volunteering
Aktiv für Meinungsfreiheit im Libanon
Bericht vom Praktikum bei MARCH in Beirut
MARCH ist eine lokale Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Beirut, Libanon. Tätig sind im Kern etwa 10 Mitarbeiter, nach Bedarf der jeweiligen Projekte werden Projektkoordinatoren und weitere Angestellte für die Dauer des Projekts eingestellt. Zusätzlich unterstützen Praktikanten die Arbeit. Das kleine Team bewirkt eine flache Hierarchie, an deren Spitze die Mitbegründerin und Generalkoordinatorin steht, welche als Hauptverantwortliche in alle Prozesse eingebunden ist. MARCH widmet sich seit der Gründung 2011 vor vor allem der Meinungsfreiheit und setzt sich für Frauenrechte und Deradikalisierung von Jugendlichen ein. Dahinter steht der Gedanke, eine tolerante und liberale libanesische Zivilgesellschaft zu schaffen. Während meines Praktikums kamen mir verschiedenste Aufgaben zu, hauptsächlich im Büro, wo ich unter anderem bei der Erstellung von Berichten und Förderanträgen helfen konnte. Zudem hatte ich die Möglichkeit, bei einigen Meetings teilzunehmen, um Notizen zu machen und die laufenden Projekte zu besuchen oder zu begleiten. Ich habe mir von diesem Praktikum erwartet, generell einen Einblick in die Arbeit einer NGO zu bekommen. Von Interesse war für mich auch, dass es sich um eine originär libanesische NGO handelt, die vielleicht eine andere Position zum eigenen Land und andere Zugänge hat als internationale Organisationen, die ihre Interessen im Libanon vertreten. Das Praktikum soll mir sowohl als Berufserfahrung dienen als auch zur Orientierung in meinem zukünftigen Berufsfeld beitragen. Zu Beginn des Praktikums sollte ich verstärkt am Social Media Auftritt mitarbeiten, der ein essentielles Mittel der NGO ist, um ihre Außenwirkung und die Reichweite der Projekte zu vergrößern. Neben gelegentlichen kleinen Aufgaben wie Fotos auswählen oder Texte für Posts vorschlagen, war ich aber kaum in diesem Bereich tätig. Während meines Praktikums konnte ich sowohl qualifizierte Aufgaben übernehmen als auch in eher hospitierender Form meine Kollegen im Außendienst begleiten und die Projekte besichtigen. Anfangs war mehr Arbeit zu bewältigen als gegen Ende, wo wenige Aufgaben anfielen und zusätzliche Hilfe durch eine zweite Praktikantin vorhanden war. In den ersten Wochen habe ich an englischsprachigen Meetings mit einem Botschafter, anderen NGOs und mit einem potentiellen Förderer teilgenommen und Notizen geschrieben. Später konnte ich am Förderantrag vor seiner Überarbeitung mitschreiben und nach Abgabe des Antrags an einer Informationsveranstaltung des Förderers für die richtige Handhabung der erforderlichen Berichte teilnehmen. Teilweise habe ich Kontakte in die Datenbank der Organisation eingetragen oder Emails verfasst. Als Teil eines Projekts im Bereich Zensur hat MARCH eine „Know your rights“ Broschüre erstellt, die Informationen über die staatliche Zensur und ihre möglichen Folgen sowie eine Beratungshotline für Betroffene anbietet. Die Gründe für Zensur im Libanon lassen sich etwa in die folgenden Bereiche einteilen: Beleidigung einer der offiziell anerkannten Religionen, heikle politische Themen (Israel, Bürgerkrieg,...), LGBT und andere „unmoralische“ Inhalte, Beleidigung des Staatsoberhaupts oder staatlichen Symbolen. Ein Online Museum mit einer Auflistung aller vergangenen Zensuren soll es ermöglichen, das oft undurchsichtige Thema transparent und öffentlich zu machen. In diesem Zusammenhang werden kurze Berichte erstellt, von denen ich eines zum Thema LGBT und eines zur Beleidigung von Staatsoberhäuptern - vor seiner endgültigen