die Menschen der Region zu den Auswirkungen des Bürgerkriegs in Darfur zu Wort kommen. Am Beispiel der Zerstörung des Kondowa-Waldes werden die Ursachen sowie sozialen und ökologischen Folgen des Darfur-Konfliktes dokumentiert - aus der Sicht der Bürger von Darfur. Im anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Gästen soll der Darfur-Konflikt sowie seine Wirkung auf die heutige Gesellschaft und Politik des Sudans diskutiert werden. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der 1. Etage des Hinterhofs der Kulturfabrik in Berlin Moabit: Lehrter Straße 35, 10557 Berlin. Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Filmausschnitt: Links zum Film: Webseite des Films Porträt des Regisseurs Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Auf Expedition im Jemen: 14km Film- und Diskussionsabend
„EXPEDITION YEMEN. 126 Degrees in the Shade.“ (Dokumentarfilm, Schweden 2014, OmeU, 58 min) von Mikael Strandberg am Mittwoch, 26. August 2015 um 18:45 Uhr im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den dritten Filmabend der '14km Film und Diskussionsreihe' 2015: Den Jemen besser kennen zu lernen ist Thema des 14km-Abends im August. Der Abend beginnt mit dem Film "Expedition Yemen" ('Jemen-Expedition. 52°C im Schatten' - englisch, arabisch, schwedisch mit englischen Untertiteln), in dem Mikael Strandberg das Land mit europäischen Abenteureraugen entdeckt. Er dokumentiert seinen Versuch per Kamel quer durch den Jemen zu reisen und zeigt seine Erfahrungen und Begegnungen in einem Staat, der für westliche Touristen als einer der gefährlichsten der Welt zählt. Im anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Gästen soll das Bild des Jemen durch jemenitische Gäste und wissenschaftliche Expertise verfeinert werden. Neben Einblicken in die Landeskultur werden die aktuelle gesellschaftliche und politische Situation im Jemen diskutiert. Das Gespräch findet auf deutsch statt. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der 1. Etage des Hinterhofs der Kulturfabrik in Berlin Moabit: Lehrter Straße 35, 10557 Berlin. Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Links zum Film: Webseite des Films Informationen des Verleihs Gedanken des Regisseurs Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Kinder im Krieg und auf der Flucht: „Schildkröten können fliegen“
14km Film- und Diskussionsabend
"Schildkröten können fliegen" (Spielfilm, Iran/Irak/Frankreich, 2005, OmU, 98 min) von Bahman Ghobadi am Mittwoch, 22. Juli 2015 um 18:30 im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den zweiten Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2015. Wie Kinder Krieg und Flucht erleben, ist Thema unseres kommenden Film- und Diskussionsabends. Wir zeigen den unter anderem mit der Goldenen Muschel (San Sebastian Film Festival 2004) und dem Friedensfilmpreis (Berlinale 2005) prämierten Film "Schildkröten können fliegen" von Bahman Ghobadi auf Kurdisch mit deutschen Untertiteln und in der 35mm-Zelluloid-Fassung. Der Film erzählt die Geschichte des 13-jährigen Satellit, der als Anführer einer Kindergruppe im nordirakischen Grenzland Minen sucht, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, und der vom Krieg traumatisierten Agrin. Kurz vor dem Einmarsch der US-amerikanischen Armee in den Irak begegnen sich die beiden in einem Flüchtlingslager. In dem anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Impulsgebern soll das Gefühlschaos von Kindern während Krieg und Flucht sowie die aktuelle Lage im Nordirak diskutiert werden. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). Die Diskussion endet spätestens um 22:00 Uhr. Facebook-Event Hintergrundinfos zum Film: Filmheft "Schildkröten können fliegen" der BpB Informationen zur politischen Bildung "Naher Osten" Produktionsgesellschaft "Schildkröten können fliegen" Verleihkatalog kurdischer Filme in Deutschland Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Berber in Nordafrika: Anpassung und Rebellion – Filmvorführung „Azul“
