Praktikumsbericht

Zweimonatiges Praktikum bei 14 km e.V. in Berlin – Bericht von Johanna Kramer

"Die Uni hat wieder begonnen und ich bin dieses Jahr ausgesprochen motiviert in das neue Semester gestartet, denn in den Semesterferien habe ich motivierende Erfahrungen in der mich erwartenden Arbeitswelt gesammelt. Ich blicke auf ein schönes zweimonatiges Praktikum in dem jungen Verein ‚14 km – the shortest distance between North Africa and Europe e.V.‘ zurück. Auf den Verein bin ich über eine Freundin aufmerksam geworden. Da der Verein thematisch sehr viel zur arabischen Region arbeitet und ich mich insbesondere für diese interessiere, habe ich mich spontan auf einen Praktikumsplatz beworben. Ehrlich gesagt war ich ein wenig verunsichert, denn Praktika können sehr anstrengend und uninteressant sein, doch das ging mir in dieser Zeit bei 14 km e.V. gar nicht so. Im Gegenteil, das Praktikum hat mir sehr viel Spaß bereitet und darüber hinaus neue Impulse für mein späteres Berufsleben gegeben. Ich habe im Allgemeinen einen sehr bereichernden Einblick in die Vereinsarbeit bekommen und durfte selbständig an spannenden Projekten mitarbeiten. Beispielsweise half ich bei der Organisation der Arabischen Film und Diskussionsreihe. In regelmäßigen Abständen zeigt der Verein Filme, die sich mit verschiedenen arabischen Ländern beschäftigen und diskutiert anschließend mit Experten/innen und dem Publikum über das Thema des Films und die aktuelle soziale und politische Situation im jeweiligen Land. Die Film- und Diskussionsreihe soll über arabische Länder informieren, sowie den interkulturellen, arabisch-deutschen Austausch auf der lokalen Berliner Ebene fördern. Ich durfte den Verein bei der Vor- und Nachbereitung sowie Durchführung von vier Veranstaltungen zu den Ländern Ägypten, Palästina, Syrien und Jordanien unterstützen. Ich half bei der Suche geeigneter Referent/innen sowie beim Akquirieren von Geldern für die Film- und Diskussionsreihe, indem ich gemeinsam mit Anja Gebel, der Projektmanagerin von 14 km e.V., einen Antrag auf finanzielle Förderung schrieb. Der Antrag wurde kurze Zeit später genehmigt und vermittelte mir schon zu Beginn meines Praktikums ein wunderschönes Erfolgserlebnis. Zu der Organisation der Filmveranstaltungen gehörte auch eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Ich durfte kurze Ankündigungs- und Reflexionstexte für die Website und für den Bereich Social Media verfassen, sowie Einladungen schreiben und versenden. Diese inhaltliche und organisatorische Unterstützung der Arabischen Film- und Diskussionsreihe hat mir besonders viel Spaß gemacht, zumal ich bei den einzelnen Veranstaltung selbst sehr viel von den Experten/innen und Teilnehmer/innen dazu lernen konnte. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt den Jordanien-Abend am 10. Oktober im Filmrauschpalast, zu dem ich meine deutsch-jordanische Austauschgruppe mitbrachte, die aktiv an der Abendgestaltung mitwirkte. Hier geht es zur Reflexion über den Abend. Ein weiteres spannendes und schönes Erlebnis war der Tag an der Sancta Maria Schule in Berlin, in welcher Anja Gebel und ich im Rahmen einer Afrika-Projektwoche den Schüler/innen durch verschiedene Aktivitäten das Land Ägypten näher brachten. Da ich in meinem Studium Arabisch lerne, bekam ich u.a. die Möglichkeit, den Schüler/innen ein paar Worte auf Arabisch beizubringen. Dieser Vormittag in der Schule hat mir sehr viel Spaß gemacht und es hat mich gefreut, dass ich den Tag mit meinen individuellen Stärken bereichern konnte. Hier gibt es einen ausführlichen Bericht zur Aktion. In meiner Zeit als Praktikantin habe ich auch administrative Aufgaben für den Verein übernommen, wie zum Beispiel Netzwerk-Pflege, Recherche-Aufgaben, Erstellung von Listen und Beantwortung von E-Mails und Anfragen. Diese Aufgaben haben aber nur einen kleinen Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch genommen. Mein absolutes Highlight war, dass 14km mir vorgeschlagen hat, mir ein eigenes Projekt zu überlegen, welches 14 km e.V. in näherer Zukunft durchführen könnte. Zusammen mit Anja Gebel konzipierte ich die Idee eines Interreligiösen Jugendaustauschs zwischen Ägypten und Deutschland zum Thema religiöse Minderheiten in beiden Gesellschaften. Bei der Konzipierung dieses Projektes durfte ich meine eigenen Ideen einbringen und Ziele, Methoden und Programmpunkte im Projekt mitkonzipieren. Ich bin sehr stolz auf das gemeinsame Ergebnis, das Anja und ich erarbeitet haben und wünsche mir, dass dieses Projekt nächstes Jahr in die Realität umgesetzt wird. Meine Praktikumsbetreuerin Anja Gebel hat mich bei meiner gesamten Arbeit immer unterstützt, sich viel Zeit genommen und mir viele Tipps gegeben. Durch dieses individuelle Feedback habe ich besonders viel dazu gelernt und meine persönlichen Fähigkeiten in vielen Bereichen verbessert. Letztendlich möchte ich mich für die schöne Praktikumszeit bei 14 km bedanken und wünsche dem Verein in der Zukunft alles Gute. Ich möchte mich neben meinem Studium weiterhin ehrenamtlich für 14 km e.V. engagieren und alle Fans von 14 km e.V., die gerne den Verein kennenlernen und unterstützen möchten, zu einem Praktikum bei 14km in Berlin ermutigen. Vielen Dank 14 km,  vielen Dank Anja Gebel!" Johanna Kramer Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.