Überarbeitung - selber verfasst habe. Dabei habe ich selber recherchiert, welche Fälle es jeweils 2016 im Libanon gab und einen kurzen Vergleich mit ähnlichen Fällen in Deutschland und Frankreich dargestellt. Hier konnte ich vielleicht am stärksten meine während des Studiums erworbenen Fähigkeiten einbringen, indem ich selbstständig recherchiert, strukturiert und geschrieben habe. Ähnliche Aufgaben fielen etwa an, wenn Dokumente über die Erfolge und Leistungen der Projekte zu aktualisieren oder umzuschreiben waren. In einem anderen Projekt schafft MARCH Bewusstsein für das Problem der Staatenlosigkeit von Libanesen, die von ihren Eltern nicht registriert wurden, was Teile der ohnehin schon benachteiligten Bevölkerung weiter marginalisiert und unter anderem die Wahlberechtigung ausschließt. In einer Kampagne wurden im ganzen Land in Krankenhäusern und bei Treffen mit Bürgermeistern Informationsbroschüren verteilt und die Anwesenden über das Problem informiert und beraten. Einige dieser Besuche konnte ich begleiten, wegen meiner mangelnden Arabischkenntnisse konnte ich dabei lediglich beim Aufstellen der Roll-Ups helfen und Fotos machen. Ein derzeitiges Hauptprojekt in Tripoli nutzte als Methode der Konfliktlösung künstlerische und schauspielerische Fähigkeiten von Jugendlichen genutzt, die wegen eines lokalen Konflikts zwischen Sunniten und Schiiten in diesem Spannungsverhältnis aufgewachsen sind oder daran teilgenommen haben. Dieses ursprüngliche Theaterprojekt wird heute als Café und Treffpunkt der Jugendlichen weitergeführt und das gesamte Konzept nun auch in anderen konfliktbeladenen Gebieten angewendet. Der Arbeitsalltag hatte aufgrund der wechselnden Aufgaben keine feste Routine, auch die Arbeitszeiten konnten deswegen variieren. Einige Projekte waren nicht vor Ort sondern in Tripoli oder in den Vororten Beiruts, daher waren nicht immer alle Mitarbeiter im Büro anwesend. Die Arbeit im Team war sehr kollegial, auch wenn es natürlicherweise während der Arbeitsbewältigung auch immer mal zu Spannungen kommt. Für mich als Praktikantin war eine der Projektkoordinatorinnen zuständig, die jederzeit für mich da war und die mir die meisten Aufgaben zuteilte. Auch die anderen Kollegen waren für mich ansprechbar, hilfsbereit und ich konnte schon bald ein gutes Verhältnis zu den meisten von ihnen aufbauen. Insgesamt habe ich sehr gerne bei MARCH gearbeitet, die Struktur und Abläufe der Organisation kennengelernt und mein Wissen über ihre Hauptanliegen der freien Meinungsäußerung, Stärkung von Frauenrechten und Konfliktlösung speziell im Libanon vertieft. Auch abgesehen von meiner Arbeit bei MARCH hatte ich eine gute Zeit im Libanon, den ich zum ersten Mal besucht habe. Ich habe mir schon von Deutschland aus ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft gesucht, das in Laufnähe zu meiner Arbeitsstelle war, weil ich nicht abhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln sein wollte. Ich habe mich relativ schnell eingelebt und mich an einige libanesische Besonderheiten des Alltags gewöhnt. Die sehenswerte Kultur- und Feierszene in Beirut erschließt sich von alleine. Vor Ort bleibt es letztendlich nicht aus, dass man Gebiete besucht, die nach - verständlicherweise - sehr vorsichtigen Reisewarnungen des deutschen Auswärtigen Amts besser nicht bereist werden sollten. Besonders sehenswert war für mich Tripoli, wo auch das derzeitige Hauptprojekt von MARCH läuft sowie die Ruinen in Baalbek. Um dem Lärm der Stadt zu entkommen, gibt es zahlreiche wunderschöne Orte außerhalb oder in der Natur, ob am Meer oder in den Bergen. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Marokkos Vielfalt und die Herausforderung, in kurzer Zeit etwas zu bewegen
