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„White Saviours“ in Aktion? Ein kritischer Blick auf internationale Freiwilligendienste aus drei Perspektiven
Am dritten de:kolonial Film-und Diskussionsabend am 11. September warfen wir einen (auch selbst-)kritischen Blick auf internationale Freiwilligendienste und setzten uns mit dem Phänomen des "White Saviourism" auseinander. Zum Einstieg zeigten wir die Dokumentation "H.O.P.E. was here" von Mark Denega. Der Film begleitet junge Studierende eines Bostoner Colleges, die an einem einwöchigen Freiwilligenprogramm ihrer Hochschule in Peru teilnehmen und dort in einer Schule und einer Organisation, die Kinder mit Behinderungen betreut, eingesetzt werden. Damit wird ein sicherlich extremes Beispiel eines Freiwilligeneinsatzes gezeigt, denn die kurze Zeit des Aufenthalts steigert die Absurdität des Unterfangens erheblich. Dennoch werden viele problematische Aspekte augenscheinlich, die für Freiwilligendienste insgesamt relevant sind und in der Folge diskutiert wurden. Drei Speakerinnnen brachten im Anschluss an das Filmscreening ihre Perspektiven auf die Problematik ein. Camila Ardila Oviedo konnte als Teilnehmerin eines Forschungsprojekts des ASA Programms in Brasilien über ihre dortigen Erfahrungen als Freiwillige erzählen. Caroline Bunge, Vorstandsmitglied von 14,4 km e.V., berichtete über ihre Erfahrungen in der Vermittlungsarbeit für den Verein, über den Freiwilligendienste in die MENA-Region vermittelt werden. Khaoula Behi hingegen teilte mit uns ihre Erfahrungen mit westlichen Praktika und Freiwilligendienstlern, die in Ihrem oder anderen Unternehmen in Tunesien eingesetzt wurden. v.l.n.r.: Caroline Bunge, Khaoula Behi, Moderatorin Maissa Lihedheb, Camila Ardila Oviedo Als eines der Hauptthemen des Abends wurde diskutiert, ob einseitige Freiwilligendienste eine Art White Savior Komplex oder gar weiße Überlegenheit manifestierten. Hierbei waren sich alle auf dem Podium darüber einig, dass durch den einseitigen Austausch letztlich nur privilegierte junge Menschen aus der westlichen Welt einen Einblick in die Lebenswelt anderer Länder bekommen, während der Nutzen für die empfangenden Organisationen und lokalen Gemeinden marginal ist. Es wurde somit die Frage aufgeworfen, wer die eigentlichen Gewinner*innen eines kurzen oder auch langen Aufenthalts als Freiwillige*r in der MENA- Region sind. Caroline beantwortete die Frage, ob sie das Freiwilligenprogramm von 14,4km selbst kritisch sehe damit, dass auch sie den einseitigen Austausch als problematisch empfinde. Versuche des Vereins, Leuten aus der MENA-Region ein Praktikum in Deutschland zu ermöglichen, seien bisher jedoch aufgrund der Visa-Bestimmungen oder aus finanziellen Gründen gescheitert. Wichtig im aktuellen Verfahren sei die Abstimmung mit den Partner-Organisationen und die Grundhaltung, mit der Praktikant*innen in die Region gingen: eben nicht als Retter*innen, die vor Ort Veränderung herbeiführen, sondern als Lernende, die von ihrem Aufenthalt profitieren. Caroline Bunge, Foto: Susanne Kappe Auch aus dem Publikum meldeten sich Stimmen, die aus eigener Erfahrung einen kritischen Blick auf Freiwilligendienste gewonnen hatten. Ein Besucher erzählte von seinem Aufenthalt in Ghana und kritisierte im Nachhinein, dass er und andere bereits mit nur 18 Jahren ohne Ausbildung eine Schulklasse unterrichten sollten. Dass der umgekehrte Fall in Deutschland oder anderswo in Europa keinesfalls möglich wäre, verdeutlicht die Problematik. Es deutet darauf hin, dass weißes Überlegenheitsdenken und ein White Savior Komplex existieren, die es ermöglichen, dass unqualifizierte junge Menschen in Ländern der MENA-Region und anderen Ländern des globalen Südens auf Positionen arbeiten, die ihnen in ihren Herkunftsländern nicht zustehen würden. Somit wird ein Überlegenheit der Weißen suggeriert und ein solches Überlegenheitsdenken legitimiert. Allerdings gab es auch positive Berichte über den Austausch, wie zum Beispiel Khaoula Behi sagte: “Das Schöne an so einem Austausch ist, dass man verschiedene Kulturen kennenlernt.” Sie erzählte auch, dass sie selbst mal die andere Rolle eingenommen hat, als sie für die Arbeit nach Nigeria reiste und dort als Weiße wahrgenommen wurde. “Vor allem war es für mich sehr lehrreich, als mich die Einheimischen nach Rat gefragt