Vierwöchiges Praktikum in der ägyptischen NGO “New Horizon Association for Social Development“ in Kairo

"Ein einmonatiger Aufenthalt in Kairo liegt hinter mir. Nie zuvor bin ich auf dem afrikanischen Kontinent gewesen oder in einem arabisch-sprachigen und muslimischen Land. Mein Praktikum ermöglichte es mir, all dies zu erleben – und das nicht als Touristin, sondern als Einwohnerin Kairos, als Praktikantin in einer lokalen NGO, mit einem Alltag. Ich habe die fremde, gigantische Stadt zu der meinen gemacht, einem Ort mit dem ich nun viel verbinde und auf Erfahrungen zurückblicke, die ich nicht missen möchte. Während ich mir anfangs auf Kairos Straßen auf der Rückbank im Taxi völlig aufgeschmissen vorkam und über keinerlei Orientierung oder Anhaltspunkte verfügte, veränderte sich dies mit der Zeit und bald kannte ich die Wege von Zuhause nach Downtown oder zu meinen Freunden. Ich wusste, wann der Fahrer wo abbiegen musste, wusste, an welchen Ecken es sich besonders staute und konnte auf dem Nachhauseweg das Taxi durch  die schnell gelernten Worte shimel (links), yemin (rechts) und alatul (geradeaus) bis vor meine Haustür lotsen. Ich habe mit zwei jungen Frauen in einer wunderschönen Wohnung im Stadtteil Mohandeseen gelebt. Die beiden behandelten mich wie eine langjährige Freundin und ich erfuhr, was es mit der ägyptischen Gastfreundschaft auf sich hat. Häufig waren Freunde zu Besuch und an einem Abend fand eine große Party auf unserer Dachterrasse statt. Ich genoss es, durch meine Mitbewohnerinnen einen Einblick in eines der vielen Gesichter Ägyptens zu erhalten. Der Weg zur Arbeit dauerte eine ganze Stunde. Ich nahm ein Taxi zum Tahrir-Platz, stieg dort in die Metro und musste dann noch eine kurze Strecke Minibus fahren. Vor der Fahrt mit dem Bus traf ich mich immer mit einigen meiner Kollegen um dieses letzte Stück nicht alleine fahren zu müssen. Denn seit der Revolution überschatten Vorfälle sexueller Belästigung die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, weshalb zu Vorsicht aufgerufen wird.   In der Metro gibt es Abteile, die nur Frauen und Kindern den Zugang erlauben. Ich habe immer diese Wagen genommen. Anfangs war es seltsam für mich, eine der wenigen unverschleierten Frauen im Abteil zu sein. Ich trug immer lange Hosen und Shirts mit Ellbogen-langen Ärmeln und wusste dennoch nicht, welches Bild ich verkörperte. Nach vielen Blickkontakten und Zulächeln, sowie schüchternen Fragen woher ich käme und was ich hier mache, wurde mir klar, dass ich mich nicht unwohl zu fühlen brauchte. Denn auch wenn ich durch mein Äußeres auffiel, so wurde dies positiv aufgenommen und die Menschen gaben mir das Gefühl, willkommen zu sein. Ein Erlebnis, was diese Tatsache noch besser verdeutlicht, hat in Alexandria stattgefunden. An meinem zweiten Wochenende in Ägypten fuhr ich mit einer Freundin (auch eine deutsche Praktikantin) dorthin. Wir schlenderten die Promenade am Meer entlang und zum ersten Mal betraten wir eine Moschee. Es war Freitag und viele Menschen tummelten sich auf dem Vorplatz, weshalb wir etwas unsicher wurden, wie unsere Anwesenheit aufgenommen werden würde. Wir betraten den Bereich, in dem die Frauen sich aufhalten. Sie saßen zusammen, beteten, unterhielten sich, telefonierten, aßen und tranken. Nach wenigen Minuten waren meine Freundin und ich umringt von Frauen und Kindern, die sich nach unseren Namen, unserer Herkunft und unserem Alter erkundigten und freudestrahlend feststellten, dass wir uns wohl in der Moschee fühlten. Wir erlebten ein großes Interesse gegenüber unserer Person und unglaublich viel Zuneigung, kommuniziert durch Lächeln und Komplimente. Eine alte Frau küsste uns und ohne Worte verstanden wir ihr