Praktikumsbericht von Pauline bei Chantiers Sociales Maroc
Diesen Herbst verbrachte ich sechs Wochen in Marokko und absolvierte ein Praktikum über die 14km-Partnerorganisation CSM (Chantiers Sociales Maroc), die ihren Sitz in Rabat hat. Von dort aus werden Freiwillige in Projekte und Gastfamilien der Umgebung vermittelt. In meinem Fall wohnte und arbeitete ich in der Nachbarstadt Salé, die auf der anderen Flussseite, direkt gegenüber der Hauptstadt liegt. Dort wohnte ich bei einer Gastfamilie in dem eher ärmlichen Viertel Sidi Moussa. Meine Gasteltern waren schon sehr “freiwilligenerprobt”, da sie seit über 10 Jahren junge Frauen aus dem deutschsprachigen Ausland aufnehmen und vor allem meine Gastmutter sorgte dafür, dass ich mich dort sehr wohlfühlte. Ich erhielt ein eigenes Zimmer in der kleinen Wohnung, das zuvor meinen nun ausgezogenen Gastbrüdern als Kinderzimmer gedient hatte. Meine Gastmutter setzte mir drei Mal pro Tag leckere marokkanische Speisen vor und ich konnte mich bei Fragen und Unklarheiten immer an beide Gasteltern wenden. Mein Gastvater war gleichzeitig auch der Gründer und Direktor des Frauenzentrums “Nahdat Alhay”, in dem ich offiziell eingesetzt sein würde. Als ich ankam, waren jedoch noch Ferien und das Opferfest - das wichtigste Fest für die Muslime, ähnlich wie bei uns Weihnachten - stand vor der Tür. Meine Arbeit begann also erst zwei Wochen später und ich nutzte die Zeit, meine Umgebung näher zu erkunden. An diesem Punkt wurde eine meiner wenigen Erwartungen nicht erfüllt: Statt direkt arbeiten und die kurze Zeit, die mir blieb, optimal zu nutzen, verzögerte sich mein Arbeitsbeginn, nicht nur durch die zeitlichen Umstände, sondern zusätzlich durch eine Art Projektwechsel. Erst nach meiner Ankunft erfuhr ich, dass es für mich im Frauenzentrum zu diesem Zeitpunkt nur wenig zu tun gäbe und so beschränkte sich mein Engagement dort auf eine Stunde Deutschunterricht pro Tag. Ansonsten verbrachte ich meine Arbeitszeit bei AMDEL, einer Bürgerinitiative, die sich für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung einsetzt. Doch wie bei meinem ursprünglichen Projekt gab es auch hier - bedingt durch den erst langsam anlaufenden Betrieb nach den großen Ferien - nicht allzu viel zu tun. So entschied ich mich, im Anbetracht der anstehenden Parlamentswahlen mehr über das politische System Marokkos herauszufinden. Unsere Kollegen bei AMDEL standen uns mit ihrem Wissen zur Seite und erklärten uns die Situation und die - nach ihrer Sicht - akuten Probleme. Darauf eingehend überlegten mein Mitfreiwilliger vom weltwärts-Programm und ich, einen Informationsfilm zu entwickeln, der den etwas komplizierten Wahlgang und seine einzelnen Etappen schlüssig aufbereitet. Wie viele Leute wir letztendlich damit erreichten und wie zielführend unsere Arbeit war, finde ich schwer einzuschätzen. Interessant war das Konzept von AMDEL: Neben Sensibilisierungsprojekten für Umweltbelange in Form von Filmen und Arbeitseinheiten bzw. Aufklärungsprojekten verstehen sie sich als Anlaufstelle für die Kinder und Jugendlichen des Viertels. Mit Unterstützung des Personals können sie z.B. Radiosendungen entwickeln und umsetzen und ich hatte den Eindruck, dass ihre Ideen ernst genommen werden und bei den Erwachsenen Gehör finden. Trotz dem Engagement der Angestellten und Freiwilligen, gestalteten sich die Kommunikation und Absprachen mit den Zuständigen tendenziell schwierig. Informationen mussten mehrmals erfragt werden, um annährend