haben und zu mir aufschauten wie in etwa ‘Sie ist doch weiß, sie kann uns belehren’. Ich war überwältigt aber auch nicht überrascht, weil White Supremacy einfach so in unsere Welt integriert ist”. Khaoula Behi, Foto: Susanne Kappe Insgesamt zeigte die Diskussion an dem Abend, dass das Thema Freiwilligendienste und das damit zusammenhängende Phänomen des White Saviorism einer stärkeren kritischen öffentlichen Auseinandersetzung bedarf. Denn im Gegensatz zu den Teilnehmenden und Gästen an diesem Abend, die sehr selbstkritisch und reflektiert über die Problematik sprachen, ist die öffentliche Wahrnehmung von Freiwilligendiensten noch immer von einem Bild geprägt, für das selbstloser Einsatz und die Aufklärung vermeintlich rückständiger Kulturen zentral sind. Dazu gehören auch die unzähligen Bilder, die weiße Menschen umringt von strahlenden schwarzen Kindern zeigen und die sowohl in den sozialen als auch klassischen Medien omnipräsent sind. Trotzdem ergab sich aus der Diskussion nicht die Schlussfolgerung, dass Freiwilligendienste gänzlich abzuschaffen seien. Ein positiver Effekt dieser Auslandsaufenthalte ist, dass junge oder auch ältere Menschen aus ihrer bekannten Umgebung herauskommen und einen Teil der Vielfalt der Welt kennenlernen, indem sie sich in ein neues Umfeld und eine fremde Kultur einfinden. Dabei können Empathie und Offenheit geschult und die rein nationale, eurozentristische oder westliche Perspektive auf die Welt und die globalen Herausforderungen durch einen anderen lokalen Blickwinkel ergänzt werden. Diesen positiven Effekt gilt es zu fördern und die Menschen, die sich auf die Reise begeben, entsprechend kritisch vorzubereiten. Im Kern geht es somit vielmehr um eine Lernreise für Menschen aus Deutschland oder dem globalen Norden, die sich vor Ort in der Rolle eines Gastes, Lernenden und Beschenkten befinden, als um einen Freiwilligendienst, in dem der*die Freiwillige sich für die lokalen Gemeinden einsetzt. Dieses Framing erlaubt eine konstruktive kritische Einordnung der Freiwilligendienste und kann eine entsprechende Umsetzung leiten. Der Film- und Diskussionsabend der Reihe 14km de:kolonial wurde gefördert von:
Zwischennotiz aus Tunis
Jennifers Bericht nach den ersten Tagen in Tunesien
Jennifer meldet sich aus Tunesien von ihrem Praktikum beim Arab Institute for Democracy (AID)
„Herzensgute Menschen und wundervolle neue Freunde“
Praktikumsbericht von Pia bei Chantiers Sociaux Maroccain
Zuallererst اﻟﺳﻼم ﻋﻠﯾﻛم (as-salāmu ʿalaikum)! Das ist Arabisch und heißt ,Der Friede sei mit Dir/Euch’ und wird in Marokko zur Begrüßung gesagt :-) Zuerst möchte ich mich kurz vorstellen, bevor ich ein bisschen über meine Zeit als Freiwillige in Marokko erzählen möchte. Ich bin Pia, bin 19 Jahre alt und habe im März diesen Jahres mein Abi gemacht. Mein Wunsch war es schon lange, nach meiner Schulzeit ein soziales Projekt im Ausland zu unterstützen. Ehrlich gesagt habe ich aber erst sehr spät angefangen, mich über verschiedene Möglichkeiten, Zeit im Ausland zu verbringen, zu informieren. Umso glücklicher war ich, als ich auf ,,14-km” gestoßen bin, und die Vermittlung zu der marokkanischen Partnerorganisation ,CSM’ (Chantier Sociaux Maroccain) erfolgreich war! Ich hatte nun die Möglichkeit, mir ein Projekt auszusuchen, in dem ich als Freiwillige für 2 Monate mitarbeiten dürfte. Ich war mir sicher, dass ich gerne Zeit mit Kindern verbringen und einige Erfahrungen in diesem Bereich sammeln möchte und entschied mich daher für ein Praktikum im ,Lalla Meryem Centre’ in Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Das Centre ist ein Kinderheim, wo sich neben Waisen auch um behinderte Kinder jeden Alters gesorgt wird. Nachdem ich abends am 30. April gut in Marokko angekommen bin und herzlich von meiner Gastfamilie empfangen wurde, habe ich den nächsten Tag dazu genutzt, meine neue Heimat ein bisschen zu erkunden; weil es super schwierig ist all die verschiedenen Eindrücke kurz zusammenzufassen, glaube ich, dass ein paar Bilder es am allerbesten schaffen diese ,,andere Welt” auch kurz vorzustellen, worauf ich am Ende noch einmal eingehe. :) Dienstag, der 2. Mai, war für mich dann der Tag, an dem ich nun endlich mein Projekt kennenlernen durfte. Ich war sehr gespannt was mich erwartet und freute mich umso mehr, morgens Hamid, den Leiter von CSM, in der