Daily Archives: 19. Mai 2014
Das war unser Arabischer Film- und Diskussionsabend zum Libanon
Rund 40 Besucher/innen kamen am 13. Mai zu unserem 7. Arabischen Film- und Diskussionsabend ins Zille-Haus in Berlin Moabit. Im Fokus stand diesmal der Libanon. Nach der Vorführung des Dokumentarfilms “Libanon – Standhalten im Wahnsinn“ von Uwe-S. Tautenhahn erläuterte der Nahost-Experte Henrik Meyer von der Friedrich-Ebert-Stiftung die aktuelle Entwicklung des Landes. Tautenhahns Film erzählt die Geschichte von zwei in Deutschland wohnenden libanesischen Frauen, die im Anschluss an den Libanonkrieg im Jahr 2006 beschlossen hatten, in ihr Herkunftsland zu reisen, um über die Folgen des Konflikts zu berichten. Sie porträtieren ein Land, dessen Städte und Infrastruktur stark beschädigt wurden. Sechzehn Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, der den Libanon von 1975 bis 1990 erschütterte, stürzte der Julikrieg das Land erneut in eine Krise. Repräsentativ hierfür stehen die Worte eines interviewten Taxifahrers: „Wie alles Notwendige (…), dass man manchmal die Uhr nachdrehen muss, so gibt es im Libanon irgendwann immer wieder Krieg”. Straßen und Fabriken wurden bombardiert, die Wirtschaft wurde zerstört. Das Land schwebte in einem Zustand der zwischen hoffnungsvoller Zuversicht und Resignation. Während die libanesische Regierung die Attacken der Hisbollah gegen israelische Milizen verurteilte, einte der 33-Tage-Krieg den Libanon über seine religiösen Trennlinien hinaus – gegen den gemeinsamen Feind Israel. Der Projektion folgte eine Diskussion über den Film sowie zur aktuellen Situation im Libanon. Gastsprecher war Henrik Meyer, Libanon-Experte der Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach einer kurzen Skizze der politischen Lage des Landes Anfang der 2000er Jahre erklärte er, wie die Hisbollah nach dem Abzug der syrischen Truppen aus dem Libanon im Jahr 2005 ihre herausragende Position im Land einnehmen konnte und welche Dynamiken zum Israel-Libanon Krieg führten, der in kürzester Zeit zu einem imposanten Migrationsfluss führte. Nur eine Woche nach dem Beginn der Auseinandersetzungen waren allein in Damaskus (Syrien) 1½ Millionen Flüchtlinge aus dem Libanon eingetroffen. Im Folgenden wurde mit dem Publikum diskutiert, welche Folgen des Konflikts heute noch im Libanon zu sehen sind und inwieweit sich die lokale Bevölkerung an den Kriegszustand als Normalzustand gewöhnt hat. So gab ein junger Mann mit palestinensischer Familie im Süd-Libanon Auskunft über seine eigenen Eindrücke und ergänzte das Bild einer Bevölkerung, die versucht, über das Trauma des Kriegs hinwegzukommen und das eigene Land wieder aufzubauen. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Fricke (14km e.V.). Text und Fotografie durch Elisa Totino, Redaktion Steffen Benzler (beide 14km e.V.). Bei der Organisation half Eugénie Rooke (Praktikantin bei 14km e.V.) und Anja Gebel (14km e.V.), sowie das Team des Zille-Hauses. Das Restaurant El Reda in Moabit sponsorte reichliche libanesische Köstlichkeiten. Der Jugendbereich des Zille-Hauses wird getragen vom Evangelischen Klubheim. Wir bedanken uns bei allen Gästen für ihr Kommen! In regelmäßigen Abständen zeigen wir Filme, die sich mit verschiedenen arabischen Ländern beschäftigen und diskutieren anschließend mit Gästen aus Moabit sowie mit Länder-Expert/innen über die Filme und die aktuelle soziale und politische Situation im jeweiligen Land. Die nächste Veranstaltung findet in der zweiten Junihälfte zum Thema Tunesien statt. Das Projekt wird im Rahmen des Quartiersmanagements Moabit-Ost aus Mitteln des Programms Soziale Stadt (EU, Bund und Land Berlin) gefördert. Filmvorschau / Trailer (in der internationalen Version mit englischen Untertiteln - wir zeigten den Film Original mit deutschen Untertiteln, OmU) Details zum Film Veröffentlichungen der FES zum Thema: Vogt, Achim (2013): Hizbullah in der Krise :Verschiebungen im libanesischen Machtgefüge? Bickel, Markus (2007): UNIFIL und die politische Krise im Libanon : Mission zwischen allen Fronten?