präzise Anhaltspunkte zu bieten, was für mich in Anbetracht meiner kurzen Zeit dort und dem Ehrgeiz, trotzdem etwas - sei es noch so klein - erreichen zu können, eine tägliche Herausforderung war. Doch gleichzeitig war es eine gute Übung und meine Ehrlichkeit und Durchsetzungsfähigkeit wurden allgemein positiv aufgenommen. Höhepunkt meiner Arbeit war die Teilnahme am “pré-COP”, einer regionalen Umweltkonferenz, die einerseits darauf abzielt, dass sich die unterschiedlichen Initiativen und NGOs vernetzen und ihre Arbeit vorstellen; anderseits aber auch dazu dient, die Bevölkerung für den im November anstehenden Weltklimagipfel in Marrakesch zu sensibilisieren. Gemeinsam mit drei Mitarbeitern und drei weiteren deutschen Freiwilligen betreute ich den Stand und gab Interessierten über die Arbeit von AMDEL Auskunft. Außerdem hatten wir ein kleines Gewinnspiel vorbereitet: Wir stellten die Verschwendung von Wasser exemplarisch dar, indem wir einen tropfenden Wasserhahn am Stand installierten und das Wasser darunter in einem großen Behälter auffingen. Die Leute sollten raten, wieviel Liter Wasser in 24 Stunden verschwendet werden würden. (Für alle Neugierigen: Bei regelmäßigem, nicht zu schnellen Tropfen kann es sich um 6 bis 7 Liter handeln.) Abgerundet wurde das Programm des pré- COP durch Diskussionsrunden und leckeren Buffets, bestehend aus den typisch kunstvollen, marokkanischen Keksen und Fruchtsaft. An den Wochenenden erkundete ich den Norden Marokkos und besuchte die Städte Tanger, Kénitra, Ifrane, Fès, Meknès und Chefchaouen. Ich bewunderte die Vielfalt des Landes, von der ich durch mein zeitliches Limit im Vergleich so wenig und doch so viel sah: Die breiten Strände von Tanger und Kénitra, die verwinkelten Gassen der großen Médina von Fès, der kleine, aber wunderschön verzierte Palazzo in Meknès oder die schroffen Berge im Rif- Gebirge sind nur wenige Beispiele für den natürlichen und kulturellen Reichtum Marokkos. Noch bereichernder als meine touristischen Aktivitäten waren meine Begegnungen mit den Einheimischen. Marokkaner sind im Allgemeinen ein sehr nettes und gastfreundliches Völkchen; und so erhielt ich häufiger Einladungen zum Essen von Bekannten und konnte sogar einmal einer kleinen Hochzeitsfeier beiwohnen. Mit Freunden ging ich ins Hammam - das arabische öffentliche Bad - und erkundete den Basar. Umgekehrt berichtete ich von meinem Leben in Deutschland, tauschte mich mit Freunden über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aus und versuchte an einem Kochabend marokkanischen Jugendlichen die deutsche Küche näher zu bringen. Während Kartoffelpuffer mit Apfelmus ganz gut ankamen, erfreute sich der Gurkensalat keiner großen Beliebtheit, schließlich wurde er mit ungesüßtem Joghurt zubereitet, was in Marokko scheinbar wenig Akzeptanz findet. Dazu passt auch das typisch marokkanische Nationalgetränk: der - für uns Deutsche maximal gesüßte - Minztee, der zu jedem Anlass und jeder Tages- und Nachtzeit getrunken wird. Eine wichtige Erfahrung war für mich außerdem der Kontakt mit einem Islam des Alltags, der in so friedlichem Kontrast zu der undifferenzierten westlichen Berichterstattung steht. Seien es die unterschiedlichen Arten des Kopftuchs, die Koranrezitationen im Radio oder die Rufe der Muezzin zu den fünf Gebetszeiten am Tag. Zusammenfassend möchte ich betonen, dass es eine gute Erfahrung für mich war; trotz mancher Hürden und der viel zu kurzen Zeit habe ich viel gelernt und erlebt. Ein Praktikum und das Leben in einer Gastfamilie sind eine gute Möglichkeit, eine fremde Kultur näher kennen zu lernen. Falls Euer Interesse geweckt wurde, könnt ihr einige Erlebnisse auf meinem Blog www.paulinebenin.wordpress.com nachlesen. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
„Eine sehr faszinierende und prägende Erfahrung“
Praktikumsbericht von David bei himaya in Beirut
Der Grund, warum ich für mein zweimonatiges Pflichtpraktikum in den Libanon gehen wollte, war für mich von Anfang an die Faszination, welche von diesem kleinen von Schwierigkeiten übersäten und doch recht stabilen Land ausging. Der gesamte zweimonatige Aufenthalt im Libanon war eine sehr faszinierende und auch prägende Erfahrung für mich. Die politische Situation im Libanon ist sehr schwierig - vordergründig durch die Krise in Syrien, wegen der über eine Million geflüchtete Syrer im Libanon Schutz gesucht haben. Jedoch auch innenpolitisch ist die Situation nicht leicht. Das Parlament hat es seit über zwei Jahren nicht mehr geschafft einen geeigneten Präsidenten zu finden, da einfach keine Einigkeit zwischen den Parteien hergestellt werden kann. Und diese festgefahrenen Strukturen, die auch oft von Korruption durchlaufen sind, kann man im Alltag deutlich spüren. Dies fängt an mit der unzureichenden Stromversorgung und reicht bis hin zum Müll, der oft auf den Straßen liegen bleibt ohne abgeholt zu werden. Dazu kommen die in nicht allzu ferner Vergangenheit liegenden Konflikte. Der 1991 zu Ende gegangene Bürgerkrieg sowie die bis ins Jahr 2000 anhaltende Besetzung durch Israel und genauso der Israel-Libanon Krieg 2006 sind in den Gemütern der Menschen noch deutlich spürbar präsent. Innerhalb dieses Kontextes zu arbeiten ist alleine schon eine sehr prägende Erfahrung gewesen. Die NGO namens himaya in der ich mein Praktikum absolviert habe ist eine recht große Organisation, die sich mit dem Thema Kindesmissbrauch innerhalb des Landes beschäftigt. Himaya wurde 2009 gegründet und konnte durch große Geldgeber wie UNICEF und die Europäische Union so schnell wachsen, dass es mittlerweile Zweigstellen der Organisation im ganzen Land gibt. Die zwei Schwerpunkte in der eigentlichen Arbeit sind Präventionsprojekte, bei denen in öffentlichen Räumen auch mit Lehrern und Eltern über bestimmte Themen gesprochen wird. Es geht vor allem darum, Fälle von Missbrauch zu vermeiden, jedoch auch sie zu erkennen und einen bestmöglichen Umgang damit zu finden. Außerdem interveniert himaya auch bei Fällen von Missbrauch. Es gibt eine Hotline für Notfälle sowie Psychologen, Mediziner und Sozialarbeiter, welche zur Verfügung stehen um nicht nur den Opfern, sondern auch den Angehörigen unterstützend zur Seite zu stehen. Zudem betreibt die Organisation auch eine eigene Unterkunft, in der rund 30 Jugendliche aus problematischen Umständen Schutz gefunden haben. Seit Beginn der schwierigen Situation in Syrien wurde auch die Arbeit in Geflüchtetenlagern zum festen Bestand von himaya. Ich war angestellt im Bereich Projektmanagement in Beirut. Empfangen genommen wurde ich wirklich wunderbar und ich habe mich auch gleich sehr wohl gefühlt in dem wirklich netten Team. Jeder im Team spricht gutes Englisch, oft wird zusammen zu Mittag gegessen und es gibt auch immer andere Praktikanten/-innen mit denen man sich zusammentun kann. Ich habe zwei wirklich gute Freundinnen während meiner Zeit dort gefunden, mit denen ich dann auch viel außerhalb der Arbeit unternommen habe. Das Praktikum selbst bereue ich auf gar keinen Fall. Ich habe wirklich viele sehr Interessante Einblicke in die Arbeit einer NGO erhalten. Außer den Erfahrungen in der Administration bin ich noch auf Festivals mitgefahren, an denen wir Menschen auf die NGO aufmerksam