Vergangenen Mittwoch fiel der Startschuss zu unserer diesjährigen 14km Film- und Diskussionsreihe im Filmrauschpalast Moabit. Den Anfang der Reihe machte der Film „Azul“ des tunesischen Regisseurs Wassim Korbi, der selbst zur indigenen Bevölkerungsgruppe der Imazighen (Sg. Amazigh, gewöhnlich „Berber“ genannt) gehört. Im Anschluss gab Abderrahmane Ammar, Berber-Experte, Soziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin und freier Journalist, Einblicke in die Amazigh-Kultur und die politische und soziale Situation der indigenen Bevölkerung in Nordafrika. Der Film begleitet die Reise des Regisseurs in das Heimatdorf seines Vaters, in das er sich auf der Suche nach seinen kulturellen Wurzeln begibt. „Azul“ ist die Begrüßungsformel in Tamazight, der Berbersprache, und Sprache ist ein zentrales Thema, das die Berber, die im Film zu Wort kommen, bewegt. Stolz präsentieren sie sich vor den jahrhundertealten Ruinen historischer Bauwerke ihrer Kultur oder aber – im Kontrast dazu – in den verlassenen Straßen heruntergekommener Dörfer. Sie wünschen sich Anerkennung als indigene Bevölkerungsgruppe mit eigener Geschichte, Kultur und Sprache und nutzen die Öffnung des politischen Raums infolge der Revolution 2011, um erstmals diesen Wunsch nach Anerkennung zu artikulieren. Die Geschichte der Berber, die heute in Marokko, Tunesien, Algerien, Libyen und Ägypten leben, ist geprägt von der Vorherrschaft anderer Völker in ihrer Heimat – zunächst der Römer, dann der Araber und später der Franzosen und Italiener. „Anpassung und Rebellion“ seien daher die einzigen Optionen gewesen, die den Berbern unter der Fremdherrschaft offenstanden, erklärte der Soziologe und marokkanische Berber Abderrahmane Ammar, der als Gesprächspartner für die an den Film anschließende Diskussion eingeladen war. Als „freie Menschen“ – so lässt sich der Begriff „Imazighen“ ins Deutsche übersetzen – hätten sie sich jedoch zumeist für die Nicht-Anpassung und den Rückzug in die Gebirgsregionen entschieden, um im Kreis der Familie ihre Kultur zu pflegen und der Unterdrückung durch die Fremdherrscher zu entgehen. Tätowierungen waren eine Form der Rebellion: Die Zeichen und Ornamente, die häufig die Handrücken der Männer schmücken, geben Auskunft über Stammeszugehörigkeit und Religion und galten unter muslimischer Herrschaft als verboten. Heute wählt die Jugend andere Mittel, um ihre Identifikation auszudrücken und sich gegen Diskriminierung zu wehren. Im Film werden junge Männer gezeigt, die sich mit Rapmusik Gehör bei der eigenen Community und der breiten Gesellschaft verschaffen. Grund zur Rebellion gibt es noch immer: In Tunesien wurde unter den Regierungen Bourguibas und Ben Alis eine strikt nationalistische politische Linie verfolgt, die Araber und die arabische Sprache in den Fokus rückte, wie die im Film porträtierten Berber beklagen. Die Berberkultur diente dagegen lediglich als folkloristischer Putz, mit dem sich im Tourismus gut Geld verdienen ließ. Vertreter dieser national-arabischen Einstellung sind heute wieder unter den politischen Entscheidungsträgern ebenso wie Repräsentanten des politischen Islam, die den Berbern teilweise Atheismus vorwerfen oder mit der Rolle der Frau in der Berberkultur nicht einverstanden sind. So beschwört eine junge Tunesierin im Film auch das Bild der „Mère Amazigh“ (die Amazigh-Mutter), in der sie aufgrund ihres Status als freier Frau mit Geschichte und Tradition eine Symbolfigur der politischen Opposition sieht. Tatsächlich klärte Abderrahmane Ammar im anschließenden Gespräch über die starke Stellung der Frau in einigen Berberstämmen auf. Bei den Tuareg beispielsweise werde die Frau im Erbrecht bevorteilt und es sei üblich, dass die Frau ihren Ehemann selbst wählt. In der Diskussion mit den Gästen, unter denen sich auch einige TunesierInnen befanden, ging es im Anschluss hauptsächlich um die aktuelle sozio-politische Lage und die Perspektive in den verschiedenen nordafrikanischen Ländern. Abderrahmane Ammar verdeutlichte, dass gerade in einigen Ländern Bevölkerungsstatistiken tendenziell gefälscht würden, um den wahren Anteil der Berber an der Bevölkerung zu vertuschen und ihnen einen Minderheitenstatus aufzudrücken. Tatsächlich seien die Berber in Marokko jedoch in der Mehrheit, während sie in Tunesien und Libyen etwa die Hälfte der Bevölkerung stellten und in Ägypten etwa 10.000 von ihnen lebten. Rechtlich seien die Berber in Marokko am besten gestellt – dort sind sie seit 2011 politisch anerkannt und ihre Sprache ist Pflichtfach an der Schule. In Algerien sei zwar die politische Anerkennung schon früh erfolgt, jedoch seien die Berber