Willkommen. Auch wurden viele Gruppenfotos gemacht, denn jeder wollte mal mit uns abgelichtet werden. Mir wurden eine Kette und ein Armreif geschenkt und ich konnte kaum glauben, was da gerade vor sich ging. Als wir nach guten zwei Stunden die Moschee verließen, waren wir voller Glücksgefühle und erklärten unser „Moschee-Erlebnis“ zum Höhepunkt unserer Alexandria-Reise. Zurück zum Alltag: Das Büro der NGO „New Horizon Association for Social Development“ ist in “Old Cairo”. Ich arbeitete im Fundraising-Office, dessen Mitarbeiter dafür zuständig sind, nach Ausschreibungen für Fördergeldvergaben zu suchen und Projektanträge zu verfassen. Dies impliziert Brainstorming und Ideenentwicklung für potenzielle Projekte, die dem Leitbild der Organisation entsprechen. Konzepte, die entstanden, während ich dort im Büro arbeitete, drehten sich beispielsweise um Trainings für junge Mütter, deren Kinder Erscheinungen von Mangelernährung zeigen, oder um ein Netzwerktreffen verschiedener ägyptischer Jugendorganisationen, die sich friedlich für den politischen Wandel im  Land einsetzen. Daneben hatte ich aber auch Gelegenheit, andere Projekte der NGO zu besuchen, wie z.B. ein Straßenkinderzentrum in dem sehr armen Viertel Ezbet Chayrallah. Meine Kollegen (eine Ägypterin, ein Australier und ein Italiener) wiesen mich bei der Büroarbeit geduldig ein und sorgten durch ihre offene und freundliche Art für eine sehr angenehme Atmosphäre. So fühlte ich mich wohl und lernte neben dem Schreiben von Fördergeldanträgen (geschieht alles auf Englisch) auch die ägyptische Arbeitsweise und Struktur einer lokalen Organisation kennen. Mein Chef hatte mir gestattet, einige Urlaubstage zu nehmen, da ich ja im Land sei, um dieses kennen zu lernen und nicht nur, um meine Arbeit am Computer zu verrichten. So konnte ich neben den vielen Sehenswürdigkeiten in Kairo auch die Pyramiden, Alexandria, einen Teil der ägyptischen Wüste (Black-and-White Desert) und das Rote Meer (Dahab) besuchen. Ich habe wirklich viel in dem einen Monat in Ägypten unternommen und versucht, möglichst viele Gesichter dieses vielfältigen Landes kennen zu lernen.   Natürlich bin ich auch mit den Auswirkungen der gegenwärtigen politischen Situation im Land in Berührung gekommen. Die Frustration unter den jungen Menschen, die sich für den Rücktritt Hosni  Mubaraks und einen Wandel hin zu Demokratie und mehr Freiheit eingesetzt haben, ist groß. Die wirtschaftlich missliche Lage und die ausbleibenden Touristen haben zu erhöhter Armut und Kriminalität geführt. Vorfälle sexueller Belästigung, die auch bei Demonstrationen im furchtbarsten Maße stattfinden, schwächen das Vertrauen der Menschen zueinander. Am 30. Juni wird Mohammad Mursi ein Jahr Präsident sein und die Vorbereitungen für einen erneuten Aufstand in Ägypten laufen auf Hochtouren. Es werden Unterschriften gesammelt, die ihn zum Rücktritt veranlassen sollen, Plakate aufgehängt und Flyer verteilt. Es  sind große Demonstration angekündigt zu deren Teilnahme auch ich häufiger auf der Straße eingeladen wurde.   Wieviel Gewalt und auch Wandel dieses anstehende Datum mit sich bringen wird, werde ich allerdings nicht mehr vor Ort miterleben. Ich bin wieder zurück in Berlin und setze mein Praktikum bei 14km e.V. fort. Bei strahlendem Sonnenschein genieße ich es, eine kurze Hose tragen zu können. Rückblickend kommt mir mein Aufenthalt in Ägypten fast vor wie ein schöner, intensiver Traum, der mir Einblicke ermöglicht hat, die alles übertreffen, was ich vor meiner Abreise erwartet habe." Die von uns wiedergegebenen Berichte von durch uns vermittelte Praktikant/innen spiegeln nicht notwendigerweise die Sichtweise von 14km e.V. oder unseren Partnern wider.


|