Praktikum in Ägypten

Tilmann Schneider berichtet über sein Praktikum bei unserer Partnerorganisation Center for Arab West Understanding in Kairo

I had the chance to do a six-week internship with the Center for Arab West Understanding (CAWU). The NGO mainly translates Arab news into English and viceversa. With this huge database they try to summarise all the information concerning relations between the Muslim world and the Western influences. Mainly, they focus on the relation between Muslims and the Christian Copts in Egypt. This database can be used for research and scientific work. However, the NGO does not only do translations. The other part of their work is research. When you apply for an internship at the CAWU, they will discuss with you what topic you want to research and what your specific task will be. My research focus was: ‘How have certain Western news channels reported on Egypt in the time period between summer 2013 and 2014?’ I enjoyed my stay in Cairo a lot, mainly because of the city and its citizens. It was easy for me to get in contact with really nice people. They showed me around and we had a good time together. The internship gave me a normal routine in my daily life. I enjoyed working together with a young team and great people. But I have to say that the period of six weeks was too short. To undertake more complete research takes longer than just six weeks. In my case, I had only five full weeks of work due to the weeklong break during the end of Ramadan. These five weeks were too short to work as constructively as I planned. My Egyptian colleague invited me and another colleague to visit his hometown (2 hours south of Cairo) and join the family for his sister's wedding. That was one of two trips related to my engagement with CAWU. The other trip was even further south to a small Christian community, which celebrated a local festival. I had a good time during both of my trips. It was a great chance to venture out of Cairo, see the rest of Egypt and gain a better understanding of the country as a whole. To sum up my experience, I will definitely go to Egypt again. Maybe as an intern or just for holidays. I recommend anyone who is interested in the Middle East to visit Cairo.


Vierwöchiges Praktikum in der ägyptischen NGO “New Horizon Association for Social Development“ in Kairo

"Ein einmonatiger Aufenthalt in Kairo liegt hinter mir. Nie zuvor bin ich auf dem afrikanischen Kontinent gewesen oder in einem arabisch-sprachigen und muslimischen Land. Mein Praktikum ermöglichte es mir, all dies zu erleben – und das nicht als Touristin, sondern als Einwohnerin Kairos, als Praktikantin in einer lokalen NGO, mit einem Alltag. Ich habe die fremde, gigantische Stadt zu der meinen gemacht, einem Ort mit dem ich nun viel verbinde und auf Erfahrungen zurückblicke, die ich nicht missen möchte. Während ich mir anfangs auf Kairos Straßen auf der Rückbank im Taxi völlig aufgeschmissen vorkam und über keinerlei Orientierung oder Anhaltspunkte verfügte, veränderte sich dies mit der Zeit und bald kannte ich die Wege von Zuhause nach Downtown oder zu meinen Freunden. Ich wusste, wann der Fahrer wo abbiegen musste, wusste, an welchen Ecken es sich besonders staute und konnte auf dem Nachhauseweg das Taxi durch  die schnell gelernten Worte shimel (links), yemin (rechts) und alatul (geradeaus) bis vor meine Haustür lotsen. Ich habe mit zwei jungen Frauen in einer wunderschönen Wohnung im Stadtteil Mohandeseen gelebt. Die beiden behandelten mich wie eine langjährige Freundin und ich erfuhr, was es mit der ägyptischen Gastfreundschaft auf sich hat. Häufig waren Freunde zu Besuch und an einem Abend fand eine große Party auf unserer Dachterrasse statt. Ich genoss es, durch meine Mitbewohnerinnen einen Einblick in eines der vielen Gesichter Ägyptens zu erhalten. Der Weg zur Arbeit dauerte eine ganze Stunde. Ich nahm ein Taxi zum Tahrir-Platz, stieg dort in die Metro und musste dann noch eine kurze Strecke Minibus fahren. Vor der Fahrt mit dem Bus traf ich mich immer mit einigen meiner Kollegen um dieses letzte Stück nicht alleine fahren zu müssen. Denn seit der Revolution überschatten Vorfälle sexueller Belästigung die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, weshalb zu Vorsicht aufgerufen wird.   In der Metro gibt es Abteile, die nur Frauen und Kindern den Zugang erlauben. Ich habe immer diese Wagen genommen. Anfangs war es seltsam für mich, eine der wenigen unverschleierten Frauen im Abteil zu sein. Ich trug immer lange Hosen und Shirts mit Ellbogen-langen Ärmeln und wusste dennoch nicht, welches Bild ich verkörperte. Nach vielen Blickkontakten und Zulächeln, sowie schüchternen Fragen woher ich käme und was ich hier mache, wurde mir klar, dass ich mich nicht unwohl zu fühlen brauchte. Denn auch wenn ich durch mein Äußeres auffiel, so wurde dies positiv aufgenommen und die Menschen gaben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Ein Erlebnis, was diese Tatsache noch besser verdeutlicht, hat in Alexandria stattgefunden. An meinem zweiten Wochenende in Ägypten fuhr ich mit einer Freundin (auch eine deutsche Praktikantin) dorthin. Wir schlenderten die Promenade am Meer entlang und zum ersten Mal betraten wir eine Moschee. Es war Freitag und viele Menschen tummelten sich auf dem Vorplatz, weshalb wir etwas unsicher wurden, wie unsere Anwesenheit aufgenommen werden würde. Wir betraten den Bereich, in dem die Frauen sich aufhalten. Sie saßen zusammen, beteten, unterhielten sich, telefonierten, aßen und tranken. Nach wenigen Minuten waren meine Freundin und ich umringt von Frauen und Kindern, die sich nach unseren Namen, unserer Herkunft und unserem Alter erkundigten und freudestrahlend feststellten, dass wir uns wohl in der Moschee fühlten. Wir erlebten ein großes Interesse gegenüber unserer Person und unglaublich viel Zuneigung, kommuniziert durch Lächeln und Komplimente. Eine alte Frau küsste uns und ohne Worte verstanden wir ihr Willkommen. Auch wurden viele Gruppenfotos gemacht, denn jeder wollte mal mit uns abgelichtet werden. Mir wurden eine Kette und ein Armreif geschenkt und ich konnte kaum glauben, was da gerade vor sich ging. Als wir nach guten zwei Stunden die Moschee verließen, waren wir voller Glücksgefühle und erklärten unser „Moschee-Erlebnis“ zum Höhepunkt unserer Alexandria-Reise. Zurück zum Alltag: Das Büro der NGO „New Horizon Association for Social Development“ ist in “Old Cairo”. Ich arbeitete im Fundraising-Office, dessen Mitarbeiter dafür zuständig sind, nach Ausschreibungen für Fördergeldvergaben zu suchen und Projektanträge zu verfassen. Dies impliziert Brainstorming und Ideenentwicklung für potenzielle Projekte, die dem Leitbild der Organisation entsprechen. Konzepte, die entstanden, während ich dort im Büro arbeitete, drehten sich beispielsweise um Trainings für junge Mütter, deren Kinder Erscheinungen von Mangelernährung zeigen, oder um ein Netzwerktreffen verschiedener ägyptischer Jugendorganisationen, die sich friedlich für den politischen Wandel im  Land einsetzen. Daneben hatte ich aber auch Gelegenheit, andere Projekte der NGO zu besuchen, wie z.B. ein Straßenkinderzentrum in dem sehr armen Viertel Ezbet Chayrallah. Meine Kollegen (eine Ägypterin, ein Australier und ein Italiener) wiesen mich bei der Büroarbeit geduldig ein und sorgten durch ihre offene und freundliche Art für eine sehr angenehme Atmosphäre. So fühlte ich mich wohl und lernte neben dem Schreiben von Fördergeldanträgen (geschieht alles auf Englisch) auch die ägyptische Arbeitsweise und Struktur einer lokalen Organisation kennen. Mein Chef hatte mir gestattet, einige Urlaubstage zu nehmen, da ich ja im Land sei, um dieses kennen zu lernen und nicht nur, um meine Arbeit am Computer zu verrichten. So konnte ich neben den vielen Sehenswürdigkeiten in Kairo auch die Pyramiden, Alexandria, einen Teil der ägyptischen Wüste (Black-and-White Desert) und das Rote Meer (Dahab) besuchen. Ich habe wirklich viel in dem einen Monat in Ägypten unternommen und versucht, möglichst viele Gesichter dieses vielfältigen Landes kennen zu lernen.   Natürlich bin ich auch mit den Auswirkungen der gegenwärtigen politischen Situation im Land in Berührung gekommen. Die Frustration unter den jungen Menschen, die sich für den Rücktritt Hosni  Mubaraks und einen Wandel hin zu Demokratie und mehr Freiheit eingesetzt haben, ist groß. Die wirtschaftlich missliche Lage und die ausbleibenden Touristen haben zu erhöhter Armut und Kriminalität geführt. Vorfälle sexueller Belästigung, die auch bei Demonstrationen im furchtbarsten Maße stattfinden, schwächen das Vertrauen der Menschen zueinander. Am 30. Juni wird Mohammad Mursi ein Jahr Präsident sein und die Vorbereitungen für einen erneuten Aufstand in Ägypten laufen auf Hochtouren. Es werden Unterschriften gesammelt, die ihn zum Rücktritt veranlassen sollen, Plakate aufgehängt und Flyer verteilt. Es  sind große Demonstration angekündigt zu deren Teilnahme auch ich häufiger auf der Straße eingeladen wurde.   Wieviel Gewalt und auch Wandel dieses anstehende Datum mit sich bringen wird, werde ich allerdings nicht mehr vor Ort miterleben. Ich bin wieder zurück in Berlin und setze mein Praktikum bei 14km e.V. fort. Bei strahlendem Sonnenschein genieße ich es, eine kurze Hose tragen zu können. Rückblickend kommt mir mein Aufenthalt in Ägypten fast vor wie ein schöner, intensiver Traum, der mir Einblicke ermöglicht hat, die alles übertreffen, was ich vor meiner Abreise erwartet habe." Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.


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