Stadtmitte treffen. Er zeigte mir den Weg zu meinem Projekt und stellte mich dort Zakaria, dem Leiter des Centers vor. Zakaria zeigte mir die verschiedenen Häuser, in denen jeweils unterschiedliche Altersklassen untergebracht sind, die einzelnen Räume und den Garten, sodass ich einen guten ersten Überblick bekommen konnte. Nach unserem Rundgang durfte ich mir nun aussuchen, in welchem Haus ich am liebsten helfen wollte. Alle Erzieherinnen oder besser ,Mamas’ , wie sie von den Kindern genannt werden, denen wir auf unserem ersten Rundgang begegneten, waren super freundlich, doch ich merkte schnell, dass entgegen meinen Vorstellungen so gut wie niemand des festangestellten Personals Englisch sprach. Da ich weder Französisch noch Arabisch verstehen noch sprechen konnte, was hier die geläufigen Sprachen sind, entschied ich mich, mich mit um die jüngsten Kinder zu kümmern, da ich der Meinung war, dass ich auch ohne die gleiche Sprache zu sprechen, mit ihnen sehr gut kommunizieren und jede Menge Spaß haben kann, was sich zu meiner Erleichterung auch ganz schnell bestätigte. Ein glücklicher Zufall war für mich außerdem, Meryem kennenzulernen, eine Referendarin, die halb Marokkanerin, halb Deutsche ist, und genau wie ich auch in diesem Haus mitarbeitete und mir einiges erklären konnte, da sie einerseits schon zwei Monate in dem Projekt verbracht hat und somit die Arbeit und die Kinder schon sehr gut kennengelernt hatte und andererseits schon erfolgreich ihre Ausbildung zur Erzieherin in Deutschland absolviert hat. In den folgenden Tagen habe auch ich einen sehr guten Einblick in den Alltag in ,Lalla Meryem’ bekommen. Dieser ist grundsätzlich immer ähnlich, aber dennoch bringt jeder Tag neue Aufgaben, Eindrücke und Erfahrungen mit sich, wie sich bald zeigte. Ich denke es ist ganz interessant, wenn ich nun einfach mal ein bisschen aus dem Alltag erzähle, den ich miterlebt habe, damit auch ihr einen guten Eindruck von diesem Projekt bekommen könnt :) Von Zakaria hatte ich erfahren, dass ich von Montag bis Freitag, jeweils von 9:00 bis 14:00 Uhr dort sein sollte. Also startete mein Tag um 9:00 Uhr: As ich die Tür des Centres öffne, begrüßt mich der Pförtner freundlich: ,Bonjour Mademoiselle!’ Auch ich grüße ihn freundlich und lasse mir von meinen nicht vorhandenen Französischkenntnissen nichts anmerken. Mittlerweile kenne ich mich gut aus und mache mich auf den Weg zu ,meinen Kindern’, doch oft werde ich schon auf dem Weg dorthin von einigen Kindern, die auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten sind, freudig begrüßt. Manchmal bekomme ich auch direkt ein paar Kinder von einer ,Mama’ in die Hand gedrückt und bringe sie dann zum Kindergarten, der sich ebenfalls auf dem Gelände des Centers befindet. Wenn ich sie dort abgegeben habe, gehe ich in das Haus, wo die Babys und die jüngsten Kinder wohnen, d.h. von Neugeborenen bis 7-Jährigen ist jede Altersklasse vertreten. Hier verbringe ich die meiste Zeit. Wir, damit meine ich um die 10 Mamas, Meryem und mich, beaufsichtigen eine Gruppe von ca 12-15 Kindern. Der Rest der insgesamt 27 Kinder, die in diesem Haus wohnen, die ,Großen’, verbringen den ganzen Vormittag in der Schule und ich sehe sie nur, wenn sie frei haben oder wenn sie krank sind und deswegen nicht in die Schule gehen können. So variiert die Zahl der Kinder unserer Gruppe immer etwas. Was ich noch nicht erzählt habe ist, dass ungefähr die Hälfte der Kinder, um die wir uns kümmern, von Autismus oder Trisomie 21 betroffen ist, denn hier in ,Lalla Meryem‘ sind sowohl Kinder mit als auch ohne Behinderung zuhause und leben zusammen. Am Anfang war ich erstaunt, dass verhältnismäßig viele Mamas für nur so eine kleine Gruppe Kinder zuständig ist. Doch schon nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass sich eine erwachsene Person oft sehr viel Zeit für ein einzelnes Kind nehmen muss, da viele der Kinder verhaltensauffällig sind oder natürlich andere aufgrund ihrer Behinderung auf umso mehr Unterstützung, Aufmerksamkeit und Fürsorge angewiesen sind. Ich komme schließlich in der richtigen Etage an; Die letzten Kinder werden gerade aus dem Bett geholt, die allermeisten sind aber schon putzmunter und warten mehr oder etwas weniger geduldig auf ihr Frühstück. Es gibt hier keine festen Essenszeiten, weshalb einigen kleinen Hungrigen die Zeit bis tatsächlich das Frühstück, das genau wie die anderen Mahlzeiten unten in der hauseigenen Küche zubereitet wird, gebracht wird, an manchen Tagen eindeutig zu lange dauert. Doch dafür sind wir ja da :) , denn wir, d.h. alle Freiwilligen, sind hauptsächlich für die Gestaltung der freien Zeit zwischen den Mahlzeiten verantwortlich. Die Anzahl der Freiwilligen variiert, gerade im Sommer sind sehr viele aus ganz unterschiedlichen Ländern im Centre engagiert, einige aber nur für ein paar Tage, andere wenige auch für längere Zeit; alle, die ich dort kennengelernt habe waren super nett und so habe ich neben Marokko auch noch sehr viel über andere Länder und deren Kulturen erfahren, weil man doch viel Zeit zusammen verbringt; z.B. habe ich in meinen 2 Monaten Praktikanten aus China, Großbritannien und Amerika kennengelernt. Allerdings werden alle in unterschiedlichen Häusern eingesetzt, aber sobald man draußen ist, trifft man dort alle :) Denn nach dem Frühstück machen wir uns bei schönem Wetter immer auf den Weg in den Garten, wo es im hinteren Bereich ein Klettergerüst und viel Platz zum Spielen gibt. Hier kommen alle Kinder aus allen Häusern zusammen: sobald ich mich mitten in dem Tohuwabohu, dem Lachen und dem Durcheinander unzähliger Kinderstimmen befinde, muss ich einfach lächeln und weiß genau, dass ich mich für genau das richtige Projekt entschieden habe! Trotzdem ist es nicht immer einfach, seine Augen überall zu haben, denn während die ganz Kleinen auf einer Decke im Schatten liegen und von ein paar Mamas beaufsichtigt werden, streiten sich einige ältere um den Platz auf unseren Armen, und wieder andere, die nicht gerade in ein Fußballtunier oder ähnliches involviert sind, starten auf eigene Faust eine Erkundungstour, um sich ein anderes Haus mal aus der Nähe anzuschauen. Doch oft bekommen wir viel Unterstützung, denn auf die Jüngeren aufzupassen ist für die älteren Kinder eine große Freude und super spannend; es wirkt wie eine große Familie in der jeder Verantwortung für die anderen trägt. So ist man selten allein, wenn es man auf viele Kinder aufpassen soll. Auffällig ist auch, dass das Gemeinschaftsgefühl, die Mitmenschlichkeit und die Hilfsbereitschaft, generell sehr stark, wie ich finde, in der marokkanischen Gesellschaft verankert sind. Das ist auch hier in ,Lalla Meryem‘ nicht zu übersehen und gibt mir persönlich immer ein Gefühl von Herzlichkeit und Willkommensein. Das ist auch in der Öffentlichkeit zu beobachten, denn egal wo jemand Hilfe benötigen könnte, sind sofort mehrere zur Stelle um ihre Hilfe anzubieten. An einigen wenigen Tagen, wenn das Wetter nicht so schön ist, verbringen wir den Vormittag auch drinnen, im Spielraum. Der ist nicht so groß und manchmal etwas überfüllt, was zwischen den Kindern des Öfteren dazu führt, dass das Spielzeug, was der andere gerade hat, doch viel interessanter scheint als das eigene, was in manchen Momenten auch echt starke Nerven erfordert. Das ist einerseits sicher normal, anderseits vielleicht auch dadurch verstärkt, dass dem einzelnen Kind in dem Centre nichts gehört: damit beziehe ich mich nicht nur auf Spielsachen, sondern auch auf Kleidung oder ein eigenes Bett, alles wird geteilt und getauscht. Zum Glück überwiegen in Marokko aber eindeutig sonnige, wunderschöne Tage, sodass es keinen Grund gibt, die Zeit nicht draußen zu verbringen. Außerdem haben Meryem und ich an ein paar Tagen besondere Aktivitäten geplant, um den Alltag für die Kinder ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten. Dazu gehörten beispielsweise Bodypainting, Farben- und Tiernamen lernen, Basteln, ein Basketballtunier und einiges mehr. Nachdem wir so den Vormittag auf verschiedenste Weisen verbracht haben, gibt es ca. um halb 2/2 Mittagessen, das auch schon sehnlichst erwartet wird. Hier helfen wir wie beim Frühstück wieder das Essen zu verteilen und die Kleinen zu füttern. Manchmal (natürlich nicht in der Zeit des Ramadan) werden wir auch von den Mamas, nachdem wir die Kinder zum Mittagsschlaf ins Bett gebracht haben (damit endet mein Tag im Projekt normalerweise), eingeladen dort mit ihnen zusammen zu Mittag zu essen. Sie essen das gleiche Gericht wie die Kinder- meistens sehr traditionell und immer besonders lecker! Dort habe ich zum Beispiel zum ersten Mal miterlebt, wie man Couscous ,,richtig” isst: generell ist es in Marokko üblich, dass alle, die gemeinsam am Tisch sitzen, auch von der gleichen Platte essen. Das Gericht wird so serviert, dass es schon sehr beeindruckend aussieht und schmeckt dann auch mindestens genauso gut! Couscous gibt es traditionell in Marokko immer freitags und wird in einer riesigen Schale serviert; ganz wichtig ist, dass man zum Essen niemals seine linke Hand benutzt, da sie als unrein gilt, sondern nur die Rechte (woran ich mich erstmal gewöhnen musste, da ja zuhause normalerweise Besteck benutzt wird; außer Löffeln gibt es das hier jedoch wenn nur in Restaurants). Mit der rechten Hand nimmt man sich dann von der Platte und versucht, aus dem Couscous eine Kugel zu formen, um den Transport des Couscous zum Mund zu vereinfachen. Doch das ist wirklich nicht einfach und erfordert auf jeden Fall Übung :D ! Bei den marokkanischen Frauen sieht dieser ganze Vorgang doch wahnsinnig leicht aus, doch das ist es definitiv nicht. So hatten sie auch ihren Spaß daran, mich bei meinem ersten marokkanischen Couscous-essen zu beobachten (sie haben sich aber sehr viel Mühe gegeben und waren sehr geduldig, es mir beizubringen und mit der Zeit hat es dann auch tatsächlich funktioniert :)). Richtig ästhetisch sieht hier beim Essen zum Glück niemand aus, was es für mich auf jeden Fall auch um einiges leichter gemacht hat, mich daran zu gewöhnen- der Tisch sieht nach einer Mahlzeit aus wie ein Schlachtfeld und den Händen ist absolut anzusehen, wie gut es geschmeckt hat, aber das ist hier ganz normal! :) Um euch nun ein bisschen an meinen vielen Eindrücken aus Marokko teilhaben zu lassen, habe ich hier nun noch ein paar Bilder angefügt, die nicht außerhalb des Projektes entstanden sind. Und für alle, die noch unentschlossen sind: die Vielseitigkeit Marokkos zu erleben lohnt sich so sehr! Zuerst ein paar Eindrücke aus Rabat: Das ist die Hauptstraße in Rabat, die ich täglich auf dem Weg zu meinem Projekt überquert habe. Strand von Rabat (oberes) und die Ruinen Chellah (unteres Foto). Und die alte Stadtmauer von außen: Die Medina verbirgt sich hinter der alten Stadtmauer und ist der alte Teil einer jeden Stadt. Egal, was du gerade suchst, du kannst es sicherlich in einem der unzähligen kleinen Shops finden (hauptsächlich werden aber Kleidung und Nahrungsmittel angeboten). Tausende Gerüche von Gewürzen und frisch zubereiteten Speisen, die Stimmen von sehr verkaufsfreudigen Händlern, traditionelle Musik und die vielen Menschen schaffen eine einzigartige Atmosphäre, für mich einer der schönsten Orte :) Die Medina von Fes ist besonders bekannt durch das große Viertel, in dem Leder gegerbt und gefärbt wird. Gerade während des Ramadan (der Fastenmonat im islamischen Kalender; von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ist das Essen und Trinken für Muslime verboten, was für ein komplett anderes Leben in dieser Zeit sorgt- die Nacht wird zum Tag gemacht! ), tummeln sich hier gegen Nachmittag Menschenmassen, um genügend Speisen für ,,Iftar” (das Frühstück, die erste Mahlzeit nach Sonnenuntergang, gegen 19:30 Uhr) zu besorgen. Oft habe ich Iftar am Strand verbracht, was wirklich eine einzigartige Erfahrung und unbeschreiblich schön ist! Oder wir haben im Sprachencentre nach dem Arabischkurs, der mir einen tollen ersten Einblick in die arabische, sehr komplizierte Sprache gegeben hat, und anschließendem gemeinsamen Kochen (übrigens: ich bin die 2. von links auf dem unteren Bild) viele sehr lustige, lange Abende verbracht. Die Wochenenden, an denen ich ja nicht im Projekt eingebunden war, habe ich meistens zum Reisen zusammen mit Freunden genutzt, um so möglichst viel von Marokko zu sehen, denn es gibt wirklich so viele unterschiedliche und absolut sehenswerte Orte! Hier ging es zum Beispiel nach Chefchauen, die auch als ,blaue Stadt’ bekannt ist, ... ...und den nahegelegenen Wasserfällen Akchour: Zuallerletzt möchte ich euch nun noch die Hassan-II-Moschee in Casablanca zeigen, da sie einerseits die größte Moschee Afrikas ist und anderseits der Islam in Marokko einfach allgegenwärtig und der wichtigste Teil des Lebens der Menschen darstellt. Ich hoffe ich habe so ein bisschen dazu beitragen können, dass ihr euch Marokko etwas besser vorstellen könnt. Nun, wo ich auf diese 2 Monate zurückblicke, kann ich definitiv sagen, dass ich eine Menge über die Arbeit und den Umgang mit Kindern dazugelernt habe und ich mich immer wieder für genau diese Zeit entscheiden würde! Ich habe eine so fremde und gleichzeitig wahnsinnig interessante, traditionsreiche Kultur kennengelernt, herzensgute Menschen und wundervolle neue Freunde gefunden, die mich diese Zeit wohl nie vergessen lassen werden! Ich kann so eine gute Erfahrung nur weiterempfehlen! Eure Pia *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Um einen Unterschied zu machen
Praktikumsbericht von Esmeralda bei Acting for Change in Jordanien
Ich habe im Juli und August 2017 mein Pflichtpraktikum bei Acting for Change in Jordanien absolviert. Acting for Change ist eine sehr kleine NGO die im Flüchtlingsdorf Zaatari in der Nähe der syrischen Grenze arbeitet. Besonders fokussiert ist sie auf die Bildung von Kindern und community development. Ich habe nach einem Praktikum gesucht um Erfahrung in der administrativen Arbeit einer NGO zu bekommen. Deswegen habe ich viel Büroarbeit gemacht. Also viele legale Dokumente, Projektbeschreibungen, Blogposts und E-Mails geschrieben. Da ich bereits Social Media Erfahrung habe, habe ich auch den Facebook und den Instagram Account betreut. Außerdem habe ich meine eigene Fundraising Kampagne gestartet um Geld für Eid- Geschenke für die Kinder zu sammeln. Da meine Arbeit ziemlich online fokussiert war und Acting for Change kein richtiges Büro hat, habe ich die meisten Tage von Cafes aus gearbeitet. Gründer Kotaiba war aber immer bei Fragen erreichbar und ich war jederzeit willkommen auch bei ihm Wohnzimmer zu arbeiten. Für mich war das super, weil ich meine Arbeit flexibel einteilen konnte. Eine typische Woche bestand darin, dass ich 3-4 Tage zuhause gearbeitet habe, 1-2 Tage bei Kotaiba war um neue Projekte oder Aufgaben zu besprechen und wir 1- 2 mal nach Zaatari zu Workshops oder Projekten gefahren sind. Mir hat sehr gut gefallen wie viel Vertrauen und Verantwortung ich gleich am Anfang bekommen habe. Der Gründer und ein anderer Mitarbeiter haben sich am ersten Tag viel Zeit genommen mich gründlich einzuarbeiten und alle Fragen zu beantworten. Auch hat es mich sehr motiviert zu sehen, wie schnell meine Arbeit genutzt wird. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich etwas ohne Mehrwert mache. Meine Posts konnte ich direkt veröffentlichen und andere Dokumente wurden schnell abgesegnet und verschickt, benutzt oder veröffentlicht Auch habe ich die Freiheiten, die mir gelassen wurden, sehr geschätzt. Natürlich sind mir auch mal Fehler in E-Mails oder Social media posts unterlaufen. Aber Kotaiba war immer sehr verständnisvoll und dankbar für meine Arbeit. Das Arbeitsklima war sehr gut, und alle Mitarbeitenden waren mit Herz bei ihrer Sache. Wir haben auch unabhängig von der Arbeit etwas unternommen und sogar eine Geburtstagsparty für Kotaiba organisiert. Die Organisation ist von internationalen Freiwlligen abhängig. Die meisten anderen Freiwilligen die dort gearbeitet haben, waren dort, um eigene Projekte zu verwirklichen. Es gab während der Zeit, in der ich dort war, zum Beispiel einen Fotographieworkshop und das Young Journalists Projekt. Wer also gern direkt mit syrischen Flüchtlingskindern arbeiten will und eine eigene Projektidee hat, dem kann ich Acting for Change wärmstens empfehlen. Und wer Lust auf administrative oder Marketing-Arbeit hat, sollte eigenständig arbeiten können und ebenso eigene Ideen mitbringen. Kotaiba ist bei Projekten sehr offen und jede Hilfe ist willkommen. Da die NGO aber wirklich sehr klein ist, und sich fast alle Mitarbeiter noch im Studium befinden, sollte man beachten, dass die Arbeit eher nach dem „Trial-and- error“ Prinzip funktioniert. Konkrete Anleitungen für etwas habe ich eigentlich nie bekommen. Wer also von Experten lernen will, ist wohl bei einer internationalen NGO besser aufgehoben. Alles in allem, habe ich viel bei Acting for Change gelernt, tolle Freunde getroffen und in Jordanien eine großartige Zeit verbracht. Es ist beeindruckend wie viel Acting for Change trotz geringer Mittel auf die Beine stellt. Arbeit und Finanzen werden extrem effektiv genutzt. Wer während seines Praktikums wirklich einen Unterschied machen will und sich für lokale Basisarbeit begeistern kann ist bei Acting for Change gut aufgehoben. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.