aufgrund von Diskriminierung wirtschaftlich so abgehängt, dass sich in der Kabylei eine Unabhängigkeitsbewegung gebildet habe. Nach der Diskriminierung unter Gaddafi kämpften die Berber in Libyen nun ebenfalls um Anerkennung; in Ägypten werde dieser Kampf hauptsächlich in intellektueller Auseinandersetzung geführt. In Tunesien regt sich nun in der jungen Generation neuer Stolz für die Herkunft und kulturelle Identität. Erst mit einem hohen Bildungsstand und internationaler Erfahrung konnte die Jugend die Scham der Elterngeneration überwinden, die sich der herrschenden Meinung von den dummen „Barbaren“ nicht widersetzte. Wenn auch noch keine Struktur für eine politische Interessenvertretung gefunden wurde, so ist eines der besten Beispiele für das erstarkte Selbstbewusstsein genau dieser Film von Wassim Korbi – „Azul“: Hallo, hier sind wir! Vielen Dank an Abderrahmane Ammar für die interessanten Einblicke und an alle Gäste für ihr Kommen und die anregende Diskussion! Veranstaltungsleitung und Moderation: Andreas Fricke Text: Susanne Kappe Fotos: Silvia Liminiana Organisation: das ehrenamtliche 14km Film Team In der 14km-Filmdatenbank finden Sie weitere Filme zum Thema Amazigh (Berber). Die Internetseite Tlaxcala dokumentiert die Amazigh-Sprache. Vielen Dank an unseren Gast Hamid Behetschi für den Hinweis. Die Gesellschaft für bedrohte Völker führt die Sprachen der Amazigh (Berber, Masiren) in ihrem Geschäftsbericht Nr. 63 (März 2010) auf, Seite 14ff. Deutschsprachiges Amazigh-Forum. Internationales Amazigh-Forum. Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit – gefördert. Thema der kommenden Veranstaltung sind KINDER des Nahen Ostens im (Bürger-) Krieg und auf der Flucht. 14km präsentiert dazu den mehrfach prämierten Spielfilm "Schildkröten können fliegen" von Bahman Ghobadi (Iran/Irak 2005) im Original (Kurdisch) mit deutschen Untertiteln. Termin: Mittwoch, 22. Juli 2015 ab 18:30 Uhr im Filmrauschpalast Berlin Moabit. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Wir bedanken uns für die Unterstützung:
Amazigh (Berber) in Tunesien: AZUL
14km Film- und Diskussionsabend
"AZUL" (Dokumentarfilm, Tunesien, 2013, OmeU, 43 min) von Wassim Korbi am Mittwoch, 24. Juni 2015 um 18:30 im Filmrauschpalast, Lehrter Straße 35, 10557 Berlin Moabit 14km e.V. präsentiert den ersten Filmabend der 14km Film und Diskussionsreihe 2015. Thema des Abends ist die indigene Kultur der Amazigh (Berber) in Tunesien sowie deren Stellung als Minderheit in der tunesischen Gesellschaft. 14km zeigt den tunesischen Dokumentarfilm "AZUL" von Wassim Korbi im Original (arabisch, französisch, tamazigh) mit englischen Untertiteln. Der Regisseur beschreibt seinen persönlichen Weg in das Heimatdorf seines Vaters, in dessen Umgebung die Kultur der Amazigh noch sichtbar und lebendig ist. Korbi ermöglicht einen Einblick in die Kultur und in die Lage der Amazigh in Tunesien bis Juni 2013. Im Anschluss folgt ein offenes Publikumsgespräch, um Eindrücke und Informationen zur Kultur der Amazigh (Berber) und deren politisch-sozialer Lage im heutigen Tunesien zu vertiefen. Dazu sind eingeladen: Khouloud Madhaoui (Amazigh, Filmemacherin) und Abderrahmane Ammar (Berber-Experte, Soziologe an der Humboldt-Universität zu Berlin; freier Journalist). Das Gespräch findet voraussichtlich überwiegend auf Englisch statt. Die Teilnahme ist frei, um eine freiwillige Spende wird gebeten. Veranstaltungsort ist der Filmrauschpalast in der Kulturfabrik in Berlin Moabit statt (Lehrter Straße 35, 10557 Berlin). Die Diskussion endet spätestens um 21:30 Uhr. Facebook-Event Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit - gefördert. Weitere Film- und Diskussionsabende sind an folgenden Terminen in Planung: 22. Juli / 26. August / 16. September / 07. Oktober / 28. Oktober / 18. November / 9. Dezember Die Veranstaltungen widmen sich einem einzelnen Land oder einem spezifischem Thema, um mittels eines aktuellen Films einen künstlerisch-dokumentarischen Einblick zu ermöglichen. Anschliessend wird das Thema in einem offenen Publikumsgespräch mit einer Person aus Berlin mit persönlichen Erfahrungen (Zeitzeuge, Migrationshintergrund) sowie einer Referent/in aus der Wissenschaft intensiv erörtert werden, immer auch mit Bezug zu Nord-Süd-Verhältnissen. Wir bedanken uns für die Unterstützung: