Marokko
„Herzensgute Menschen und wundervolle neue Freunde“
Praktikumsbericht von Pia bei Chantiers Sociaux Maroccain
Zuallererst اﻟﺳﻼم ﻋﻠﯾﻛم (as-salāmu ʿalaikum)! Das ist Arabisch und heißt ,Der Friede sei mit Dir/Euch’ und wird in Marokko zur Begrüßung gesagt :-) Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen, bevor ich ein bisschen über meine Zeit als Freiwillige in Marokko erzählen möchte. Ich bin Pia, bin 19 Jahre alt und habe im März diesen Jahres mein Abi gemacht. Mein Wunsch war es schon lange, nach meiner Schulzeit ein soziales Projekt im Ausland zu unterstützen. Ehrlich gesagt habe ich aber erst sehr spät angefangen, mich über verschiedene Möglichkeiten, Zeit im Ausland zu verbringen, zu informieren. Umso glücklicher war ich, als ich auf ,,14-km” gestoßen bin, und die Vermittlung zu der marokkanischen Partnerorganisation ,CSM’ (Chantier Sociaux Maroccain) erfolgreich war! Ich hatte nun die Möglichkeit, mir ein Projekt auszusuchen, in dem ich als Freiwillige für 2 Monate mitarbeiten dürfte. Ich war mir sicher, dass ich gerne Zeit mit Kindern verbringen und einige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln möchte und entschied mich daher für ein Praktikum im ,Lalla Meryem Centre’ in Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Das Centre ist ein Kinderheim, wo sich neben Waisen auch um behinderte Kinder jeden Alters gesorgt wird. Nachdem ich abends am 30. April gut in Marokko angekommen bin und herzlich von meiner Gastfamilie empfangen wurde, habe ich den nächsten Tag dazu genutzt, meine neue Heimat ein bisschen zu erkunden; weil es super schwierig ist all die verschiedenen Eindrücke kurz zusammenzufassen, glaube ich, dass ein paar Bilder es am allerbesten schaffen diese ,,andere Welt” auch kurz vorzustellen, worauf ich am Ende noch einmal eingehe. :) Dienstag, der 2. Mai, war für mich dann der Tag, an dem ich nun endlich mein Projekt kennenlernen durfte. Ich war sehr gespannt was mich erwartet und freute mich umso mehr, morgens Hamid, den Leiter von CSM, in der Stadtmitte treffen. Er zeigte mir den Weg zu meinem Projekt und stellte mich dort Zakaria, dem Leiter des Centers vor. Zakaria zeigte mir die verschiedenen Häuser, in denen jeweils unterschiedliche Altersklassen untergebracht sind, die einzelnen Räume und den Garten, sodass ich einen guten ersten Überblick bekommen konnte. Nach unserem Rundgang durfte ich mir nun aussuchen, in welchem Haus ich am liebsten helfen wollte. Alle Erzieherinnen oder besser ,Mamas’ , wie sie von den Kindern genannt werden, denen wir auf unserem ersten Rundgang begegneten, waren super freundlich, doch ich merkte schnell, dass entgegen meinen Vorstellungen so gut wie niemand des festangestellten Personals Englisch sprach. Da ich weder Französisch noch Arabisch verstehen noch sprechen konnte, was hier die geläufigen Sprachen sind, entschied ich mich, mich mit um die jüngsten Kinder zu kümmern, da ich der Meinung war, dass ich auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen, mit ihnen sehr gut kommunizieren und jede Menge Spaß haben kann, was sich zu meiner Erleichterung auch ganz schnell bestätigte. Ein glücklicher Zufall war für mich außerdem, Meryem kennenzulernen, eine Referendarin, die halb Marokkanerin, halb Deutsche ist, und genau wie ich auch in diesem Haus mitarbeitete und mir einiges erklären konnte, da sie einerseits schon zwei Monate in dem Projekt verbracht hat und somit die Arbeit und die Kinder schon sehr gut kennengelernt hatte und andererseits schon erfolgreich ihre Ausbildung zur Erzieherin in Deutschland absolviert hat. In den folgenden Tagen habe auch ich einen sehr guten Einblick in den Alltag in ,Lalla Meryem’ bekommen. Dieser ist grundsätzlich immer ähnlich, aber dennoch bringt jeder Tag neue Aufgaben, Eindrücke und Erfahrungen mit sich, wie sich bald zeigte. Ich denke es ist ganz interessant, wenn ich nun einfach mal ein bisschen aus dem Alltag erzähle, den ich miterlebt habe, damit auch ihr einen guten Eindruck von diesem Projekt bekommen könnt :) Von Zakaria hatte ich erfahren, dass ich von Montag bis Freitag, jeweils von 9:00 bis 14:00 Uhr dort sein sollte. Also startete mein Tag um 9:00 Uhr: As ich die Tür des Centres öffne, begrüßt mich der Pförtner freundlich: ,Bonjour Mademoiselle!’ Auch ich grüße ihn freundlich und lasse mir von meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen nichts anmerken. Mittlerweile kenne ich mich gut aus und mache mich auf den Weg zu ,meinen Kindern’, doch oft werde ich schon auf dem Weg dorthin von einigen Kindern, die auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten sind, freudig begrüßt. Manchmal bekomme ich auch direkt ein paar Kinder von einer ,Mama’ in die Hand gedrückt und bringe sie dann zum Kindergarten, der sich ebenfalls auf dem Gelände des Centers befindet. Wenn ich sie dort abgegeben habe, gehe ich in das Haus, wo die Babys und die jüngsten Kinder wohnen, d.h. von Neugeborenen bis 7-Jährigen ist jede Altersklasse vertreten. Hier verbringe ich die meiste Zeit. Wir, damit meine ich um die 10 Mamas, Meryem und mich, beaufsichtigen eine Gruppe von ca 12-15 Kindern. Der Rest der insgesamt 27 Kinder, die in diesem Haus wohnen, die ,Großen’, verbringen den ganzen Vormittag in der Schule und ich sehe sie nur, wenn sie frei haben oder wenn sie krank sind und deswegen nicht in die Schule gehen können. So variiert die Zahl der Kinder unserer Gruppe immer etwas. Was ich noch nicht erzählt habe ist, dass ungefähr die Hälfte der Kinder, um die wir uns kümmern, von Autismus oder Trisomie 21 betroffen ist, denn hier in ,Lalla Meryem‘ sind sowohl Kinder mit als auch ohne Behinderung zuhause und leben zusammen. Am Anfang war ich erstaunt, dass verhältnismäßig viele Mamas für nur so eine kleine Gruppe Kinder zuständig ist. Doch schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass sich eine erwachsene Person oft sehr viel Zeit für ein einzelnes Kind nehmen muss, da viele der Kinder verhaltensauffällig sind oder natürlich andere aufgrund ihrer Behinderung auf umso mehr Unterstützung, Aufmerksamkeit und Fürsorge angewiesen sind. Ich komme schließlich in der richtigen Etage an; Die letzten Kinder werden gerade aus dem Bett geholt, die allermeisten sind aber schon putzmunter und warten mehr oder etwas weniger geduldig auf ihr Frühstück. Es gibt hier keine festen Essenszeiten, weshalb einigen kleinen Hungrigen die Zeit bis tatsächlich das Frühstück, das genau wie die anderen Mahlzeiten unten in der hauseigenen Küche zubereitet wird, gebracht wird, an manchen Tagen eindeutig zu lange dauert. Doch dafür sind wir ja da :) , denn wir, d.h. alle Freiwilligen, sind hauptsächlich für die Gestaltung der freien Zeit zwischen den Mahlzeiten verantwortlich. Die Anzahl der Freiwilligen variiert, gerade im Sommer sind sehr viele aus ganz unterschiedlichen Ländern im Centre engagiert, einige aber nur für ein paar Tage, andere wenige auch für längere Zeit; alle, die ich dort kennengelernt habe waren super nett und so habe ich neben Marokko auch noch sehr viel über andere Länder und deren Kulturen erfahren, weil man doch viel Zeit zusammen verbringt; z.B. habe ich in meinen 2 Monaten Praktikanten aus China, Großbritannien und Amerika kennengelernt. Allerdings werden alle in unterschiedlichen Häusern eingesetzt, aber sobald man draußen ist, trifft man dort alle :) Denn nach dem Frühstück machen wir uns bei schönem Wetter immer auf den Weg in den Garten, wo es im hinteren Bereich ein Klettergerüst und viel Platz zum Spielen gibt. Hier kommen alle Kinder aus allen Häusern zusammen: sobald ich mich mitten in dem Tohuwabohu, dem Lachen und dem Durcheinander unzähliger Kinderstimmen befinde, muss ich einfach lächeln und weiß genau, dass ich mich für genau das richtige Projekt entschieden habe! Trotzdem ist es nicht immer einfach, seine Augen überall zu haben, denn während die ganz Kleinen auf einer Decke im Schatten liegen und von ein paar Mamas beaufsichtigt werden, streiten sich einige ältere um den Platz auf unseren Armen, und wieder andere, die nicht gerade in ein Fußballtunier oder ähnliches involviert sind, starten auf eigene Faust eine Erkundungstour, um sich ein anderes Haus mal aus der Nähe anzuschauen. Doch oft bekommen wir viel Unterstützung, denn auf die Jüngeren aufzupassen ist für die älteren Kinder eine große Freude und super spannend; es wirkt wie eine große Familie in der jeder Verantwortung für die anderen trägt. So ist man selten allein, wenn es man auf viele Kinder aufpassen soll. Auffällig ist auch, dass das Gemeinschaftsgefühl, die Mitmenschlichkeit und die Hilfsbereitschaft, generell sehr stark, wie ich finde, in der marokkanischen Gesellschaft verankert sind. Das ist auch hier in ,Lalla Meryem‘ nicht zu übersehen und gibt mir persönlich immer ein Gefühl von Herzlichkeit und Willkommensein. Das ist auch in der Öffentlichkeit zu beobachten, denn egal wo jemand Hilfe benötigen könnte, sind sofort mehrere zur Stelle um ihre Hilfe anzubieten. An einigen wenigen Tagen, wenn das Wetter nicht so schön ist, verbringen wir den Vormittag auch drinnen, im Spielraum. Der ist nicht so groß und manchmal etwas überfüllt, was zwischen den Kindern des Öfteren dazu führt, dass das Spielzeug, was der andere gerade hat, doch viel interessanter scheint als das eigene, was in manchen Momenten auch echt starke Nerven erfordert. Das ist einerseits sicher normal, anderseits vielleicht auch dadurch verstärkt, dass dem einzelnen Kind in dem Centre nichts gehört: damit beziehe ich mich nicht nur auf Spielsachen, sondern auch auf Kleidung oder ein eigenes Bett, alles wird geteilt und getauscht. Zum Glück überwiegen in Marokko aber eindeutig sonnige, wunderschöne Tage, sodass es keinen Grund gibt, die Zeit nicht draußen zu verbringen. Außerdem haben Meryem und ich an ein paar Tagen besondere Aktivitäten geplant, um den Alltag für die Kinder ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten. Dazu gehörten beispielsweise Bodypainting, Farben- und Tiernamen lernen, Basteln, ein Basketballtunier und einiges mehr. Nachdem wir so den Vormittag auf verschiedenste Weisen verbracht haben, gibt es ca. um halb 2/2 Mittagessen, das auch schon sehnlichst erwartet wird. Hier helfen wir wie beim Frühstück wieder das Essen zu verteilen und die Kleinen zu füttern. Manchmal (natürlich nicht in der Zeit des Ramadan) werden wir auch von den Mamas, nachdem wir die Kinder zum Mittagsschlaf ins Bett gebracht haben (damit endet mein Tag im Projekt normalerweise), eingeladen dort mit ihnen zusammen zu Mittag zu essen. Sie essen das gleiche Gericht wie die Kinder- meistens sehr traditionell und immer besonders lecker! Dort habe ich zum Beispiel zum ersten Mal miterlebt, wie man Couscous ,,richtig” isst: generell ist es in Marokko üblich, dass alle, die gemeinsam am Tisch sitzen, auch von der gleichen Platte essen. Das Gericht wird so serviert, dass es schon sehr beeindruckend aussieht und schmeckt dann auch mindestens genauso gut! Couscous gibt es traditionell in Marokko immer freitags und wird in einer riesigen Schale serviert; ganz wichtig ist, dass man zum Essen niemals seine linke Hand benutzt, da sie als unrein gilt, sondern nur die Rechte (woran ich mich erstmal gewöhnen musste, da ja zuhause normalerweise Besteck benutzt wird; außer Löffeln gibt es das hier jedoch wenn nur in Restaurants). Mit der rechten Hand nimmt man sich dann von der Platte und versucht, aus dem Couscous eine Kugel zu formen, um den Transport des Couscous zum Mund zu vereinfachen. Doch das ist wirklich nicht einfach und erfordert auf jeden Fall Übung :D ! Bei den marokkanischen Frauen sieht dieser ganze Vorgang doch wahnsinnig leicht aus, doch das ist es definitiv nicht. So hatten sie auch ihren Spaß daran, mich bei meinem ersten marokkanischen Couscous-essen zu beobachten (sie haben sich aber sehr viel Mühe gegeben und waren sehr geduldig, es mir beizubringen und mit der Zeit hat es dann auch tatsächlich funktioniert :)). Richtig ästhetisch sieht hier beim Essen zum Glück niemand aus, was es für mich auf jeden Fall auch um einiges leichter gemacht hat, mich daran zu gewöhnen- der Tisch sieht nach einer Mahlzeit aus wie ein Schlachtfeld und den Händen ist absolut anzusehen, wie gut es geschmeckt hat, aber das ist hier ganz normal! :) Um euch nun ein bisschen an meinen vielen Eindrücken aus Marokko teilhaben zu lassen, habe ich hier nun noch ein paar Bilder angefügt, die nicht außerhalb des Projektes entstanden sind. Und für alle, die noch unentschlossen sind: die Vielseitigkeit Marokkos zu erleben lohnt sich so sehr! Zuerst ein paar Eindrücke aus Rabat: Das ist die Hauptstraße in Rabat, die ich täglich auf dem Weg zu meinem Projekt überquert habe. Strand von Rabat (oberes) und die Ruinen Chellah (unteres Foto). Und die alte Stadtmauer von außen: Die Medina verbirgt sich hinter der alten Stadtmauer und ist der alte Teil einer jeden Stadt. Egal, was du gerade suchst, du kannst es sicherlich in einem der unzähligen kleinen Shops finden (hauptsächlich werden aber Kleidung und Nahrungsmittel angeboten). Tausende Gerüche von Gewürzen und frisch zubereiteten Speisen, die Stimmen von sehr verkaufsfreudigen Händlern, traditionelle Musik und die vielen Menschen schaffen eine einzigartige Atmosphäre, für mich einer der schönsten Orte :) Die Medina von Fes ist besonders bekannt durch das große Viertel, in dem Leder gegerbt und gefärbt wird. Gerade während des Ramadan (der Fastenmonat im islamischen Kalender; von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ist das Essen und Trinken für Muslime verboten, was für ein komplett anderes Leben in dieser Zeit sorgt- die Nacht wird zum Tag gemacht! ), tummeln sich hier gegen Nachmittag Menschenmassen, um genügend Speisen für ,,Iftar” (das Frühstück, die erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang, gegen 19:30 Uhr) zu besorgen. Oft habe ich Iftar am Strand verbracht, was wirklich eine einzigartige Erfahrung und unbeschreiblich schön ist! Oder wir haben im Sprachencentre nach dem Arabischkurs, der mir einen tollen ersten Einblick in die arabische, sehr komplizierte Sprache gegeben hat, und anschließendem gemeinsamen Kochen (übrigens: ich bin die 2. von links auf dem unteren Bild) viele sehr lustige, lange Abende verbracht. Die Wochenenden, an denen ich ja nicht im Projekt eingebunden war, habe ich meistens zum Reisen zusammen mit Freunden genutzt, um so möglichst viel von Marokko zu sehen, denn es gibt wirklich so viele unterschiedliche und absolut sehenswerte Orte! Hier ging es zum Beispiel nach Chefchauen, die auch als ,blaue Stadt’ bekannt ist, ... ...und den nahegelegenen Wasserfällen Akchour: Zuallerletzt möchte ich euch nun noch die Hassan-II-Moschee in Casablanca zeigen, da sie einerseits die größte Moschee Afrikas ist und anderseits der Islam in Marokko einfach allgegenwärtig und der wichtigste Teil des Lebens der Menschen darstellt. Ich hoffe ich habe so ein bisschen dazu beitragen können, dass ihr euch Marokko etwas besser vorstellen könnt. Nun, wo ich auf diese 2 Monate zurückblicke, kann ich definitiv sagen, dass ich eine Menge über die Arbeit und den Umgang mit Kindern dazugelernt habe und ich mich immer wieder für genau diese Zeit entscheiden würde! Ich habe eine so fremde und gleichzeitig wahnsinnig interessante, traditionsreiche Kultur kennengelernt, herzensgute Menschen und wundervolle neue Freunde gefunden, die mich diese Zeit wohl nie vergessen lassen werden! Ich kann so eine gute Erfahrung nur weiterempfehlen! Eure Pia *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Marokkos Vielfalt und die Herausforderung, in kurzer Zeit etwas zu bewegen
Praktikumsbericht von Pauline bei Chantiers Sociales Maroc
Diesen Herbst verbrachte ich sechs Wochen in Marokko und absolvierte ein Praktikum über die 14km-Partnerorganisation CSM (Chantiers Sociales Maroc), die ihren Sitz in Rabat hat. Von dort aus werden Freiwillige in Projekte und Gastfamilien der Umgebung vermittelt. In meinem Fall wohnte und arbeitete ich in der Nachbarstadt Salé, die auf der anderen Flussseite, direkt gegenüber der Hauptstadt liegt. Dort wohnte ich bei einer Gastfamilie in dem eher ärmlichen Viertel Sidi Moussa. Meine Gasteltern waren schon sehr “freiwilligenerprobt”, da sie seit über 10 Jahren junge Frauen aus dem deutschsprachigen Ausland aufnehmen und vor allem meine Gastmutter sorgte dafür, dass ich mich dort sehr wohlfühlte. Ich erhielt ein eigenes Zimmer in der kleinen Wohnung, das zuvor meinen nun ausgezogenen Gastbrüdern als Kinderzimmer gedient hatte. Meine Gastmutter setzte mir drei Mal pro Tag leckere marokkanische Speisen vor und ich konnte mich bei Fragen und Unklarheiten immer an beide Gasteltern wenden. Mein Gastvater war gleichzeitig auch der Gründer und Direktor des Frauenzentrums “Nahdat Alhay”, in dem ich offiziell eingesetzt sein würde. Als ich ankam, waren jedoch noch Ferien und das Opferfest - das wichtigste Fest für die Muslime, ähnlich wie bei uns Weihnachten - stand vor der Tür. Meine Arbeit begann also erst zwei Wochen später und ich nutzte die Zeit, meine Umgebung näher zu erkunden. An diesem Punkt wurde eine meiner wenigen Erwartungen nicht erfüllt: Statt direkt arbeiten und die kurze Zeit, die mir blieb, optimal zu nutzen, verzögerte sich mein Arbeitsbeginn, nicht nur durch die zeitlichen Umstände, sondern zusätzlich durch eine Art Projektwechsel. Erst nach meiner Ankunft erfuhr ich, dass es für mich im Frauenzentrum zu diesem Zeitpunkt nur wenig zu tun gäbe und so beschränkte sich mein Engagement dort auf eine Stunde Deutschunterricht pro Tag. Ansonsten verbrachte ich meine Arbeitszeit bei AMDEL, einer Bürgerinitiative, die sich für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung einsetzt. Doch wie bei meinem ursprünglichen Projekt gab es auch hier - bedingt durch den erst langsam anlaufenden Betrieb nach den großen Ferien - nicht allzu viel zu tun. So entschied ich mich, im Anbetracht der anstehenden Parlamentswahlen mehr über das politische System Marokkos herauszufinden. Unsere Kollegen bei AMDEL standen uns mit ihrem Wissen zur Seite und erklärten uns die Situation und die - nach ihrer Sicht - akuten Probleme. Darauf eingehend überlegten mein Mitfreiwilliger vom weltwärts-Programm und ich, einen Informationsfilm zu entwickeln, der den etwas komplizierten Wahlgang und seine einzelnen Etappen schlüssig aufbereitet. Wie viele Leute wir letztendlich damit erreichten und wie zielführend unsere Arbeit war, finde ich schwer einzuschätzen. Interessant war das Konzept von AMDEL: Neben Sensibilisierungsprojekten für Umweltbelange in Form von Filmen und Arbeitseinheiten bzw. Aufklärungsprojekten verstehen sie sich als Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen des Viertels. Mit Unterstützung des Personals können sie z.B. Radiosendungen entwickeln und umsetzen und ich hatte den Eindruck, dass ihre Ideen ernst genommen werden und bei den Erwachsenen Gehör finden. Trotz dem Engagement der Angestellten und Freiwilligen, gestalteten sich die Kommunikation und Absprachen mit den Zuständigen tendenziell schwierig. Informationen mussten mehrmals erfragt werden, um annährend präzise Anhaltspunkte zu bieten, was für mich in Anbetracht meiner kurzen Zeit dort und dem Ehrgeiz, trotzdem etwas - sei es noch so klein - erreichen zu können, eine tägliche Herausforderung war. Doch gleichzeitig war es eine gute Übung und meine Ehrlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit wurden allgemein positiv aufgenommen. Höhepunkt meiner Arbeit war die Teilnahme am “pré-COP”, einer regionalen Umweltkonferenz, die einerseits darauf abzielt, dass sich die unterschiedlichen Initiativen und NGOs vernetzen und ihre Arbeit vorstellen; anderseits aber auch dazu dient, die Bevölkerung für den im November anstehenden Weltklimagipfel in Marrakesch zu sensibilisieren. Gemeinsam mit drei Mitarbeitern und drei weiteren deutschen Freiwilligen betreute ich den Stand und gab Interessierten über die Arbeit von AMDEL Auskunft. Außerdem hatten wir ein kleines Gewinnspiel vorbereitet: Wir stellten die Verschwendung von Wasser exemplarisch dar, indem wir einen tropfenden Wasserhahn am Stand installierten und das Wasser darunter in einem großen Behälter auffingen. Die Leute sollten raten, wieviel Liter Wasser in 24 Stunden verschwendet werden würden. (Für alle Neugierigen: Bei regelmäßigem, nicht zu schnellen Tropfen kann es sich um 6 bis 7 Liter handeln.) Abgerundet wurde das Programm des pré- COP durch Diskussionsrunden und leckeren Buffets, bestehend aus den typisch kunstvollen, marokkanischen Keksen und Fruchtsaft. An den Wochenenden erkundete ich den Norden Marokkos und besuchte die Städte Tanger, Kénitra, Ifrane, Fès, Meknès und Chefchaouen. Ich bewunderte die Vielfalt des Landes, von der ich durch mein zeitliches Limit im Vergleich so wenig und doch so viel sah: Die breiten Strände von Tanger und Kénitra, die verwinkelten Gassen der großen Médina von Fès, der kleine, aber wunderschön verzierte Palazzo in Meknès oder die schroffen Berge im Rif- Gebirge sind nur wenige Beispiele für den natürlichen und kulturellen Reichtum Marokkos. Noch bereichernder als meine touristischen Aktivitäten waren meine Begegnungen mit den Einheimischen. Marokkaner sind im Allgemeinen ein sehr nettes und gastfreundliches Völkchen; und so erhielt ich häufiger Einladungen zum Essen von Bekannten und konnte sogar einmal einer kleinen Hochzeitsfeier beiwohnen. Mit Freunden ging ich ins Hammam - das arabische öffentliche Bad - und erkundete den Basar. Umgekehrt berichtete ich von meinem Leben in Deutschland, tauschte mich mit Freunden über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aus und versuchte an einem Kochabend marokkanischen Jugendlichen die deutsche Küche näher zu bringen. Während Kartoffelpuffer mit Apfelmus ganz gut ankamen, erfreute sich der Gurkensalat keiner großen Beliebtheit, schließlich wurde er mit ungesüßtem Joghurt zubereitet, was in Marokko scheinbar wenig Akzeptanz findet. Dazu passt auch das typisch marokkanische Nationalgetränk: der - für uns Deutsche maximal gesüßte - Minztee, der zu jedem Anlass und jeder Tages- und Nachtzeit getrunken wird. Eine wichtige Erfahrung war für mich außerdem der Kontakt mit einem Islam des Alltags, der in so friedlichem Kontrast zu der undifferenzierten westlichen Berichterstattung steht. Seien es die unterschiedlichen Arten des Kopftuchs, die Koranrezitationen im Radio oder die Rufe der Muezzin zu den fünf Gebetszeiten am Tag. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass es eine gute Erfahrung für mich war; trotz mancher Hürden und der viel zu kurzen Zeit habe ich viel gelernt und erlebt. Ein Praktikum und das Leben in einer Gastfamilie sind eine gute Möglichkeit, eine fremde Kultur näher kennen zu lernen. Falls Euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr einige Erlebnisse auf meinem Blog www.paulinebenin.wordpress.com nachlesen. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Netzwerkbildung und -pflege für EntwicklungsZUSAMMENarbeit in Marokko
Abschlussbericht von Lisa bei der High Atlas Foundation
Ich habe nach meinem Studium der Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft ein Praktikum machen wollen, dass mir praktische Einblicke in die verschiedenen Aspekte meines Studiums ermöglicht. Marokko war mit seinem politischen und wirtschaftlichen System ein besonderer Anreiz, da es von den mir bisher bekannten Systemen abweicht. Die High Atlas Foundation hat als NGO die Mission nachhaltige Entwicklung durch den Aufbau von Self-Empowerment in den ländlichen Regionen Marokkos zu fördern. Diese Mission wird unter anderem durch die Optimierung der Infrastruktur für Bildung und die Förderung des Aufbaus von wirtschaftlichen Kooperationen, speziell in der Landwirtschaft, umgesetzt. Durch mein Praktikum habe ich Einblicke in den täglichen Prozess von Entwicklungszusammenarbeit bekommen. Ein Grundpfeiler der Entwicklungszusammenarbeit liegt dabei in dem Bereich der Zusammenarbeit. Für die Mitarbeiter der Organisation sind Netzwerkbildung und die Pflege der bestehenden Netzwerke von zentraler Bedeutung in ihrer täglichen Arbeit. Dafür wurden Treffen für Austausch und Planung, Veranstaltungen mit Öffentlichkeitswirkung in den Regionen, mit Politikern und Verantwortlichen der Schulen, sowie auch mit Unterstützern organisiert. Meine Aufgabe im Social Media Praktikum bestand darin, durch die Verwendung der Social-Media-Kanäle die beiden Bereiche der Netzwerkpflege und Netzwerkknüpfung zu unterstützen. Das erforderte von mir selbständiges Arbeiten und zudem die Initiative für ständige Kommunikation und Koordination. Gerade bei den letzten beiden Punkten wurde für mich deutlich, dass es in der High Atlas Foundation einen mir (teilweise) fremden Stil der Koordination und Kommunikation gibt. Das äußerte sich dann darin, dass die Koordination nicht ganz so strukturiert funktioniert hat, wie ich es gewohnt war. Auch die Kommunikation war aufgrund sprachlicher und kultureller Unterschiede an bestimmten Punkten eine Herausforderung für mich und hat mich sicherlich bereichert. Bereichert in dem Sinne, dass ich gestärkt wurde in der Fähigkeit, mich in einem neuen Arbeitsumfeld auf andere Bedingungen einzustellen und zu lernen, wie ich diese beeinflussen kann. So war für mich ein Unterschied zwischen der Zusammenarbeit im Team zu Beginn und der Zusammenarbeit zum Ende meiner Tätigkeit feststellbar. Das Team der High Atlas Foundation war zu jeder Zeit sehr freundlich und auch, wenn ich mir öfter gewünscht habe den marokkanischen Dialekt des Arabischen zu verstehen, gab es auf English und Französisch Wege, sich zu verständigen. Der besondere kulturelle und politische Hintergrund Marokkos zeigte sich in meinem Praktikum meiner Meinung nach zum Beispiel in der besonderen Gewichtung, eine sensible Berichterstattung zu gewährleisten und in der besonderen Rolle, welche die Beteiligung ausländischer Partner in Marokko spielt, damit die Projekte der NGO wirklich umgesetzt werden konnten. Als Frau in Marokko zu leben ist nicht immer leicht gewesen und als ausländische Frau war ich besonders häufig das Ziel von Belästigungen. Ich hoffe für Marokko und insbesondere für Frauen in Marokko, dass sich in der Hinsicht etwas ändert. Grundsätzlich begegnete man mir aber mit Respekt und großer Gastfreundschaft. Rückblickend bin ich der High Atlas Foundation und dem 14km Verein für die Ermöglichung dieser Zeit sehr dankbar. Ich kann das Praktikum insbesondere Menschen deren Interessen im Social Media und Journalismus Bereich liegen und/oder mit einem Bildungshintergrund in Agrarwissenschaften empfehlen. Vorteilhaft sind Sprachkenntnisse in Französisch und Arabisch bzw. Darija, und Englisch. Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Ein halber Marokkaner