Einblick in die Arbeit für Menschenrechte in Ägypten
Praktikumsbericht von Achim bei Maat in Kairo
Im Zuge meines M.A. Politik und Wirtschaft des Nahen und Mittleren Ostens an der Philipps-Universität Marburg habe ich im März und April 2017 ein achtwöchiges Praktikum bei Maat for Peace, Development and Human Rights in Kairo absolviert. Praktikum bei MAAT MAAT ist eine ägyptische NGO mit ca.15 Mitarbeitern, welche hauptsächlich in den Feldern sozialer Frieden, Entwicklung, Demokratie und Good Governance arbeitet. Zurzeit arbeitet MAAT nur an einem Projekt namens „The Universal Periodic Review as a Tool to Enhance Public Policy“, welches seit Januar 2016 läuft und Ende dieses Jahres ausläuft. Das Projekt wird mit EU-Mitteln finanziert. Das Universal Periodic Review ist ein staatengetriebener Prozess unter Aufsicht des UN-Menschenrechtsrates, welcher die die Menschenrechtslage in allen UN-Mitgliedsstaaten überwacht und ihre Kapazitäten verbessert, um effektiver gegen Menschenrechtsverletzungen vorzugehen. Die überprüften Staaten haben außerdem die Gelegenheit, darzustellen, was sie getan haben, um die Menschenrechtslage zu verbessern und ihren Verpflichtungen aus internationalen Abkommen nachzukommen. Am Ende des Prozesses, an dem auch NGOs mitarbeiten können, steht ein Bericht, welcher alle Fragen, Kommentare und Vorschläge anderer Staaten an den überprüften Staat und die Antworten des überprüften Staates zusammenfasst. MAATs Projekt zum UPR für Ägypten umfasst folgende Aktivitäten: Ausbau von Kapazitäten 60 lokaler NGOs, so dass diese Ägyptens Verpflichtungen im Rahmen des UPR überwachen können, Gründung der „Egyptian Stakeholders Coalition for the UPR” aus 25 NGOs, Bereitstellung technischer Unterstützung für die Koalitionsmitglieder zur Überwachung lokaler Regierungsaktivitäten und zur Verfassung von Evaluierungen, Ausbau von Kapazitäten von Journalisten und Aktivisten in Sachen Menschenrechte und UPR, Entwicklung einer App über Ägyptens Verpflichtungen im UPR-Prozess und deren Entwicklung, Organisation der legalen und politischen Arbeit bezogen auf die UPR-Verpflichtungen durch die „Public Policy Analysis and Human Rights Unit“, einem unabhängigen Think-tank, welcher u.a. Gesetzesentwürfe ausarbeitet, mehrere Diskussionsrunden mit Experten zu den Gesetzesentwürfen und Lobbyarbeit für die Einhaltung der UPR-Empfehlungen im Parlament bzw. bei Veranstaltungen mit Parlamentariern. Während meines Praktikums habe ich viele verschiedene Recherchetätigkeiten ausgeführt und dabei meistens für mich alleine gearbeitet. Das lag hauptsächlich daran, dass Praktikanten bei MAAT meistens für englischsprachige Arbeiten eingesetzt werden, aber nur zwei Angestellte gut Englisch sprechen. Eine davon ist Fatma, von der ich jeweils meine Aufgaben zugeteilt bekommen habe. Zwei Aufgaben haben mich über meine ganzen acht Wochen bei MAAT begleitet: Jeden Tag habe ich einen Überblick über die internationale und englische ägyptische Medienlandschaft erstellt, wobei ich mich thematisch auf Nachrichten zu Menschenrechten und verwandten Themen konzentriert habe, Themen auf die MAAT sich fokussiert. Außerdem war es die ganze Zeit meine Aufgabe, nach neuen Geldgebern bzw. ausgeschriebenen Projekten Ausschau zu halten, mit bzw. an welchen MAAT ab Januar 2018 arbeiten könnte und habe im Zuge dessen eine Liste von internationalen Organisationen und Fonds erstellt, welche Entwicklungs- und Menschenrechtsprojekte in Ägypten (bzw. im Nahen und Mittleren Osten generell) finanzieren. Außerdem habe ich bei der Vor- und Nachbereitung des Besuchs der MAAT-Delegation bei der 34. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf in März und dafür u.a. eine Liste möglicher Gesprächs- und Kooperationspartner mit Büro in Genf erstellt, Statements anderer NGOs im Zuge der Sitzung des Menschenrechtsrates mit Bezug Ägypten zusammengefasst sowie die Vorschläge anderer Staaten im Zuge des UPR und Ägyptens Antworten darauf ausgewertet und in einer Tabelle zusammengefasst. Zusätzlich habe ich einige weitere Rechercheaufträge ausgeführt wie die Erstellung einer Liste von offiziellen Statements zur Lage in Ägypten von verschiedenen nordamerikanischen, europäischen und mittelöstlichen Staaten seit 2013, einer Liste von Kontaktdaten ausländischer Botschaften in Kairo sowie eines Dossiers zur Funktionsweise und zu Aussagen und Statements über Ägypten von UN-Sicherheitsrat und UN-Hochkommissariat für Menschenrechte und ihrer Untergremien und zu Informationen zur Verabschiedung eines Gesetzes zur Ratifizierung eines Sicherheitsabkommens zwischen Ägypten und Deutschland und die Haltung der