Author Archives: Andreas Fricke

JOIN OUR 2016 ’14km Film and Discussion Series‘ TEAM!

YOU CAN JOIN THE 2016 '14km Film and Discussion Series' TEAM! - You are interested in North Africa and the Middle East? - You like to volunteer in a young team? - You enjoy to bring people with different cultural backgrounds together? - You are interested in film and documentaries? - You are good in organising? - You can help with project administration, public relations or simply support events? - You like to prepare social, political or cultural topics for our open audience discussions, moderate them, and invite speakers for this purpose? If you answered one or more questions positively, or if you are simply interested, please join our project startup meeting on Monday, 29 February 2016, at 7 pm (19:00), at Caffeteria Buchhhandlung 32, Tucholskystr.32, 10117 Berlin Mitte. 14km.org stands up for exchange and understanding between both neighbouring regions north and south of the Mediterranian Sea, in order to reduce the symbolic distance the Strait of Gibraltar (14km) sets. Since 2013 film and discussion events had been organised about current topics in North Africa or the Middle East. 14km Film and Discussion Series Feel free to contact us: film@14km.org Facebook Event


Migration, Flucht… und weitaus mehr!

14km Film- und Diskussionsreihe - Rückblick auf 2015

Dass die 14km Film- und Diskussionsreihe im Jahr 2015 ein voller Erfolg war kann man leicht beziffern: 381 Personen zählten wir insgesamt als unser Publikum, besonders erfreulich war dabei der gestiegene Anteil an Personen mit persönlichem Migrationshintergund auf 23% (im Vorjahr 16%). Das 14km-Film-Team war mit sechs Ehrenamtlichen sechs mal so groß wie 2014, das verfügbare maximale Budget war mit 2.200 Euro gut dreimal so hoch wie im Jahr zuvor und besonders auffällig: die Anzahl der Veranstaltungen stieg um 100% auf 8 Abendveranstaltungen, die zuletzt in kurzem 3-Wochen-Abstand stattfanden. Auch die Qualität haben wir gesteigert! Basis dafür war unser engagiertes Team, dass nicht mehr nur Deutschland sondern nun auch Europa und insbesondere auch Nordafrika besser repräsentierte. Zusammengesetzt nach den Herkunftsländern Deutschland, Tunesien und Spanien konnten wir so formal unserem Slogan 14km - The shortest distance between North Africa and Europe. gerecht werden und unse Vielfältigkeit auch in unsere inhaltliche Arbeit einfließen lassen. Dazu wurde "14km" auch zum Kern des Titels unserer Reihe, um die Perspektiven beider Seiten des Mittelmeeres in den auf die Filme folgenden Diskussionen besser zu verdeutlichen. Die Filmqualität haben wir bewusst ausgebaut: neben eindrücklichen Indiependent-Dokumentarfilmen zeigten wir auch professionellere Produktionen sowie erstmals auch Spielfilme, die sich zum anschließenden politischen Diskutieren eigneten. Bei der Themenauswahl berücksichtigten wir zuvor noch nicht vertretene Länder (Jemen, Sudan, Westsahara) und widmeten uns auch wichtigen länderübergreifenden Themen (Amazigh, Kinder, Migration, Popmusik, Frauen-Rechte). Bereits zu Beginn des Jahres 2015 stand die Region Nordafrika und Naher Osten im Licht großen allgemeinen Interesses. Das sich dieser Fokus im Jahresverlauf bis ins Extrem steigerte beweist die hohe Aktualität und Bedeutung unserer Arbeit. Kinder im Krieg und auf der Flucht kann man leicht als eines der zentralen Themen des Jahres in der europäischen Medienlandschaft auffinden. Mit dem cineastischen Leckerbissen Schildkröten können fliegen gaben wir diesem Thema einen besonderen Schwerpunkt: der Film spielt zu Beginn der US-Angriffe auf den Irak unter Saddam Hussein 2003 und zeigt das Leid von Kindern in Flüchtlingslagern. Einerseits liegen diese Ereignisse am Beginn einer Kette von Ereignissen, die heute große Wirkung im Irak und Syrien entfalten (Gründe für das Erstarken des "IS"). Andererseits gibt es neuerdings gerade im kurdischen Nordirak, dem Handlungsort des Films, etwas Hoffnung auf ein stabiles politisches System. Um Flüchtlingslager drehte es sich auch bei unserem Abend Migration nach Europa, dem weiteren medialen Kernthema des Jahres. Die immer weiter ansteigenden Flüchtlingsströme aus Syrien hielten die ganze Europäische Union in Atem. Mit dem Film 14 Kilometer - Auf der Suche nach dem Glück legten wir unseren kontrastierenden Fokus auf Migration an der Westseite des Mittelmeers und befassten uns dabei auch mit einer zweiten natürlichen Barriere, deren Kennzeichen ebenso Flüchtlingslager, Schleuser und Tote sind: die Sandmeere der Sahara-Wüsten. Diskutiert wurde dabei natürlich auch das zweite instabile Land der Region: Libyen. Auch wurden verschiedene Motive für Flucht bzw. Migration deutlich: ökonomische Chancenlosigkeit und persönliches Schicksaal. Motive, die über Krieg und Terror hinaus gehen - und zu Beginn des Jahres 2016 in der europäischen Diskussion um illegale Immigration und Kriminalität wieder hoch aktuell sind. Für unsere Reihe hatten wir uns das Ziel gesetzt, nicht nur innerhalb der Diskussionen ein breites Spektrum an Informationen, Eindrücken und Meinungen zu vermitteln, sondern dies auch mittels einer variantenreichen Themenvielfalt zu tun. Nordafrika und der Nahe Osten bestehen eben aus mehr als den bekannten Kriesenherden Syrien und Libyen. Auch anderswo in der Region gibt es Krieg, Terror und Flucht. Etwas weniger im europäischen Fokus steht dabei der Jemen, wo derzeit ein schiitisch-sunnitischer Krieg stellvertretend für die Regionalmächte Saudi Arabien und Iran ausgetragen wird. Wir näherten uns mit dem Film Expedition Yemen der Kultur und Gesellschaft des Landes aus der provozierenden Sicht eines egozentrischen europäischen Abenteueres, und diskustierten intensiv Stereotype, kulturelle und gesellschaftliche Fragen und insbesondere die Rolle von Frauen im Jemen. Weitere Krisengebiete sind in Europa derzeit so gut wie vergessen. Der Darfur-Konflikt im Sudan, so die Lektion unserer Veranstaltung mit Vorführung von Darfur's Skeleton, hat an Dramatik kaum eingebüsst und sich keiner realistischen Lösung genähert. Eindringlich waren die Diskussionen zwischen Sudanesen im Publikum, insbesondere als ein junger Mann mit feuchten Augen fragte, wie er das Land aufbauen solle, wenn sich niemand aus dem Haus traue, da rein willkürlich Menschen erschossen würden. International finde das dortige Drama kaum noch Beachtung, da ausländische Berichterstattung effektiv verhindert werde. Wenig europäische Beachtung findet ein weiterer Konflikt: die Unabhängigkeitsbewegung Westsaharas gegenüber Marokko. Dieser Konflikt ist bisher sehr friedlich, dies bezeugt auch der Dokumentarfilm Life is Waiting. Die Aktivisten diskutierten mittlerweile jedoch aus ihrem Frust der Erfolglosigkeit heraus militanter zu werden, um den Status als "letzte Kolonie Afrikas" zu beseitigen. Drei weitere sehr spannende Themen hatten einen kulturell-gesellschaftlichen Hintergrund. Auf die Region um Marokko, Tunesien, Algerien und Libyen bezog sich unser Themenabend Amazigh (Berber). Dabei lag der Fokus des Films Azul auf dem Leben dieser indigenen Minderheitengruppe in Tunesien, während sich die Diskusion auf Marokko konzentrierte. Es stellt sich die Frage, wie mit diesem kulturellen Erbe umgegangen werden solle: mit neuem Stolz oder doch mit Scham? Rund um die Alltagskultut der Länder Nordafrikas spannten sich auch die Diskussionen nach den beiden noch nicht genannten Filmen. Die Quelle der Frauen spielt in der Region der Amazigh. Wir diskutierten die Lage der Frauen-Rechte in Nordafrika auch in Bezug auf Tradtion und Moderne, Fragen der Macht, Freiheit, Emanzipation und der Sexualtität. Wir näherten uns also gewissermaßen der Quelle des Lebens! Dieses Themengebiet, Frauen und Männer, provozierende Offenheit und kulturell induzierter Scham, begannen wir bereits in Bezug zur Festmusik (Mahragan) Ägyptens zu diskutieren - eingebettet im Thema politische Pomusik. Der Film Electro Chaabi leitete dazu mit dem Portrait junger Musiker in Kairo ein. Wie üblich beendeten wir unserer Veranstaltung mit einem umfassenden Bericht, der auch Zusatzinformationen aus dem Publikum aufnahm. In diesem Fall zwei rare Beispiele für Electro Chaabi von Musikerinnen. Unser herzlichster Dank geht zunächst an unser treues und engagiertes Publikum, dessen aktive Beteiligung die Würze unserer Veranstaltungsreihe liefert. Wir bedanken uns bei der Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit (LEZ) der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung für ihre finanzielle Förderung, die unsere 14km Film- und Diskussionsreihe 2015 überhaupt erst ermöglichte, sowie bei Herrn Walter Hättig und der Stiftung Nord-Süd Brücken für die damit verbundene hilfreiche Unterstützung. Ein Dankeschön hat sich auch das ehrenamtliche Team des Filmrauschpalastes verdient, das uns an allen acht Abenden beherbergte und Projektionen digitalen und analogen Formats (35mm) ermöglichte. Bei dieser Gelegenheit danken wir auch den Verleihern für die Aufführungsrechte der gezeigten Filme. Unseren geladenen Gästen danken wir an dieser Stelle ausdrücklich noch einmal, denn ohne Ihre Auskünfte und Beiträge als Experten/innen (Referenten/innen) und Zeitzeugen/innen wäre keine glaubwürdige und authentische Diskussion möglich gewesen. Mein herzlichster Dank geht - last but not least - an mein 14km-Film-Team. Carolin Bannorth, Silvia Limiñana, Khouloud Khalfallah, Houssein Ben Amor und Steffen Benzler - eure Mitarbeit hat unser engagiertes Projekt überaus interessant und erfolgreich gemacht! Im Namen des Film-Teams spreche ich für die zusätzliche Unterstüzung von Susanne Kappe, Alex Odlum, Sarah Müller, Jana Vietze, Caroline Bunge und Helena Burgrova ein Dankeschön aus. Berlin im Januar 2016 Andreas Fricke (Projektleiter) Wir bedanken uns für die Unterstützung:    