machen wollten, habe einmal in der Woche einen Tag mit den Kindern in der Dauerunterkunft verbracht, Nationalentreffen mit UNICEF beigewohnt und Feldbesuche gemacht in den Geflüchtetenlagern im Osten sowie in einer Zweigstelle im Norden des Libanon. Nur meine Aufgaben während der Zeit die ich im Büro verbracht habe, empfand ich nicht als allzu sinnvoll. Oft hatte ich auch einfach Phasen, in denen ich nichts zu tun hatte. So kam es schon öfter vor, dass ich angefangen habe private Aufgaben für mein Studium zu erledigen und manchmal bin ich auch einfach früher nach Hause gegangen. In einem Evaluationsgespräch am Ende des Praktikums wurde mir auch nochmal gesagt, wie schwierig es für die Mitarbeiter ist, für zwei Monate einen Praktikanten einzuarbeiten, und im Endeffekt waren diese Leerlaufzeiten auch gar nicht so schlimm. Ich würde dieses Praktikum auf jeden Fall weiterempfehlen mit dem kleinen Tipp nebenbei einen Arabischkurs zu besuchen. Auch wenn man generell gut mit Englisch auskommt, grundlegende Arabische Kenntnisse würden einem helfen mehr im tatsächlichen Feld zu arbeiten. Und das ist das wirklich Interessante an der Arbeit von himaya. Mein Alltagsleben in Beirut war wunderbar und es wird auf jeden Fall einen Grund für mich geben, um eines Tages wieder in den Libanon zu kommen. Ich habe wahnsinnig nette Menschen getroffen und auch wirklich gute Freundschaften geschlossen. Schon auf meinem Hinflug habe ich einen Medizinstudenten getroffen, mit dem ich gleich Nummern ausgetauscht habe. Im Laufe meines Aufenthalts hat er mir viel von der Stadt gezeigt und zusammen haben wir auch Wochenendtrips über das ganze Land gemacht, was bei den kurzen Distanzen überall hin auch wirklich richtig gut geht. Unter der Woche habe ich meistens nachmittags noch etwas mit meinen Kolleginnen aus der Arbeit gemacht oder mit meiner Mitbewohnerin. Untergekommen bin ich in einer 3er WG nahe an meiner Arbeitsstelle. Am Anfang habe ich noch in einem Haus voller Syrer gewohnt, die mich auch wirklich sehr freundlich willkommen geheißen haben, um von dort aus eine geeignete Unterkunft zu suchen. Dies hat auch wirklich gut geklappt. Es gab zwar nicht immer warmes Wasser und die Stromversorgung war wie fast überall in Beirut nicht die beste. Es gab aber einen wunderbaren Balkon, von dem man am Abend mit einer Tasse Tee die südlichen Dörfer auf den Bergen hinter Beirut beobachten konnte. Von meinen Erfahrungen her würde ich den Libanon als weitgehend sicher bezeichnen. Ich bin nie in eine Situation gekommen, in der ich mir ernsthaft Sorgen machen musste. Es ist anfangs vor allem eher anstrengend. Der Verkehr ist wahnsinnig überfüllt und laut. So ist es - bis man sich einigermaßen auskennt - immer wieder ein Kraftakt, sich mit Taxen von Stadtteil zu Stadtteil vorzuarbeiten, bis man seinen Zielort erreicht. Trotzdem würde ich nicht blindlinks alleine durch die Gegend reisen. Wie eigentlich überall auf der Welt ist es sinnvoll mit Freunden zusammen zu reisen, oder sich einer Gruppe anzuschließen. Das lohnt sich dann aber auch wirklich, denn vor allem die Berge und Täler im Libanon sind ein wahnsinnig faszinierender Anblick. Genauso wie all die historischen Städte, die teilweise zu den ältesten der Welt zählen. Zusammengefasst würde ich das Praktikum allen empfehlen die allgemein Lust haben sich mit einer komplizierten politischen Lage und all der kulturellen Vielfalt im Land auseinandersetzen zu wollen. Gesprächen über Armut im Land, Differenzen zwischen verschiedenen Gruppen und über die nach wie vor große Spannung mit Israel kann man kaum aus dem Weg gehen. Man sollte vor allem in Beirut nichts gegen ein massives Großstadtgefühl haben und die Möglichkeit zu schätzen wissen ein wahnsinniges Bergpanorama vor sich zu haben. Zudem - wie schon erwähnt - kommt man zwar mit Englisch wirklich gut aus, ich persönlich bereue aber, dass ich nicht mehr Arabisch gelernt habe. Ich bin 14km sehr dankbar für die Vermittlung zu himaya. Es war eine wunderbare Zeit und ich hoffe, dass in Zukunft mehr Menschen die Möglichkeit bekommen Erfahrungen in diesem faszinierenden Land zu sammeln. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Netzwerkbildung und -pflege für EntwicklungsZUSAMMENarbeit in Marokko
Abschlussbericht von Lisa bei der High Atlas Foundation
Ich habe nach meinem Studium der Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft ein Praktikum machen wollen, dass mir praktische Einblicke in die verschiedenen Aspekte meines Studiums ermöglicht. Marokko war mit seinem politischen und wirtschaftlichen System ein besonderer Anreiz, da es von den mir bisher bekannten Systemen abweicht. Die High Atlas Foundation hat als NGO die Mission nachhaltige Entwicklung durch den Aufbau von Self-Empowerment in den ländlichen Regionen Marokkos zu fördern. Diese Mission wird unter anderem durch die Optimierung der Infrastruktur für Bildung und die Förderung des Aufbaus von wirtschaftlichen Kooperationen, speziell in der Landwirtschaft, umgesetzt. Durch mein Praktikum habe ich Einblicke in den täglichen Prozess von Entwicklungszusammenarbeit bekommen. Ein Grundpfeiler der Entwicklungszusammenarbeit liegt dabei in dem Bereich der Zusammenarbeit. Für die Mitarbeiter der Organisation sind Netzwerkbildung und die Pflege der bestehenden Netzwerke von zentraler Bedeutung in ihrer täglichen Arbeit. Dafür wurden Treffen für Austausch und Planung, Veranstaltungen mit Öffentlichkeitswirkung in den Regionen, mit Politikern und Verantwortlichen der Schulen, sowie auch mit Unterstützern organisiert. Meine Aufgabe im Social Media Praktikum bestand darin, durch die Verwendung der Social-Media-Kanäle die beiden Bereiche der Netzwerkpflege und Netzwerkknüpfung zu unterstützen. Das erforderte von mir selbständiges Arbeiten und zudem die Initiative für ständige Kommunikation und Koordination. Gerade bei den letzten beiden Punkten wurde für mich deutlich, dass es in der High Atlas Foundation einen mir (teilweise) fremden Stil der Koordination und Kommunikation gibt. Das äußerte sich dann darin, dass die Koordination nicht ganz so strukturiert funktioniert hat, wie ich es gewohnt war. Auch die Kommunikation war aufgrund sprachlicher und kultureller Unterschiede an bestimmten Punkten eine Herausforderung für mich und hat mich sicherlich bereichert. Bereichert in dem Sinne, dass ich gestärkt wurde in der Fähigkeit, mich in einem neuen Arbeitsumfeld auf andere Bedingungen einzustellen und zu lernen, wie ich diese beeinflussen kann. So war für mich ein Unterschied zwischen der Zusammenarbeit im Team zu Beginn und der Zusammenarbeit zum Ende meiner Tätigkeit feststellbar. Das Team der High Atlas Foundation war zu jeder Zeit sehr freundlich und auch, wenn ich mir öfter gewünscht habe den marokkanischen Dialekt des Arabischen zu verstehen, gab es auf English und Französisch Wege, sich zu verständigen. Der besondere kulturelle und politische Hintergrund Marokkos zeigte sich in meinem Praktikum meiner Meinung nach zum Beispiel in der besonderen Gewichtung, eine sensible Berichterstattung zu gewährleisten und in der besonderen Rolle, welche die Beteiligung ausländischer Partner in Marokko spielt, damit die Projekte der NGO wirklich umgesetzt werden konnten. Als Frau in Marokko zu leben ist nicht immer leicht gewesen und als ausländische Frau war ich besonders häufig das Ziel von Belästigungen. Ich hoffe für Marokko und insbesondere für Frauen in Marokko, dass sich in der Hinsicht etwas ändert. Grundsätzlich begegnete man mir aber mit Respekt und großer Gastfreundschaft. Rückblickend bin ich der High Atlas Foundation und dem 14km Verein für die Ermöglichung dieser Zeit sehr dankbar. Ich kann das Praktikum insbesondere Menschen deren Interessen im Social Media und Journalismus Bereich liegen und/oder mit einem Bildungshintergrund in Agrarwissenschaften empfehlen. Vorteilhaft sind Sprachkenntnisse in Französisch und Arabisch bzw. Darija, und Englisch. Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Ein halber Marokkaner
Abschlussbericht von Felix bei Social Voluntary Services in Marokko
Nun also ist es vorbei. Leider! Hinter mir liegen vier interessante und äußerst abwechslungsreiche marokkanische Monate. Nun also ist es Zeit zu resümieren, auch wenn es schwer fällt, alles Erlebte aus vier Monaten zusammenzufassen. Mindestens genauso schwer fällt es, alles hinter sich zu lassen. Vier Monate sind keine kurze Zeit. Mit am meisten fehlen wird mir meine Gastfamilie. Hier war ich für vier Monate zu Hause und immer wenn ich von Ausflügen zurück kam, konnte ich mich auch genau so dort fühlen. Und das, obwohl verglichen mit meinem bisherigem zu Hause, eigentlich alles anders war. Dafür wurde ich hier mit einer Gastfreundschaft aufgenommen, die ich so noch nie erlebt hatte. Ziemlich schnell war ich nichts anderes als ein besonderes Familienmitglied, welches auch genau so von allen behandelt wurde. Traditionelles marokkanisches Gewand: Die Djellaba Einen nicht viel kleineren Teil meiner Zeit in Marokko füllte die Arbeit in der "Ecole Essalah", einer kleinen privaten Vor- und Grundschule nur zwei Straßen von meinem zu Hause entfernt. Zu meinem Abschied wurde extra eine kleine Party veranstaltet mit allen Kolleginnen und Kollegen, frisch gepresstem Fruchtsaft und für mich gab es extra schokoladenfreien Kuchen. Sogar ein Abschlussgeschenk gab es: Ich bekam das traditionelle marokkanische Gewand, die Djellaba mit passenden Schuhen! Spätestens jetzt war ich ein richtiger halber Marokkaner. Vor allem die Kinder meiner Klasse schauten nicht schlecht, als sie mich in der traditionellen Kleidung ihrer Eltern sahen. Es war der letzte Tag vor den Winterferien und wir hatten fast das gesamte vergangene Halbjahr miteinander verbracht. Die letzten zwei Monate hatten wir uns dabei mit einem besonderen Projekt beschäftigt: Zusammen studierten wir einen "deutschen" Volkstanz ein. Hunderte Male probten wir zusammen die Choreografie, bis sie am Ende fast perfekt klappte. Von der Direktorin bekamen wir dafür sogar die Möglichkeit, bei einer Schneiderin Kleider für alle Kinder in Auftrag zu geben. Die Aufführung an meinem vorletzten Arbeitstag wurde ein voller Erfolg und die ganze Schule guckte zu. Die Kinder hatten viel Spaß beim Tanzen - nur zum Abschluss beim gefühlt hundertsten Gruppenfoto für Eltern und Lehrer (und mich) verloren einige die Geduld ;) Abschließend kann ich wohl sagen, dass ich die vergangenen vier Monate kein bisschen bereue. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie in so kurzer Zeit so viel gelernt und erlebt habe, so viele neue Freunde getroffen habe und so viele verschiede Plätze und Menschen gesehen habe. Wenn ich könnte, würde ich die vier Monate nochmal wiederholen. Wiederkommen werde ich aber auf jeden Fall nach Marokko! :) Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.