wichtigsten deutschen Parteien dazu. Am 29. März habe ich außerdem an einer Abendveranstaltung mit Bootsfahrt auf dem Nil teilgenommen, welche von MAAT und der Maarij Foundation for Peace and Development für die Mitglieder des „Economic, Social and Cultural Council“ (ECOSOCC) der Afrikanischen Union veranstaltet wurde. Das ECOSOCC ist ein Beratergremium der Afrikanischen Union, dass sich aus NGOs zusammensetzt und dem sich die beiden NGOs gerne anschließen würden. Ich habe mich sehr gut durch meine Praktikumsstelle betreut gefühlt, da meine Betreuerin Fatma im selben Büro saß wie ich und ich jederzeit Fragen stellen konnte, wenn ich bei meiner Arbeit nicht weiterkam. Diese Arbeit habe ich, wie oben schon beschrieben, meistens alleine durchgeführt, dennoch wurde ich von meinen Kollegen sehr herzlich ins Team aufgenommen und hatte in den gemeinsamen Mittagspausen viel Zeit, mich auf Arabisch mit ihnen zu unterhalten. Auf Grund dieser Tatsache werde ich auch versuchen, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Im Großen und Ganzen kann ich die Praktikumsstelle weiterempfehlen, da sie mir einen guten Einblick in die Arbeit einer Menschenrechts-NGO in Ägypten gegeben hat, einem Land, das nicht gerade für seinen vorbildlichen Umgang mit NGOs und Menschenrechtlern bekannt ist. Für Praktikanten, die mehr an praktischer Arbeit und weniger an Büroarbeit interessiert sind, ist MAAT allerdings nicht unbedingt etwas, da Praktikanten dort gebraucht werden, um interne englische Arbeit zu übernehmen und nicht unbedingt in Projekten vor Ort eingesetzt werden. Ich habe allerdings von vornherein mit Büroarbeit gerechnet, da meine potentiellen Aufgaben Teil des Skype-Gesprächs waren und hatte damit kein Problem. Einen kleinen Einblick in die Projektarbeit „auf der Straße“ hätte ich mir zwar schon gewünscht, außer der Abendveranstaltung mit dem AU ECOSOCC gab es während meiner Zeit bei MAAT allerdings nur die Reise zum UN-Menschenrechtsrat in Genf und eine Pressekonferenz als Veranstaltungen. Eine ägyptisch-kanadische Praktikantin war sogar mit in Genf, allerdings auch schon länger bei MAAT und daher mehr in das UPR-Projekt integriert und außerdem wäre mir ein Flug nach Genf auch zu teuer gewesen und am Tag der Pressekonferenz war ich leider nicht in Kairo. Leben in Kairo Im Zuge meines Praktikums war ich zum vierten Mal in meinem Leben in Ägypten, nachdem ich dort von Oktober 2013 bis Juni 2014 studiert habe und das Land danach noch zwei Mal besucht habe, um Freunde wiederzutreffen. Das letzte Mal war ich sogar erst im September 2016 in Kairo, von daher war es diesmal nicht die große Reise ins Unbekannte, sondern fast schon ein Wieder-nach-Hause-kommen. Die Suche nach einem Zimmer erwies sich allerdings wiederum als halbes Abenteuer, da ich gerne schon vor meiner Abreise ein Zimmer sicher haben wollte und nur zwei Monate in Kairo bleiben wollte. Nach unzähligen Absagen wegen der kurzen Mietdauer, habe ich einige Tage vor meinem Flug nach Kairo eine Zusage für ein Zimmer bekommen und hatte echt Glück. Die Wohnung im Stadtteil Dokki, westlich des Nils, war groß und schön und von äußerst netten Mitbewohnern bewohnt. Dadurch, dass ich nur wenige freie Tage vor und nach meinem Praktikum hatte, habe ich kaum Ausflüge oder Reisen unternommen, allerdings habe ich die meisten touristischen Ziele in Ägypten wie Alexandria, verschiedenen Oasen und die vielen Relikte aus der reichen ägyptischen Geschichte auch schon während meines Studienaufenthaltes gesehen. So war ich diesmal touristisch nur vier Tage am Roten Meer in Safaga sowie im Azhar-Park und im Museum für islamische Kunst in Kairo, war ansonsten aber natürlich abends und am Wochenende viel mit Freunden in Restaurants und Bars unterwegs. Im Vergleich zu meinen letzten Aufenthalten in Kairo war die Stimmung im Land angespannter und negativer. Das lag meiner Meinung nach zum einen an den zunehmenden Anschlägen gegen Christen, vor allem aber an der schlechten wirtschaftlichen Lage. Bekam ich im September für einen Euro noch 12 Ägyptische Pfund, so waren es diesmal um die 20 Pfund. Dementsprechend sind die Preise im auf Importe angewiesenen Ägypten natürlich stark gestiegen, während die Löhne stagnieren. Außerdem scheinen die Großprojekte von Präsident al-Sisi und seiner Regierung auch keine wirtschaftliche Hilfe zu bringen und die Leute werden immer unzufriedener mit seiner Bilanz, da auch die versprochene Sicherheit nicht mehr gegeben zu sein scheint. Für mich, der Euros besitzt, war das Leben in Kairo hingegen sogar billiger als noch vor drei Jahren. *** Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.