Die Rolle der Frau in Nordafrika – ein Kampf zwischen Tradition und neuer Freiheit

14km Film- und Diskussionsreihe

"Frauenrechte sollten ganz oben auf der neuen Prioritätenliste stehen" sagte Pillay (Hohe  Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte) am 07.03.2011 nach den Revolutionen in Nordafrika. In den letzten vier Jahren seit Beginn der Revolution in Tunesien hat sich in den Ländern Nordafrikas viel verändert. Neben den zahlreichen politischen Umbrüchen entstanden viele Diskussionen um die gesellschaftliche Entwicklung, in deren Zentrum vor allem auch die Rolle der Frau stand. Es war einmal ... mit dem gezeigten Film wurde das Thema der Frauenrechte in Nordafrika aufgegriffen. Mit „Die Quelle der Frauen“ von Radu Mihăileanu wurde ein Spielfilm gezeigt, in dessen Vorspann schon seine märchenhaft anmutende Erzählweise deutlich wird: In einem Dorf „irgendwo zwischen Nordafrika und dem Mittleren Osten“ wird die Geschichte einer Gruppe Frauen „irgendwo zwischen Realität und Märchen“ erzählt. Die erste Szene des Filmes stellt die Zerrissenheit der Dorfgemeinschaft in all seiner Deutlichkeit dar. Während die Frauen an der entlegenen Wasserstelle Wasser holen, sitzen die Männer zusammen und trinken Tee. Zugleich wird die Geburt eines Kindes im Dorf gefeiert, während Karima ihr Ungeborenes bei einem Unfall beim Wasserholen verliert. Dieses Ereignis führt bei der jungen Leila, die ebenfalls schon einmal ein Kind beim Wasserholen verlor, zu einem Umdenken: die Männer sollen das Wasser für die Dorfgemeinschaft holen oder eine Wasserleitung bis ins Dorf bauen. Als einziges Druckmittel für diesen Kampf sieht sie einen Liebesstreik. Zunächst trifft Leila als Dorffremde auf viel Widerstand – vor allem von ihrer Schwiegermutter Fatima. Doch ihr liebender Ehemann und die Dorfälteste stehen ihr während des Kampfes von Beginn an zur Seite. Im Laufe des Filmes werden das Leben und die Rolle der Frau genau wiedergegeben. Die Frauen im Dorf beschreiben ihre Zeit bis zum 14. Geburtstag „als schönste ihres Lebens“, da sie bis dahin frei leben konnten. Sie beschreiben die Tatsache, dass die Frauen zu der entfernten Quelle laufen, um Wasser für das Dorf zu holen und dabei immer wieder durch Unfälle ihr Ungeborenen verlieren, als Tradition. Vor allem malen die Frauen ihr Leid immer wieder in Liedern aus und beschreiben sich dabei als „Fußmatten“ und „Lastenträger für die Männer“. Den Kampf um mehr Anerkennung bestritten die Frauen mit kreativen Mitteln. Während die Männer wie üblich zusammen Tee tranken, da sie aufgrund der Trockenheit keine Feldarbeit mehr verrichten können, stellten die Dorffrauen einen aus Ästen gebauten Brunnen auf und zeigten ein Plakat mit den Worten „Eure Herzen sind vertrocknet und dornig“. Das letzte Gefecht bestreiten die Frauen beim öffentlichen Erntedankfest, auf dem sie ihr Leid besingen. Dies führt zur Darstellung der Situation des Dorfes in einem Zeitungsartikel. Aus Angst der Regierung, dass sich der Streik ausbreiten könnte und dass die Forderungen der Frauen zunehmen würden, bauten sie umgehend eine Wasserleitung ins Dorf. Die Wasserleitung führte zu einem höheren Selbstbewusstsein der Frau. Jedoch waren die Befürchtungen der Männer nach einem immer weiteren Verlangen nach mehr Macht unbegründet, denn zum Schluss stellten die Dorffrauen fest „die Quelle der Frauen ist die Liebe – die Quelle der Frauen ist der Mann“. Im gesamten Film wird der Kampf zwischen Tradition und Neuzeit deutlich. Der Film spielt mit vielen Tabu-Themen in der arabischen Gesellschaft und beschreibt den eindrucksvollen Kampf um Anerkennung der Frau. In der anschließenden Diskussion mit Hoda Salah (promovierte Politikwissenschaftlerin, Frauenrechtlerin und Dozentin für politische Bildung; Titel der Promotion "Die politische Partizipation von islamischen Aktivistinnen in Ägypten") und Eva Christine Schmidt (promoviert momentan an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies zum Thema "Gender Politics in Transition. The Role of Feminist Actors in the Tunesian Transition") wurden die Themen des Filmes aufgegriffen und ein Schwerpunkt auf die Situation in Tunesien und Ägypten gelegt. Zunächst beschrieben beide Referentinnen ihren guten Eindruck über den Film. Dabei machten sie darauf aufmerksam, dass der Film lediglich die Rolle der Frau in Dörfern beschreibe. Das Leben und die Rolle der Frau in Städten sehe anders aus. Zudem sei es wichtig, dass es nicht DIE arabische Frau gäbe. Deutlich werde dies auch darin, dass die Frauen im Film um Grundrechte kämpften. Die Frau in der Stadt hingegen kämpfe schon um ihre individuellen Menschenrechte. So beschreibe der Film eher Stereotype in einer bestimmten Schicht. Hoda Salah findet den Dreh und die Ausstrahlung solcher Filme sehr wichtig, „da in solchen Filmen starke Frauen gezeigt werde.“ Auch das Spiel mit mehreren Tabu-Themen in der arabischen Gesellschaft in den Nebenerzählsträngen des Filmes sei sehr interessant an diesem Film. Dabei sei vor allem der Umgang mit dem Thema der Sexualität spannend. So wird beispielsweise im Laufe des Filmes deutlich, dass Leila vor ihrer Ehe schon einmal geliebt hatte und als unrein in die Ehe ging. Die Liebe ihres Mannes verhilft ihm jedoch dazu ihr dieses Verhalten und die Lüge zu verzeihen. Aber auch das Thema der Vergewaltigung in der Ehe wird angesprochen. Anschließend wurde genauer auf die Situation der Frau in Tunesien und Ägypten vor und nach der Revolution eingegangen. Eva Christine Schmidt beschreibt zunächst die Situation in Tunesien vor der Revolution als vom Staat kontrolliert. Es gebe nur kleine feministische Gruppen, die vor allem in der Hauptstadt Tunis angesiedelt waren (z.B. die Association Tunisienne des Femmes Démocrates (ATFD) und die Union Nationale de la Femme Tunisienne (UNFT). Durch die Revolution fände eine Öffnung des Systems statt und es bildeten sich neue feministische Organisationen im ganzen Land. Es entständen vor allem zwei große Frauenbewegungen - die schon vor der Revolution bestehenden Organisationen, die eher links orientiert sind, und eine religiöse Bewegung, die den Feminismus im Einklang mit dem Islam als Ziel hätte. Daraus entständen aber auch viele Konflikte in der Frauenrechtebewegung in Tunesien. Vor allem, da die linken Organisationen Feminismus und Islam eher als einen Gegensatz sähen. Dies mache die Kooperation zwischen den beiden großen Bewegungen schwierig. Die Rolle der Frau in Ägypten kann nach Hoda Salah in vier Phasen beschrieben werden. Dabei ging sie vor allem auf die Ursprünge der Frauenbewegungen ein. So hatte Ägypten eine der frühesten Frauenbewegungen im arabischen Raum. Nachdem ägyptische Frauen 1933 an einer Konferenz in Italien teilgenommen hätten, nahmen sie auf dem Tahrir-Platz ihre Kopftücher ab und setzten damit ein Zeichen für ihre Freiheit. Heutzutage sähen die Enkelinnen dieser Frauen das Tragen eines Kopftuches eher als Abgrenzung zum Westen. Daher käme es in Ägypten zu Spannungen zwischen diesen beiden Gruppen. Sie betonte aber auch, dass der Kampf um mehr Rechte vor allem ein elitärer Kampf der Mittel- und Oberschicht sei. Er beinhalte nur den Kampf um individuelle Rechte, jedoch nicht die Grundrechte für z.B. Frauen in den Dörfern. Daher würde er zu keiner Lösung von Realitätsproblemen in der Gesellschaft führen. In der weiteren Diskussion mit dem Publikum wird auf die dargestellte körperliche Stärke der Frau eingegangen. Dabei wird die Schizophrenie der