Abschlussbericht von Felix bei Social Voluntary Services in Marokko
Nun also ist es vorbei. Leider! Hinter mir liegen vier interessante und äußerst abwechslungsreiche marokkanische Monate. Nun also ist es Zeit zu resümieren, auch wenn es schwer fällt, alles Erlebte aus vier Monaten zusammenzufassen. Mindestens genauso schwer fällt es, alles hinter sich zu lassen. Vier Monate sind keine kurze Zeit. Mit am meisten fehlen wird mir meine Gastfamilie. Hier war ich für vier Monate zu Hause und immer wenn ich von Ausflügen zurück kam, konnte ich mich auch genau so dort fühlen. Und das, obwohl verglichen mit meinem bisherigem zu Hause, eigentlich alles anders war. Dafür wurde ich hier mit einer Gastfreundschaft aufgenommen, die ich so noch nie erlebt hatte. Ziemlich schnell war ich nichts anderes als ein besonderes Familienmitglied, welches auch genau so von allen behandelt wurde. Traditionelles marokkanisches Gewand: Die Djellaba Einen nicht viel kleineren Teil meiner Zeit in Marokko füllte die Arbeit in der "Ecole Essalah", einer kleinen privaten Vor- und Grundschule nur zwei Straßen von meinem zu Hause entfernt. Zu meinem Abschied wurde extra eine kleine Party veranstaltet mit allen Kolleginnen und Kollegen, frisch gepresstem Fruchtsaft und für mich gab es extra schokoladenfreien Kuchen. Sogar ein Abschlussgeschenk gab es: Ich bekam das traditionelle marokkanische Gewand, die Djellaba mit passenden Schuhen! Spätestens jetzt war ich ein richtiger halber Marokkaner. Vor allem die Kinder meiner Klasse schauten nicht schlecht, als sie mich in der traditionellen Kleidung ihrer Eltern sahen. Es war der letzte Tag vor den Winterferien und wir hatten fast das gesamte vergangene Halbjahr miteinander verbracht. Die letzten zwei Monate hatten wir uns dabei mit einem besonderen Projekt beschäftigt: Zusammen studierten wir einen "deutschen" Volkstanz ein. Hunderte Male probten wir zusammen die Choreografie, bis sie am Ende fast perfekt klappte. Von der Direktorin bekamen wir dafür sogar die Möglichkeit, bei einer Schneiderin Kleider für alle Kinder in Auftrag zu geben. Die Aufführung an meinem vorletzten Arbeitstag wurde ein voller Erfolg und die ganze Schule guckte zu. Die Kinder hatten viel Spaß beim Tanzen - nur zum Abschluss beim gefühlt hundertsten Gruppenfoto für Eltern und Lehrer (und mich) verloren einige die Geduld ;) Abschließend kann ich wohl sagen, dass ich die vergangenen vier Monate kein bisschen bereue. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt und erlebt habe, so viele neue Freunde getroffen habe und so viele verschiede Plätze und Menschen gesehen habe. Wenn ich könnte, würde ich die vier Monate nochmal wiederholen. Wiederkommen werde ich aber auf jeden Fall nach Marokko! :) Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
„Ich bin so dankbar für diese Erfahrung“
Praktikumsbericht von Dayala bei CSM in Rabat
Bei der Arbeit mit den Mitarbeiterinnen Meine Zeit in Marokko ist wie im Fluge vergangen und ich wünschte, ich hätte noch länger bleiben können. Insgesamt war ich im Oktober und November 2015 sieben Wochen in Rabat, wo ich ein Praktikum/ Freiwilligendienst bei der NGO Chantiers Sociaux Marocains (CSM) gemacht habe. Wie ich schon in meinem Zwischenbericht nach der Hälfte der Zeit berichtet habe, habe ich im Centre Lalla Meriem gearbeitet, einer Pflegeeinrichtung für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen, mit welchem CSM kooperiert. Von Anfang an war ich total begeistert von Rabat. Obwohl es die Hauptstadt Marokkos ist, ist die Stadt nicht besonders touristisch. Dabei ist sie so sehenswert! In der Medina (Altstadt) ist stets ein turbulentes Treiben, hier kann man die bestens Schnäppchen ergattern, in verwinkelten Gassen das authentischste marokkanische Essen finden (das hier zudem sehr preiswert ist) und seine Freunde innerhalb von ein paar Sekunden inmitten der Menschenmasse verlieren. Abgesehen von einer „Touri-Straße“, in der es die typischen marrokanischen Souvenirs zu kaufen gibt, trifft man hier wirklich keine Touristen. Mit einem Teil meiner Gastfamilie Gewohnt habe ich während meines Praktikums bei einer Gastfamilie in der Nachbarschaft Youssoufia, die etwas außerhalb liegt. Meine Gastfamilie war sehr nett und gastfreundlich. Meine Gastmutter hat die beste Tajine gekocht! Das marokkanische Essen ist wirklich super. Mein Zimmer habe ich mir mit einer anderen Freiwilligen aus Deutschland geteilt, mir der ich auch zusammen im Centre Lalla Meriem gearbeitet habe. Zur Arbeit sind wir immer in einem geteilten Taxi gefahren, so hat die Fahrt nur 5 Dirham (~50 Cent) pro Person gekostet. Unsere Arbeit war mitten im Zentrum im Stadtteil Hassan. Auf dem Weg von Youssoufia in die Innenstadt sind wir jeden Tag an der Stadtruine Chellah vorbei gefahren, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Rabat. Gegen Ende meines Aufenthalts habe ich es endlich geschafft, mir Chellah anzugucken. Chellah ist wirklich traumhaft, wie ein großer Park, zwischen den ganzen Ruinen wachsen bunte Blumen und Palmen und von überall hört man das Klappern der Störche, die hier überwintern. Ich habe noch nie so viele Störche auf einmal gesehen, auf fast jeder Ruine hatten Störche ihre großen Nester gebaut. In Chellah Die zweite Hälfte meines Aufenthaltes ging noch schneller vorbei als die erste. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass man an einem Ort richtig angekommen ist – dass man kein Tourist (mehr) ist, sondern sich in der Stadt auskennt, einen richtigen Alltag hat, Fortschritte in der Sprache macht und Freunde gefunden hat. Auch auf der Arbeit konnte ich besser mithelfen, da ich die Abläufe, Mitarbeiterinnen und Kinder gut kennengelernt hatte. Ich habe die meiste Zeit auf der Station mit den Kleinsten gearbeitet (Neugeborene bis ca. 2 Jahre) und die Kinder sind mir sehr ans Herz gewachsen. Die Babys, die gesund sind, werden alle adoptiert. Natürlich freut man sich immer sehr, wenn ein Kind wieder eine Familie bekommt, aber der Abschied fällt allen trotzdem immer schwer. Es ist schwierig ein Kind gehen zu lassen, wenn man es jeden Tag sieht und sich kümmert und vor allem weiß, dass man es wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Ich bewundere die Mitarbeiterinnen im Centre echt für ihre Stärke. Babies, die eine Krankheit oder Behinderung haben, werden meistens nicht adoptiert und verbringen ihr ganzes Leben in der Einrichtung. Ich habe während meiner Arbeit im Centre Lalle Meriem sehr viel gelernt und an Erfahrung mitgenommen. Mit den Mitarbeiterinnen habe ich mich sehr gut verstanden. Mit den meisten habe ich immer auf Französisch gesprochen und dadurch auf jeden Fall auch mein Französisch verbessert. Mit einer Krankenschwester habe ich mich besonders gut verstanden. Sie konnte kein Französisch, aber wir konnten uns trotzdem immer irgendwie gut verständigen. Von ihr habe ich viel Darija (der marokkanische Arabischdialekt) gelernt. Da ich während meines Studiums Hocharabisch gelernt hatte, habe ich dies immer mit den Brocken Darija, die ich konnte, vermischt und wir haben auch viel über Gesten kommuniziert. Sie hat drei Töchter, die ungefähr in meinem Alter sind und hat mich auch ein paar Mal zu sich nach Hause eingeladen. Einmal hat CSM auch ein Malprojekt mit den Grundschulkindern im Centre Lalla Meriem organisiert. Circa 10 Mitarbeiter und Freiwillige von CSM kamen dazu auch in den Centre und wir haben die Hauswände und die Mauer im Eingangsbereich des Geländes bemalt. Das hat nicht nur den Kindern, sondern auch uns allen sehr viel Spaß bereitet und ich habe mein Bestes getan, die Wünsche der Kids (u.a. Sponge Bob und Mickey Mouse umzusetzen). Am Strand mit meinen Gastschwestern und der anderen deutschen Freiwilligen In meiner Freizeit habe ich viel mit meinen neuen marokkanischen Freunden oder den Mitarbeitern von CSM unternommen. Wir waren in Cafés, am Strand (spazieren, zum Baden war es leider zu kalt, als ich da war) oder haben zusammen gekocht. Viele meiner Freunde konnten sehr gut Englisch. Dies hat den Nachteil, dass man natürlich weniger Fortschritte im Marokkanischen macht, aber den Vorteil, dass man tiefere Gespräche führen kann. Mit einer Freundin habe ich aber immer Französisch geredet, da sie meinte, dass ihr Englisch nicht gut wäre. Obwohl mein Französisch auch nicht gut ist, konnten wir uns immer unterhalten und ich habe durch sie auch gute Fortschritte im Französischen gemacht. Der Abschied viel mir sehr schwer, da ich so viele tolle Menschen kennengelernt habe und gerade erst richtig angekommen war. Ich stehe aber immer noch in gutem Kontakt mit meinen Freunden und hoffe, sie dieses Jahr nochmal besuchen zu können! Vielen Dank 14 km e.V. für die Vermittlung dieses tollen Aufenthaltes! Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.