Gesellschaft herausgestellt. Der Mann gelte als ausschließlich stark, während die Frau als ausschließlich schwach gelte. In den Dörfern werde diese Ansicht noch stärker verinnerlicht. Die Veränderungen durch die Revolutionen im Feminismus in Nordafrika werde auch in der Form des Aktivismus deutlich. So habe die Revolution vor allem gelehrt, dass man nicht immer eine institutionelle Ebene benötige, um Veränderungen herbeizuführen. Junge Menschen bräuchten keine Führer, sondern haben ihre eigenen Ideen und entwickeln diese zusammen. So gäbe es zum Beispiel in Tunesien Flashmobs oder eine tunisische Feministin schloss sich für kurze Zeit den Aktivistinnen von ‚Femen’ an. Jedoch sei auch die institutionelle Form des Kampfes um Frauenrechte in Tunesien weit verbreitet. Im Gegensatz zu Ägypten gäbe es in Tunesien Institute, die gezielt in die Dörfer gehen und versuchen über Bildung eine Veränderung herbeizuführen, wodurch die Frauen eine höhere Unabhängigkeit erreichen. Als Sorgen werden zum einen das Erlöschen des Kampfes nach Erreichen des Zieles und die Rolle der Männer genannt. Frauen sollten nicht nur für ihre Rechte kämpfen, sondern sich auch frei machen, dass der Mann für die finanzielle Versorgung der Familie zuständig sei. Durch Arbeitslosigkeit erleide der Mann eine zweifache Demütigung – gesellschaftlich und familiär. Daher sollen auch die Männerrechte beachtet werden und es solle zu einer Egalität beider kommen. Geschlossen wurde die Diskussion mit Fragen des Publikums unter anderem nach der Tiefe des Diskurses in den jeweiligen Ländern. Beide Referentinnen beschrieben eine Zunahme des Diskurses nach den Revolutionen in beiden Ländern. So gebe es zum Beispiel öffentliche Demonstrationen nach der Vergewaltigung einer Frau durch Polizisten in Tunesien oder gegen die gewählten Moslembrüder in Ägypten, die die Rechte der Frau geschwächt hatten. In beiden Ländern spielen Frauen eine wichtige Rolle in der Politik. Die letzte Frage beschäftigte sich mit der Anregung zum selbstständigen Denken von Heranwachsenden, was zu einer Änderung der Rollenbilder führen könnte. Dabei komme es zwar zu einem Umdenken, da sich die Frau sowohl als Hausfrau als auch als berufstätige Person sähe. Jedoch sei die Rolle der Bildungsstätten in diesem Zusammenhang schwer zu beschreiben, da sich in Ägypten zum Beispiel alles ums Auswendiglernen drehe. Eine große Bedeutung werde dem Selbststudium über das Internet zugeschrieben. Deutlich wurde vor allem, dass es große Unterschiede in allen Schichten der Gesellschaft und in der Rolle der Frau in Dörfern und Städten gibt. Durch die Revolution gab es eine Stärkung der Rolle der Frau in der Gesellschaft, jedoch müssen die verschiedenen Strömungen noch ihren gemeinsamen Weg finden. Eine große Rolle spielt dabei vor allem die Jugend und ihre kreative Auseinandersetzung mit diesem Thema. Vielen Dank an die Referentinnen und allen Gästen für das Kommen und die spannende Diskussion. Besonderen Dank gilt dabei Hoda Salah und Eva Christine Schmidt für die interessanten Hintergrundinformationen zu der Lage der Frauen in Tunesien und Ägypten. Veranstaltungseinladung mit Informationen und Links zum Film "Die Quelle der Frauen" Filme zum Thema in der 14km Filmdatenbank   Veranstaltungsleitung: Carolin Bannorth und Andreas Fricke Moderation: Carolin Bannorth Text: Sarah Müller Fotos: Jana Vietze Organisation: das ehrenamtliche 14km Filmteam Projekteitung: Andreas Fricke Die 14km Film- und Diskussionsreihe wird 2015 mit Haushaltsmitteln des Landes Berlin – Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit – gefördert. Weitere Veranstaltungsberichte und Informationen finden Sie auf der Projektseite.   Wir bedanken uns für die Unterstützung:


1. Interkulturelles Seminar am 30.01.2016 in Berlin

Ab Januar 2016 führt das Team von 14km e.V. - the shortest distance between North Africa and Europe interkulturelle Seminare durch. Ziel ist es, für künftige Auslandsaufenthalte in der Region Nordafrika und Naher Osten zu sensibilisieren. Dabei wollen wir unser Wissen und unsere Auslandserfahrungen in der Region Nordafrika und Naher Osten gern weitergeben und Euch auf die kulturellen Besonderheiten und Unterschiede in der Region vorbereiten. An dem ganztägigen, interaktiven Workshop möchten wir Euch durch Vorträge grundlegende Informationen vermitteln. Mit Hilfe verschiedener Methoden wollen wir zu einem lebendigen und erfahrungsorientierten Lernen anregen. Dabei sollen auch mögliche Vorurteile und Stereotype thematisiert bzw. reduziert werden. Kosten Das Seminar kostet 25 € inkl. der Bereitstellung von kleinen Snacks in der Mittagspause und Getränken. Für Schüler und Studenten gibt es eine Ermäßigung von 5 €. Termine Das erste Seminar wird am 30.01.2016 stattfinden. Weitere Termine werden folgen. Außerdem besteht die Möglichkeit ab einer interessierten Gruppe von 5 Personen individuelle Termine für ein Seminar mit uns zu vereinbaren. Interesse? Kontaktiert uns gern oder meldet Euch an unter: InterKult@14km.org Homepage 14km Interkulturelles Seminar


“Ahlan wa sahlan – refugees welcome“

Multilaterale Jugendbegegnung

Durchführungszeitraum: Mai 2016 in Berlin Beteiligte Länder: Tunesien, Ägypten, Deutschland   Warum ist unser Projekt wichtig? Seit mehreren Jahren winden sich Syrien und Libyen in einem blutigen zivilen Krieg, der Millionen Menschen zur Flucht zwingt. Für viele Menschen auf der Flucht wird Europa und u.a. Deutschland zum Zielland. Auch Nordafrika gilt als unmittelbares Transfer/Zielland für hunderttausende Geflüchtete. So gibt es hunderttausende geflüchtete SyrerInnen in Ägypten und mehr als eine Million geflüchteten LibyerInnen in Tunesien. Die Migrationsströme stellen eine große Herausforderung für arabische und europäische Länder dar. Wie genau in anderen Ländern mit dieser Herausforderung umgegangen wird, wird in der Regel nicht thematisiert. Wissens- und Erfahrungsaustausch könnten aber gerade zwischen Nordafrika und Europa Verständnis erzeugen, neue Perspektiven in den Diskurs einbringen und Lösungsansätze aufzeigen. Deswegen möchten wir im Mai 2016 je fünf junge Menschen aus Ägypten, Tunesien und Deutschland in Berlin zusammenbringen und die Lage der Geflüchteten in den drei Ländern und die Möglichkeiten diese strukturell zu verbessern, zusammen thematisieren. Was ist unser Ziel? Wir möchten einen produktiven Erfahrungs- und Ideenaustausch unter Jugendlichen aus Ägypten, Tunesien und Deutschland initiieren und die Frage stellen: Was kann ich persönlich tun, um die Situation der Geflüchteten in meinem Heimatland zu verbessern? Wir möchten die Teilnehmenden ermuntern, selbst in diesem Bereich aktiv zu werden, sei es durch die Unterstützung von Einzelpersonen, Initiativen, Institutionen oder den Aufbau eines eigenen Projekts. Was können Sie machen? Wenn Sie unsere Arbeit unterstützen wollen, können Sie gern spenden. Wir stellen für Sie gern eine Spendenbescheinigung aus. Unsere Bankverbindung ist: Bank: GLS Gemeinschaftsbank IBAN: DE97 43060967 1159374500 BIC: GENO DE M 1 GLS Wir freuen uns auch über eine Unterstützung in anderer Form z. B. als ReferentIn. Wo erfahre ich mehr über das Projekt? Alle Ihre Fragen beantworten sehr gern unsere Projektkoordinatorinnen Helena Burgrova und Caroline Bunge.


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